Der Kojote wartet
euch Howard durch die Lappen gegangen ist.«
»Das kommt ungefähr hin«, bestätigte der FBI-Agent. »Ich weiß nicht, was die Chefetage darüber denkt, aber ich vermute, daß das ziemlich genau zutrifft.«
Leaphorn aß ein weiteres Stück Waffel.
»Und was ist dagegen einzuwenden, verdammt noch mal? Wozu eine Menge Zeit vergeuden? Wozu die Agency verärgern? Wozu Mr. Ji belästigen?«
»Ich frage mich nur, was er dort draußen zu suchen hatte«, sagte Leaphorn. »Sonst nichts.«
Kennedy aß seine Waffel auf. »Ich muß jetzt nach Farmington«, sagte er. »Ober hundert holprige Meilen auf der Route 666. Und dann eine Nacht im dortigen Holiday Inn.«
»Weißt du bestimmt, daß du nicht nach China willst?«
»Da möchte ich ungefähr so gern hin wie nach Farmington«, wehrte Kennedy ab. »Und vergiß nicht, ein großzügiges Trinkgeld zu geben.«
Leaphorn beobachtete, wie der FBI-Agent das International Pancake House verließ. Er sah, wie sein Wagen vom
Parkplatz auf die alte U.S. 66 rollte und die lange Fahrt nach Norden in Richtung Farmington begann. Er fragte sich noch immer, was Oberst Ji draußen im Regen in der Nähe eines Hexentanzplatzes zu suchen gehabt hatte.
11
Der Handmann, ein auf Hände spezialisierter Chirurg, genoß einen hervorragend guten Ruf. Er hatte sich lächelnd als »indischer Indianer« vorgestellt und seinen Namen genannt, den Chee sofort wieder vergessen hatte. Er sprach in singendem Tonfall mit leicht britischem Akzent, stellte seine Fragen mit leiser, sanfter Stimme, ohne Chee dabei anzusehen, und konzentrierte sich ganz auf die häßliche, an den Rändern gezackte tiefe Brandwunde in Chees linker Handfläche. Mit Dr. Johns, seiner auf Verbrennungen spezialisierten Kollegin, diskutierte er über Sehnenschäden, Bänderschäden, Nervenschäden, Geweberegeneration, »Gebrauchsfähigkeitsprognosen« und »Anwendbarkeit chirurgischer Techniken«.
»Sie haben den Griff einer Autotür umklammert, Mr. Chee? Und der Wagen hat gebrannt?« Er betrachtete Chees rechte Hand. »Aber Sie sind Rechtshänder, nicht wahr? Warum haben Sie diesmal mit der Linken zugepackt?«
»Weil die Fahrertür sich so am besten öffnen läßt, nehme ich an«, sagte Chee. »Sollte ich einen anderen Grund gehabt haben, weiß ich ihn nicht mehr.«
»Man könnte fast glauben, Ihr Unterbewußtsein habe diese Verletzung vorausgeahnt und die für Sie wertvollere Hand davor bewahrt.« Der Handmann sprach deutlich und präzise, ohne von dem feuerroten Narbengewebe in Chees Handfläche aufzusehen. »Finden Sie nicht auch?«
»Das bezweifle ich«, antwortete Chee. »Ich vermute, daß ich links zugepackt habe, weil ich Nez mit der rechten Hand rausziehen wollte. Aber wenn ich ehrlich bin, kann ich mich an das alles nur undeutlich erinnern.«
»Gewiß, gewiß«, sagte der Chirurg ohne weiteres Interesse.
Und das war's dann. Die Ärztin verband Chee die Hand neu, diesmal nach einer anderen Methode. Sie schrieb ihm ein Rezept aus, gab ihm ein paar Verhaltensmaßregeln mit auf den Weg und forderte ihn auf, in einer Woche wiederzukommen. »Nun, was denken Sie?« fragte er.
»Denken?«
»Ob die Hand operiert werden muß? Wie gut meine Finger wieder funktionieren werden. Solche Dinge.«
»Das müssen wir erst entscheiden«, wehrte die Ärztin kühl ab. »Sie werden dann informiert.«
»Sehr nett von Ihnen«, sagte er, aber sie bekam die Ironie nicht mit.
Chee benutzte wieder die Telefonzelle. Diesmal war Janet Pete nicht da. Sie war in Santa Fe, wie ihm die freundliche Telefonistin ihrer Dienststelle mitteilte, um die Geschworenen für einen bevorstehenden Prozeß auszuwählen. Ob sie heute abend wieder zu Hause sein würde? Die Telefonistin war leider überfragt.
Als nächstes wählte Chee die Nummer von Professor Tagerts Büro. Jean Jacobs meldete sich. Nein, Tagert hatte noch immer nichts von sich hören lassen.
»Kann ich mal vorbeikommen? Hätten Sie Zeit für ein Gespräch?«
»Klar«, antwortete die Jacobs. »Worüber denn?«
»Mr. Redd hat uns von Tagerts Interesse für Butch Cassidy erzählt. Er meinte, Ashie Pinto habe Tagert möglicherweise geholfen, Cassidys Spur zu finden. Draußen im Reservat.«
»Okay«, sagte Jean Jacobs. »Ich weiß, daß er von Cassidy besessen ist, aber das ist schon beinahe alles, was ich darüber weiß.«
Chee stiefelte mürrisch übers Universitätsgelände. Janet Pete hatte gewußt, daß er heute wieder in Albuquerque sein würde. Er hatte ihr ein paar Zeilen
Weitere Kostenlose Bücher