Der Kojote wartet
reservierten Fläche hinter dem dortigen Polizeirevier ab. Er zeigte dem Sergeant vom Dienst seinen Ausweis, erklärte ihm, was er vorhatte, und erhielt widerstrebend die Erlaubnis, seinen Wagen dort stehenzulassen.
Bis Chee zur Zimmerman Library hinaufgestiegen war, endlich die Tonbänder und Transkripte in der Hand hatte und mit der Arbeit beginnen konnte, war es fast Mittag. Er merkte, daß er hungrig war. Er hätte vorher noch eine Kleinigkeit essen sollen.
Chee begann mit Ashie Pintos Erzählung von den Pferdedieben. Er hatte sich diese Aufnahme teilweise schon angehört, aber dabei vieles übersprungen, und in Tagerts Büro in der dazugehörigen Übersetzung geblättert. Während er jetzt Pintos Stimme im Ohr hatte, kehrte die Müdigkeit zurück. Aber er verdrängte sie und verglich das Gehörte mit dem Bibliotheksexemplar der Übersetzung. Stimmte irgend etwas nicht überein, spulte er das Band zurück und hörte sich die Stelle erneut an. Die Unterschiede betrafen meistens unbedeutende Kürzungen oder die Auslassung von Wiederholungen. Nach über einer Stunde hatte er weder sinnentstellende Übersetzungsfehler noch bedeutsame Auslassungen gefunden.
Die Müdigkeit überwältigte ihn beinahe. Sein Magen knurrte. Er ließ das Transkript sinken, nahm den Kopfhörer ab und reckte sich gähnend. Die Luft war abgestanden, wie es für einen Raum, dessen Fenster sich nicht öffnen ließen und in dem alte Dinge aufbewahrt wurden, charakteristisch war. Im Lesesaal, der bis auf Chee und die junge Bibliothekarin, die an ihrem Schreibtisch am Eingang Karteikarten beschriftete, menschenleer war, herrschte absolute Stille.
Chee nahm sich vor, zum Studentenbüro hinüberzugehen und eine Kleinigkeit zu essen. Nein, er würde die Central Avenue überqueren, ins Frontier-Restaurant gehen und sich eine
Enchilada mit grüner Chilisauce bestellen. Aber zuerst wollte er noch feststellen, ob der Übersetzer gemogelt hatte, als es um Hexerei ging. Bei seiner ersten Lektüre des Transkripts hatte er den Eindruck gehabt, Pinto habe sich praktisch nicht dazu geäußert, weshalb Delbito Willie einen Gesang zur Beschwörung des Bösen gebraucht habe. Vielleicht hatte er in Wirklichkeit mehr gesagt.
Er schaltete auf schnellen Vorlauf und hielt das Band zwischendurch mehrmals an, bis er die richtige Stelle gefunden hatte.
»... und dann sind die beiden weißen Männer in ein Gebiet mit erstarrter Lava geritten. Dort zu reiten, ist sogar tagsüber gefährlich, weil das Pferd mit dem Huf in eine der Spalten geraten kann - nur ein kleiner Ausrutscher, und schon bricht es sich das Bein und wirft seinen Reiter ab.«
Chee hielt das Band an und blätterte in der Übersetzung.
Seine Erinnerung hatte nicht getrogen: Im Transkript fehlte die Erläuterung, weshalb die Lava für Pferde gefährlich war. Er drückte wieder auf die Starttaste.
»... die Männer aus dem Yucca Fruit Clan sind ihnen ganz langsam gefolgt. Die Lava war dort recht uneben, und sie haben sich wegen des Mannes mit dem gelben Schnurrbart sowieso zurückgehalten. Wie es heißt, war er sogar im Sattel ein sehr guter Schütze. Zuletzt haben sie die Stelle gefunden, wo die weißen Männer ihre Pferde angebunden hatten und in die Felsen hinaufgeklettert waren.
Auch Delbito Willie und seine Männer aus dem Yucca Fruit Clan machten dort halt, weil sie wußten, daß Gelber Schnurrbart die Pferde mit seinem Gewehr verteidigen würde - und weil sie gesehen hatten, wohin die weißen Männer verschwunden waren. Nach oben zu einem Ort, an dem sich Hexen versammeln. Nach oben in die Höhle, in der die Bösen zusammenkommen, um ein Opfer in einen Skinwalker zu verwandeln. Einige der Männer aus dem Yucca Fruit Clan wußten davon; sie lebten auf der anderen Seite der Carrizo Mountains, aber sie hatten schon von diesem Ort gehört.
Daß dies der verwunschene Ort war, zeigte sich in der Art und Weise, wie die Felsen ausgebildet waren. Wie es heißt, sahen sie wie die hochgereckten Ohren eines Maultiers aus. jedenfalls für jemand, der sie von Westen aus betrachtete. Zwei scharfe Spitzen mit einem niedrigen Sattel dazwischen. Wie es heißt, erinnerten die Felsen an einen Sattel - an einen dieser McKlellan-Sättel mit hohem Rückenteil und hohem Sattelhorn. Ja, genau, sie erinnerten an einen Sattel...«
Chee drückte auf die Stoptaste. Davon stand nichts, kein einziges Wort in dem Transkript, das er in Tagerts Büro gelesen hatte. Er blätterte in dem Bibliotheksexemplar. Auch hier kein
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