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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hillerman
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Sache wußte. Chee fragte sich, was seinen Vorgesetzten und Lieutenant Leaphorn gegen ihn aufgebracht haben mochte. Der Gedanke an Leaphorn irritierte ihn immer mehr.
    Als er mit seinem Pickup die Straße verließ und der Fahrspur folgte, die durch Buschwerk zu seinem aufgebockten Wohnwagen hinunterführte, sah Chee, daß er Besuch hatte. Ein Streifenwagen der Navajo Tribal Police fuhr gerade los und kam ihm entgegen.
    Der Fahrer hielt, legte den Rückwärtsgang ein und parkte den Wagen wieder dort, wo Chee sonst seinen Pickup abstellte. Chee hielt neben dem Streifenwagen.
    Captain Largo, der am Steuer saß, hatte einen weiteren Polizeibeamten neben sich.
    »Freut mich, dich zu sehen«, sagte Largo, während er sich aus dem Wagen stemmte. »Wir sind auf der Suche nach dir.«
    »Das hat Angie auch gesagt«, antwortete Chee. »Wollen Sie nicht hereinkommen?«
    »Machen wir«, sagte Largo.
    Der andere Polizist stieg ebenfalls aus und setzte seine Uniformmütze auf Lieutenant Leaphorn.
    »Yaa'eh t'eeh«, sagte Leaphorn.
    Auf die höhergelegenen Teile von Shiprock schien noch die Nachmittagssonne, aber hier unter den Pappeln am Fluß stand Chees Trailer schon so lange im Schatten, daß er ausgekühlt war. Chee stellte die Gasheizung an, füllte seinen Wasserkessel und stellte drei Becher mit den Papierfiltern bereit, die er in letzter Zeit benutzte, um den Kaffee gleich in der Tasse aufzugießen.
    Warum hatte der Captain ihn gesucht? Und was tat Leaphorn hier - so weit von seinem Schreibtisch in Window Rock entfernt? Chee setzte den Kessel auf und war sich dabei bewußt, daß er vorsichtiger mit Feuer umging als früher. Als Gäste hatten der Captain und der Lieutenant die beiden Stühle bekommen; Chee setzte sich auf die Kante seiner Schlafkoje.
    »Wir müssen warten, bis das Wasser kocht«, sagte er. »Es dauert nicht lange.«
    Largo räusperte sich gewichtig.
    »Bei uns in Shiprock ist heute ein Mann ermordet worden«, stellte er fest. »Erschossen.«
    Das war nichts, womit Chee gerechnet hatte. »Erschossen? Wer?«
    »Ein Mann namens Huan Ji«, antwortete Largo. »Kennst du ihn?«
    Chee saß stocksteif da, während er diese Nachricht verarbeitete. »ja«, sagte er schließlich. »Daß ich ihn kenne, wäre zuviel gesagt, aber ich habe letztens einmal mit ihm gesprochen. Vergangene Woche. Weil ich seinen Wagen in der Nähe des Tatorts gesehen hatte.« Dann fiel ihm noch etwas ein. »Wer hat ihn erschossen?«
    Er merkte, daß Leaphorn mit verschränkten Armen dasaß und ihn beobachtete.
    »Es gibt noch keinen Verdächtigen«, antwortete Largo. »Heute nachmittag muß jemand in sein Haus gekommen sein. Anscheinend bald nach seiner Heimkehr aus der Schule. Es sei denn, der Täter lauerte ihm schon im Haus auf. Jedenfalls hat er Ji tödlich verletzt auf dem Fußboden im Wohnzimmer zurückgelassen.«
    »Schrecklich«, murmelte Chee. »Haben Sie schon ein Tatmotiv?«
    »Nein«, sagte Largo. Er kippte seinen Stuhl rückwärts gegen die Wand und betrachtete Chee über seine Brille hinweg. »Wie steht's mit dir? Irgendwelche Ideen?«
    »Keine«, antwortete Chee.
    »Worüber hast du mit ihm gesprochen?«
    »Ob er in der Nacht, in der Delbert Nez erschossen worden ist, irgend etwas gesehen hätte.«
    »Und was hat er gesehen?«
    »Nichts. Zumindest hat er das behauptet.«
    »Ji hat zwei Mitteilungen hinterlassen«, sagte Largo. »Auf der Wohnzimmertapete. Die eine Botschaft hieß >Rettet Ta-ka<, und darunter stand: >Chee belogen.< Er hat das mit seinem eigenen Blut geschrieben.«
    »Verdammt!« knurrte Chee.
    »Was kann er damit gemeint haben?«
    Chee zögerte. »Nun, ich wußte von Anfang an, daß er in einem Punkt gelogen hat. Er hat behauptet, er habe keine anderen Fahrzeuge gesehen. Aber er muß meinen Wagen gesehen haben. Er ist mir mit seinem Jeepster entgegengekommen und knapp vor mir rechts abgebogen. Ich bin mit Blaulicht und Sirene gefahren, und meine Scheinwerfer haben ihn voll erfaßt. Nein, es war einfach unmöglich, mich zu übersehen!«
    Die drei Männer dachten darüber nach.
    »Merkwürdig, daß er in diesem Punkt gelogen hat«, stellte Leaphorn fest.
    »Das hab' ich mir auch gedacht«, sagte Chee. »Mich hätte nur interessiert, warum.«
    »Haben Sie ihn danach gefragt?«
    »Nein.«
    »Weshalb nicht?«
    »Weil ich mir nichts davon versprochen habe.«
    Der Lieutenant dachte darüber nach und nickte. »Warum haben Sie überhaupt mit ihm geredet? Sie sind krank geschrieben. Und für diesen Fall ist das FBI

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