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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hillerman
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Wort davon. Aus dem Transkript fehlten zwei Seiten, die mit einem sehr scharfen Messer oder einer Rasierklinge herausgetrennt worden waren.
    Er ließ die Kassette weiterlaufen und hörte nun, wie Delbito Willie den weißen Männern hatte folgen wollen, um sich zu vergewissern, ob sie tot waren. In diesem Fall wollte er das Gewehr von Gelber Schnurrbart an sich nehmen - eine sehr gute Waffe. Weil die Männer aus dem Yucca Fruit Clan ausnahmslos dagegen gewesen waren, hatte sich die Diskussion über zwei Tage hingezogen, bis einer von ihnen schließlich bereit gewesen war, Willie nach dem jetzt sicheren Tod der beiden weißen Männer ein Stück weit zu begleiten - aber nicht ganz bis zur Hexenhöhle. Und Willie war hineingegangen und mit dem Gewehr von Gelber Schnurrbart und der Nachricht zurückgekommen, daß die beiden Männer tatsächlich tot waren.
    Chee gab die Kassette, den Recorder und das Transkript zurück.
    »Läßt sich irgendwie feststellen, von wem die Übersetzung stammt? Haben Sie darüber irgendwelche Unterlagen?«
    »Augenblick«, sagte die Bibliothekarin, »ich sehe gleich mal nach.«
    Sie verschwand durch eine Tür mit der Aufschrift ZUTRITT NUR FÜR MITARBEITER.
    Während Chee wartete, überprüfte er in Gedanken nochmals seine Schlußfolgerungen. Er glaubte zu wissen, wer der Obersetzer gewesen war.
    Er hatte richtig vermutet.
    Die junge Frau kam mit einer Karteikarte in der Hand zurück.
    »Ein gewisser William Redd«, sagte sie.

19  
    Lieutenant Leaphorn erlebte einen jener frustrierenden Vormittage, an denen sich jeder Polizeibeamte wünscht, das Telefon wäre nie erfunden worden. Zuerst meldete sich niemand unter der Nummer von Mr. Doan Van Ha, dem Onkel in Albuquerque, zu dem Taka Ji aus Sicherheitsgründen geschickt worden war. Als dann schließlich jemand den Hörer abnahm, war eine ältere Frau namens Khanh Ha mit bestenfalls rudimentären Englischkenntnissen am anderen Ende. Nachdem Leaphorn sich einige Minuten lang abgemüht hatte, etwas aus ihr herauszubekommen, sagte Khanh Ha plötzlich: »Sie bleiben. Ich holen Boy.«
    Leaphorn blieb am Telefon, hielt weiter den Hörer ans Ohr und lauschte auf die Stille im Haus der Familie Ha. Die Minuten verstrichen. Ihm fiel auf, daß die Fenster seines Büros schmutzig waren. Trotzdem erkannte er, daß eine der Krähen, die in den Pappeln gegenüber dem Justice Building lebten, einige Federn verloren hatte und deshalb nicht mit der gewohnten Sicherheit flog. Danach fiel ihm auf, daß die von Norden heranziehenden hohen Wolken, die er morgens auf der Fahrt zum Dienst gesehen hatte, dichter geworden waren und nun fast den gesamten Himmel bedeckten. Vielleicht würde es schneien. Sie brauchten dringend Schnee. Eigentlich war er schon fast überfällig.
    Er dachte an Emma und erinnerte sich daran, wie sie den Wechsel der Jahreszeiten genossen hatte. Wie sie den Winter herbeigesehnt, danach den Frühling begrüßt und dann begeistert angekündigt hatte, morgen beginne der Sommer und mit ihm die Gewitterzeit. Und wie sie glücklich gewesen war, wenn der Sommer sich seinem Ende zuneigte, weil sie sich auf das Gold des Herbstes freute. Emma. Sie hatte ihr Glück stets diesseits des Horizonts gefunden und nie wissen wollen, was hinter den Heiligen Bergen lag.
    Im fernen Albuquerque fiel eine Tür ins Schloß. Dann näherten sich Schritte auf hartem Boden, und eine Jungenstimme sagte: »Hallo?«
    »Hier ist Lieutenant Leaphorn, Taka«, sagte Leaphorn. »Erinnerst du dich an mich? Wir haben in eurem Haus in Shiprock miteinander gesprochen.«
    »Sie haben die falsche Nummer, glaub' ich«, antwortete der Junge.
    »Ich möchte Taka Ji sprechen«, erklärte Leaphorn ihm. »Ich bin Jimmy Ha«, sagte der Junge. »Taka ist jetzt bei meiner Tante, soweit ich weiß. Unten im South Valley.«
    »Hast du ihre Telefonnummer?«
    Jimmy Ha hatte sie, aber er brauchte weitere drei Minuten, um sie zu finden. Als Leaphorn sie dann wählte, meldete sich wieder niemand.
    Er beschäftigte sich lustlos mit den Papieren auf seinem Schreibtisch, bis genug Zeit verstrichen war, um einen weiteren Versuch zu starten. Auch diesmal meldete sich niemand. Er legte auf und wählte die Nummer der Dienststelle des Federal Public Defenders in Albuquerque.
    Nein, Jim Chee war nicht dort. Er war morgens kurz dagewesen, aber wieder weggefahren.
    »Wohin?« fragte Leaphorn. Ins Federal Courthouse. »Was ist mit Janet Pete? Ist sie da?«
    Auch sie war bei Gericht, anläßlich der

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