Der Kofferträger (German Edition)
dass er damit einem seiner größten Rätsel auf der Spur war.
Nach einer weiteren Stunde gemütlichen Beisammenseins drängte Jürgen seine Frau Anita zum Aufbruch, er hätte noch viel an diesem Sonntag vorzubereiten. Die beiden Frauen zeigten Verständnis. Schütz hatte nur eines im Sinn. Er wollte so schnell wie möglich den Beipackzettel ‚SibalI In‘ studieren.
Das gelang ihm in der Abgeschiedenheit auf Nikolskoe. Den Schock bekam er, als er im Internet mehr über die Nebenwirkungen erfuhr.
Am Ende des langen Tages wusste er viel über die angebliche Krankheit von Nicola und glaubte auch mehr über seine Unruhe und seine Nikotinsucht zu wissen. Warum hatte er nicht schon vorher geforscht? Mit diesen Gedanken war er eingeschlafen.
I n der Nacht, es war gerade drei Uhr, erhob er sich, warf sich einen Bademantel über und kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Durch sein Gehirn waren Bilder gejagt, die er versuchte einzusortieren. Buchstaben und Zeichen, Zeilen, Schriften und Wirkungen. Ein wirres Durcheinander ließ ihn nur oberflächlich schlafen. Dann aber hatte er, nur für den Bruchteil eines Augenblicks, ein Bild vor Augen, das er unbedingt jetzt aufklären musste. Daher war er an den Schreibtisch zurückgekehrt. Blitzschnell war er im Internet und suchte dort nach der Formel für SibalI In. Er kramte aus seinem Gedächtnis einige Hieroglyphen hervor und verglich. C 14 H 19 NO 2 die Formel für SibalI In. Sie glich auf den Punkt der Chemikalie, die er im Werk der ‚ Happy Hour ‘ auf den Flaschen entdeckt hatte. Der Chemiker, der sie bei der Besichtigung geführt hatte, war sehr bestrebt gewesen sie vor seinen Augen zu verbergen.
Diese Erkenntnis eröffnete eine neue Welt. Alle seine bisherigen Vermutungen kanalisierten sich in dieser Sicht, was die Zigarette ‚ Happy Hour ‘ in Wirklichkeit war. Und doch blieb es bisher bei Vermutungen, konnte er seine an Sicherheit grenzenden Ahnungen nicht beweisen. In der Zigarette war es bisher nicht gelungen, irgendeinen Stoff nachzuweisen. Eine wie auch immer geartete Veränderung verbarg die Droge vor allzu neugierigen Blicken.
Das Verbrechen war perfekt, gedeckt durch Politiker und Wissenschaftler. Ein Volk wurde gezielt unter Drogen gehalten. Um eines gefüllten Säckels und einer blendenden Bilanz wegen. Der Beweis lag in der Zigarette selbst oder er musste, wenn die Zigarette ihr Geheimnis nicht preisgab, in der Fertigung der Marke ‚ Happy Hour ‘ vor Ort gefunden werden.
Anita entdeckte ihn am frühen Morgen an seinem Schreibtisch, eingeschlafen.
„Was ist?“, brummte sie mürrisch.
„Wir werden die Zeit schon noch zum Segeln finden“, nahm er ihre Frage vorweg. Seine Frau überschaute mit einem Blick den Schreibtisch. Mit einem Mal entdeckte er den dort ausgebreitet liegenden Beipackzettel mit der daneben notierten Formel. Mit einem Handgriff ließ er die Papiere unter anderen verschwinden. Hatte sie die Formel erkennen können? Wusste sie durch ihre Gespräche mit dem Onkel von irgendwelchen Machenschaften? Sie frühstückten gemeinsam. Was ihn am ehesten beunruhigte, waren ihre belanglosen Worte über alles und nichts. Kein Wort über seine nächtliche Arbeit, keine Bemerkung darüber, warum er sich mit dem Beipackzettel des Medikamentes von Nicola beschäftigte. Ihre Gleichgültigkeit verwunderte ihn.
Wenige Tage später traf sich Schütz noch einmal mit Karlheinz Westenhagen. Sie wanderten durch die Grünanlagen im ‚Tiergarten‘.
„Was gibt es, was dich so beunruhigt? Warum müssen wir uns hier treffen? Wenn du mit mir über die Krankheit meiner Tochter sprechen willst, hätten wir uns auch bei uns zu Hause treffen können. Ich tendiere immer mehr zu deiner Meinung über das Medikament. Ich habe mich zwischenzeitlich schlaugemacht. Vieles an dem, was du gesagt hast, ist wahr. Ich forsche weiter. Schwierig wird es sein, sie von der Droge herunter zu bringen.“
„Da sei besonders vorsichtig. Die Entzugserscheinungen gehen bis zur Suizidgefährdung. Das aber ist es nicht, worüber ich mit dir reden wollte.“
Karlheinz schaute ihn zweifelnd an.
„Was ist es dann?“
„Nach unserem Besuch in der Happy Hour Firma haben wir eine Formel notiert, die wie Hyroglyphen aussah. Erinnerst du dich?“
„Natürlich, du warst ganz schön aufgeregt.“
„Bin ich jetzt noch mehr.“
„Also schieß los. Ich bin gespannt, was das große Geheimnis ist.“
„Karlheinz ich brauche deine absolute Verschwiegenheit, jedermann gegenüber und
Weitere Kostenlose Bücher