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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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wird heißer, als ich angenommen hatte. Es geht nicht nur um nicht deklarierte Spenden und Bestechungen, es geht um viel mehr. So weit hätte ich nie gedacht. Das ist ungeheuerlich.“
    „Wie, was meinst du? Drücke dich bitte deutlicher aus?“
    „Ab sofort hältst du dich da heraus. Das ist ganz alleine meine Angelegenheit, hörst du. Du hast nichts mehr damit zu tun.“
    „Ach so, erst darf ich dir gewisse Unterlagen beschaffen, dann schmeißt du mich raus. Das glaubst du auch nur. Vor allen Dingen erkläre dich näher. Was ist passiert, was ist jetzt anders?“
    „Corinna, was wir hier betreiben ist kein Kinderspiel. Es ist der blutige Ernst einer betrügerischen Gesellschaft. Ich kann dich da nicht hineinziehen.“
    Böse, mit rollenden Augen funkelte sie ihn an. „Weißt du eigentlich, dass bei den Neandertalern die Frauen auf Mamutjagd gegangen sind? Die Männer blieben zu Hause und vergnügten sich damit, wie man aus Stein Pfeilspitzen und kleine Messer machte?“
    „So“, schaute er verdutzt, „was hat das mit uns zu tun?“
    „Mein Gott bist du stur, oder vielleicht sogar ahnungslos“, lächelte sie. „Wenn du so willst, waren die Frauen die Helden im täglichen Überlebenskampf und die Männer die Schürzenträger.“
    „Das war was anderes, wir haben es hier mit anderen Dingen zu tun.“
    „Woher weißt du das? Warst du etwa schon auf einer Mammutjagd? Hast du schon einmal unter dem gewaltigen Bauch eines solchen Riesenviehs gestanden und versucht, eine Schlinge um seine Füße zu legen und anschließend die Fußsehnen mit einem Steinmesser zu durchtrennen?“
    Er schaute sie so verblüfft an, dass sie anfing zu lachen.
    „Also, jetzt zur Sache. Worum geht es? Ich werde an deiner Seite sein“, bestimmte sie.
    Ohne Umschweife malte er aus seinen Analysen das Bild, das sich ihm urplötzlich eröffnet hatte. Es fing mit dem Wort ‚gerne‘ an, das sie aus dem Gespräch eines der Mafiosi entnommen hatte. Die Reaktionen der beiden Presidente fügten einige Pinselstriche hinzu. Schließlich bedeutet der Lieferschein das Tüpfelchen auf dem ‚i‘. Die junge Frau bestätigte ihm, dass es tatsächlich so und nicht anders sein müsste.
    „Das Geld hier unter dem Sofa ist kein Spendengeld. Sie behaupten es nur. Es ist schwarzes Geld von irgendwoher. Wie es zusammengesetzt ist und was damit in Deutschland geschehen soll, kannst du dir jetzt vorstellen. Das Geld soll gewaschen werden. Dafür gibt es eine satte Provision. Deswegen geben sie auch ‚gerne‘ die Spende nach Berlin. Das sind Mafiosi.“
    „Glaubst du im Ernst, Politiker arbeiten mit der Mafia zusammen?“
    „Nun, du weißt, es wird gemunkelt, selbst der Vatikan ist Partner der Mafia.“
    „Oh, Gott Jürgen. Wo sind wir da hineingeraten?“, keuchte sie.
    „Ich sage es dir, du solltest aussteigen.“
    „Jetzt Schluss damit“, blitzte sie ihn an. „Ich bleibe dabei.“
    „Gut denn“, stimmte er zu. „Noch eine Frage. Woher weißt du die Geschichte mit den Steinzeitfrauen, die auf die Mammutjagd gingen?“
    „Nur so, das kann gar nicht anders gewesen sein“, mit heruntergezogenen Mundwinkeln grinste sie ihn an, und Jürgen verstand.
    „Du bist zum verlieben“, leicht schüttelte er seinen Kopf, bevor er fortfuhr.
    „Zwar ist dein Beleg nicht der Beweis für die Annahme, dass das Koffergeld und die Abrechnung das Gleiche sind. Aber ein Beweis, dass die PCG vor drei Tagen eine Summe in exakt dieser Höhe erhalten hat. Von einer Firma aus Neapel, mit dem angegebenen Bezug.“
    „Ich habe in allen Unterlagen nachgeschaut, die Firma ist bisher nirgendwo zu finden. Ich habe eine Kopie gemacht, du kannst sie mitnehmen.“
    Spätestens von nun an bewegte er sich auf brandheißem Boden. Er müsste in Vaduz für diese Summe eine offizielle Quittung erhalten. Das könnte ihm später als Mitwisser den Hals brechen.
     
    *
     
    Ihn ließ die zwanghafte Vorstellung nicht los, Corinna und er bewegten sich ab nun auf eisglattem Parkett.
    Weder er noch seine neue Freundin könnten zu seinem Hotel gehen, die Suite bezahlen und sein Auto abholen. Sie konstruierten ein Geschäft, das sicherlich funktionieren würde. Für den Rest des Tages blieben sie in dem Appartement.
    Erst gegen Abend schlug Schütz vor, mit ihr essen zu gehen. Zuvor kleidete er sich neu ein.
    Wenn möglich gehen wir nicht in ein italienisches Restaurant. Sie einigten sich auf ein Französisches, das Corinna kannte. Sie landeten unweit ihrer Wohnung in „La Vieille

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