Der Kofferträger (German Edition)
Vorbereitungen ihres Kirchganges stören.
Das einzige, was Schütz herausfand, war, Geld stünde in unbegrenzter Menge zur Verfügung. Auch Rechnungen könnten direkt nach Italien geleitet und in Italien beglichen werden. Es ging wohl darum, für den anstehenden Wahlkampf könnten italienische Marketingfirmen und Kleberkolonnen arbeiten.
„Wissen Sie“, beteuerte President e Bertoldi, „wir können heute in jeder Zeitung werben, wirklich in jeder. Können Sie sich das vorstellen? Auch in Deutschland. Niemand würde uns ablehnen.“
Bevor er sich in seine unverständliche Euphorie verstieg, unterbrach ihn Schütz.
„Warum wollen Sie als italienische Partei in Deutschland werben?“, fragte er, neugierig geworden.
„Oh, nein. Doch nicht wir in Deutschland. Unsere Freunde aus Ihrer Partei.“
Bertoldi korrigierte ärgerlich. Offenbar hatte der Kofferträger das alles nicht verstanden, oder er wollte es nicht verstehen.
Frau Malpesi übersetzte cool in gekonnter Manier, sie schaute immer gerade denjenigen an, dessen Wort sie später übersetzen sollte, und Jürgen wusste nichts von dem brausenden Sturm in ihrer Gefühlswelt.
Bertoldi war über die schnell erfolgte Einigung froh, wobei er die Zustimmung von Schütz auf dessen Rücksprache mit Berlin zurückführte. Bisher war noch nicht ein einziges Wort über die geheimnisvollen Bewacher gefallen.
„Schon zwei Mal haben wir uns in diesem Hotel getroffen. Ich möchte jeden Verdacht seitens eines Beobachters ausschalten.“
Bertoldi schaute ihn erstaunt an.
„Von hier aus möchte ich Ihnen in ihr Büro folgen, dort das Geld übernehmen. Danach bitte ich Sie, ihr Büro ohne mich zu verlassen. Später gehe ich durch einen Hinterausgang aus dem Haus.“
Bertoldi blickte immer noch ein wenig konsterniert.
„Aus Berlin habe ich Meldungen erhalten, die eine Beobachtung nicht ausschließen. Allerdings“, ergänzte Schütz: Mir ist nicht bekannt von welcher Seite und mit welchem Zweck.
Diesem Hinweis auf den obersten Boss beugte sich der Presidente.
Sie kehrten durch den Haupteingang des Hotels auf die Straße zurück und verabschiedeten sich. Die beiden PCG-Manager zu ihrem Büro. Frau Malpesi hatte ihr eigenes Auto dabei. Anschließend folgte er ihnen mit dem Taxi. In der Zentrale der PCG übernahm er die beiden Koffer ohne Quittung und die Herren verabschiedeten sich bald darauf.
Ein Blick aus dem Fenster bestätigte den Verdacht, den er gehegt hatte. Als Schütz von seinem Fensterplatz zurückkehrte, war Corinna bereits dabei, in ihrem Büro nach schriftlichen Hinweisen für die Quellen des Geldes zu suchen. Es war wohl zwecklos. Mindestens fünfundvierzig Minuten waren vergangen. An der Straßenecke schwatzten noch immer die ‚Betreuer‘. Nicht mehr lange, und die Führer der PCG würden zurückkehren.
Schütz lief mit zehn Millionen Mark unter dem Arm, in zwei schmalen Köfferchen verpackt, durch das Treppenhaus. Mulmig wurde es ihm zum ersten Mal, als er über einen dunklen Kellerflur dem Notausgang zustrebte.
Corinna holte den Aufzug hoch, als sie ihren Freund am Hinterausgang wähnte. Sie ließ den Lift vor ihrem Büro anhalten, wartete einen kurzen Moment und drückte den Parterreknopf. Schütz müsste jetzt schon auf der Straße sein und die Umgebung des Gebäudes verlassen haben. Die Aufzugstür schloss, und der Lift bewegte sich wieder nach unten. Hinter der Gardine wagte sie einen Blick auf die Straße. Ihr Herz blieb beinahe stehen, als sie nur einen der beiden ‚Begleiter‘ erkennen konnte. Er wartete angespannt. Als der Aufzug im Erdgeschoss anhielt, erstarrte der Mann mit der dunklen Brille in der Erkenntnis, dass der Lift weder den Träger noch die Koffer ausspuckte.
Er lief um das Gebäude herum, sicher um seinen Partner zu informieren Schütz müsste schon über alle Berge sein. Corinna rannte durch das Büro zu der gegenüberliegenden Fensterfront und blickte an der Fassade herab. Sie sah gerade noch, wie sich der Mann vor dem Hintereingang des Hauses postierte. Mein Gott, Schütz war in äußerster Gefahr. Wo aber war der zweite Bewacher geblieben? Fand im Inneren des Hauses bereits ein Kampf auf Leben und Tod statt? Wie könnte sie Jürgen jetzt helfen? Dann sah sie diesen Zweiten, wie er aus einem kleinen Geschäft kam, mit einer Packung Zigaretten in der Hand.
*
Mit den beiden kleinen Köfferchen unter dem Arm war Schütz aus dem dunklen Flur in das Untergeschoss gelangt. Hausgerümpel stand herum und vor allem
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