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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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geheimen Schwarzkonten – wenn man es denn noch ein wenig mehr aufgefüllt hätte - einen Teil der Ausgabe aufgekauft haben. Der Staat bekäme über die Anleihe Geld, die Partei einen hohen Zinssatz für nicht deklariertes Vermögen.
    Jürgen verstand es nicht. Ihm war es auch gleichgültig, ob das so funktionieren könnte.
    „Wollen Sie noch größere Effektivität?“
    Der Kofferträger fragte sich, woher der geheimnistuerische Gils von seinen Beziehungen zum Kanzler wusste. Letztlich entschied er sich aber, seinem Boss den Vorschlag nicht zu übermitteln. H. B. käme noch auf die Idee, ihn umzusetzen.
    Nachdem die Scheine in der Geldwäscherei abgeliefert waren, trieb es ihn, pfiffig nach dem ‚Wäschebon‘ zu fragen. Gils Junior zeigte für derartige Witze keinen Sinn.
    So trug Jürgen zwei leere Koffer in seinen Händen. Dann holte er aus dem Tresor den in der vergangenen Woche abgelegten und noch gefüllten Schweigerkoffer. Er füllte das Geld von da in die beiden leeren Koffer und ließ den leeren Schweigerkoffer im Tresor. Bei seinen Transaktionen hatte er darauf zu achten, nicht irrtümlich den falschen Koffer am falschen Ort zu hinterlassen. Das zählte zu seinen schwierigsten Aufgaben, wie er sich selbst bestätigte. Warum er das tat, wusste er nicht. Ihm war schon schwindlig wegen des Kontenlabyrinths, den vollen und leeren ‚Belosio-Koffern‘. Besorgt schaute er mehrfach nach, welchen Koffer er in Händen hielt.
    Noch am selben Nachmittag machte er sich auf den Heimweg mit den fast vollständigen fünf Millionen. Das war schließlich das Geld, das er bar abholen und nach Berlin bringen sollte. Hinter der Grenze, auf deutschem Territorium, rief er im Büro an. Frau Hubert zeigte sich weder überrascht noch hatte sie eine besondere Nachricht für ihn. Sie fragte noch nicht einmal, wann er wieder in Berlin sein würde. Demnach könnte er noch ein paar Tage unterwegs bleiben. Zumindest rechnete sie damit.
    Der Bodensee hielt ihn noch eine Weile an seinen Ufern gefangen, dann bog er auf die B 467 nach Tettnang ein, später befuhr er die B 30 Richtung Ulm. Biberach war der Ort, in dem er übernachten wollte. Irgendwie hatte er das Gefühl, sich hier einigermaßen wohl und sicher zu fühlen. Schließlich befand sich direkt in der Nähe eine Polizeischule. Schon allein wegen ihrer Anwesenheit würden sich dunkle Elemente nicht lange hier aufhalten können, und er betrachtete seine Schmuggelware unter den Augen des Gesetzes gut aufgehoben.
    Im Hotel Kapuzinerhof auf der Kapuziner Str. 17 glaubte er, die geeignete Unterkunft zu finden. Das Zimmer kostete 580,- DM im dritten Stock. Wegen seines Bargeldkoffers machte er sich nicht mehr die geringste Sorge. Der Kleiderschrank war ein gutes Versteck, und Schütz konnte unbesorgt zum Abendessen gehen. In seinem Zimmer machte er sich anschließend die notwendigen Gedanken. Am liebsten würde er den Weg jeden einzelnen Scheines überwachen, ihn ähnlich eines Ringes für Zugvögel markieren. Warum eigentlich nicht, schoss ihm ein heller Gedanke durch den Kopf? Das wäre eine gute Möglichkeit, festzustellen, an welchen Orten sich die Zweitausender Banknoten konzentrieren würden. Zumindest könnte er daraus die steuernden Aktionen des Kanzlers ableiten.
    Er dachte jetzt aber mehr an seine kleine Corinna. Was mochte sie gerade tun? Von Berlin aus dürfte er es nicht versäumen, ihr ein abhörsicheres Handy zu schicken. In der Umgebung vom Kanzleramt wurden sie angeboten wie Sand am Meer. Schließlich schienen in diesem Umfeld beinahe alle Geschäfte aus der Lehre des Kanzlers zu entspringen. Die Businesspeople hatten viel zu verbergen. Von einem guten Freund könnte er die Funktionsweise testen lassen, d. h., ob das Gerät abhörsicher war. Es sei denn, der Freund selbst baute eine konspirative Anlage dort ein.
    Am nächsten Tag fuhr er in Ulm auf die A 7, dann wollte er über Nürnberg, Leipzig nach Berlin weiterfahren. Ein schöner Umweg dachte er, die Landstraße hatte ihn einiges an Zeit gekostet, brachte ihm aber auch Vorteile. Eventuelle Verfolger würden ihn hier nicht suchen. Doch schon hinter Nürnberg auf der A 9 überholte ihn ein schwarzer Mercedes und setzte sich vor ihn. Ein Blick in den Rückspiegel ließ ihn erschauern. Von dort blitzte es verdächtig ebenfalls vom Lack eines schweren Mercedes. Er wurde beobachtet.
    Was wollten diese Vögel von ihm? Ihm war noch nicht einmal bekannt, ob sie aus des Kanzlers Geheiß hin ihn schützten, auf Verlangen

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