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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hillerman
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Geschworenenauswahl.
    »Würden Sie ihr bitte ausrichten, daß ich eine dringende Mitteilung für Jim Chee habe? Sie möchte ihm bestellen, daß ich mit ihm reden muß. In einer äußerst wichtigen Angelegenheit.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, gab er nicht mehr vor, die Akten auf seinem Schreibtisch zu bearbeiten. Statt dessen saß er nur da und dachte nach. Warum war Oberst Ji ermordet worden? Leaphorn drehte sich mit dem Stuhl um und starrte seine Wandkarte an. Sie verriet ihm nichts - außer daß sich alles auf eine Felsformation südlich des Ship Rocks zu konzentrieren schien. Bisher wirkte alles verwirrend sinnlos. Aber er wußte, daß das daran lag, daß er die Dinge noch aus der falschen Perspektive sah.
    Er dachte über Professor Bourebonette nach.
    Er dachte über Jim Chee nach. Vielleicht nicht sehr zuverlässig. Aber ein kluger Kopf.
    Dann fiel sein Blick auf den Papierkorb. Die Putzfrau, die vergessen hatte, die Fenster zu putzen, hatte auch nicht daran gedacht, den Papierkorb zu leeren. Leaphorn beugte sich zur Seite und fischte den Prospekt heraus, der die Sehenswürdigkeiten der Volksrepublik China beschrieb. Er breitete ihn auf dem Schreibtisch aus und betrachtete nochmals die Bilder. Dann warf er ihn in den Papierkorb zurück.

20  
    William Odell Redd war nicht zu Hause. Falls doch, reagierte er nicht auf Jim Chees hartnäckiges Klopfen. Chee gab schließlich auf. Er fand einen Parkplatz im Halteverbot hinter dem Gebäude des Fachbereichs Biologie und ging zur Fakultät für Geschichte hinüber.
    Nein, Jean Jacobs hatte ihn auch nicht gesehen.
    »Heute noch nicht. Aber gestern war er hier. Wir sind zusammen essen gegangen.« Ihre Augen strahlten bei der Erinnerung daran.
    »Keine Ahnung, wo er steckt?«
    »Er wird wohl an seiner Dissertation arbeiten. Vielleicht in der Bibliothek.«
    Der Gedanke, in diesem Labyrinth von Bücherregalen nach Redd fahnden zu müssen, gefiel Chee nicht sonderlich. Er setzte sich auf ihren Schreibtisch.
    »Was ist mit Ihrem Boß? Noch immer nicht aufgetaucht?«
    »Nach wie vor keine Nachricht«, bestätigte die Jacobs. »Langsam beginne ich ernsthaft zu glauben, daß er irgendwo abgemurkst worden ist. Vielleicht hat seine Frau ihn ermordet -oder einer seiner Doktoranden.« Sie lachte. » Die würden dafür Schlange stehen, wenn nur die kleinste Chance bestände, ungeschoren davonzukommen.«
    »Was für einen Wagen fährt er?«
    »Das müßte ich erst nachsehen.« Sie zog eine Hängeregistratur auf und nahm einen Ordner heraus. »Ich habe ihn in einer viertürigen weißen Limousine und manchmal in einem flotten Sportwagen gesehen. Bordellrot.«
    Sie zog eine Karteikarte aus dem Ordner.
    »Als er mit diesem roten Renner angekommen ist, hat seine Frau ihn endgültig abgeschrieben, glaube ich. Aha, da haben wir's! Neunziger Oldsmobile Cutlass. Und ein Corvette Coupe. Baujahr zweiundachtzig, aber echt cool. Beeindruckt die kleinen Studentinnen auf der Suche nach einer Vatergestalt, die mit ihnen ins Bett geht.«
    Jean Jacobs lachte dabei, aber ihr Ton verriet, daß die Vorstellung sie keineswegs amüsierte.
    »Ist das sein Antrag auf Erteilung einer Parkerlaubnis?«
    »Richtig«, bestätigte die Jacobs. »Die gilt für beide Autos. Man hängt sie einfach in den Wagen, den man fährt.«
    Chee sah auf seine Hand hinunter, die schrecklich juckte. Er widerstand der Versuchung, daran zu reiben, und zog statt dessen den Verband zurecht. Die Jacobs beobachtete ihn. »Heilt sie gut?«
    Chee nickte wortlos. Er dachte an eine tiefergelegte Corvette oder einen nagelneuen Oldsmobile, der über die unbefestigten Straßen südlich von Shiprock holperte.
    »Welchen Wagen hat er öfter benutzt? Welchen fuhr er an dem Abend, an dem Sie ihn zuletzt gesehen haben - an dem er seine Post abgeholt hat? Haben Sie eine Ahnung, womit er da gefahren ist?«
    »Nein«, sagte die Jacobs. Sie zögerte. »Er ist bloß reingekommen und hat seine Post abgeholt. Und ein paar Sachen.«
    »Sachen?«
    »Nun, einen Teil der Unterlagen, die er für einen Artikel zusammengetragen hatte. Sie lagen auf seinem Schreibtisch. Und ein paar Briefe aus dem Ausgangskorb.«
    »Welchen Eindruck hat er auf Sie gemacht? Was hat er gesagt?«
    Die Jacobs saß da und starrte aus dem Fenster. Nach einem kurzen Blick auf Chee sah sie wieder nach draußen.
    »Sind Sie hiergewesen, als er vorbeigekommen ist?«
    »Nein.«
    »Ihnen ist erst am nächsten Tag aufgefallen, daß er hier gewesen war und ein paar Sachen mitgenommen hatte?«

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