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Der Kojote wartet

Der Kojote wartet

Titel: Der Kojote wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hillerman
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gehockt, um die vergrößerten Fotos der Felsen zu betrachten und sich genau zu überlegen, wo er weitermalen mußte. Dabei hatte er den mehrmals aufheulenden Motor eines Wagens gehört, der im ersten Gang herangekrochen kam und sich den Felsen näherte. Er hatte die Leiter zusammengeklappt und versteckt. Danach hatte er sich selbst verkrochen. Aber als er nach einer Weile Stimmen gehört hatte, war er bis zu einer Stelle hinaufgeklettert, von der aus er alles hatte beobachten können.
    »Ich hab' drei Leute gesehen. Sie hatten ihr Fahrzeug, irgendeinen Geländewagen, hinter ein paar Wacholderbüschen abgestellt. Von dem Auto war nur das Dach zu sehen. Und die drei sind auf die Felsen zugekommen. Nicht auf die Stelle, wo ich war, sondern mehr nach Westen. Zuerst hab' ich an einen Mann und zwei Frauen gedacht, weil der eine viel größer als die beiden anderen war. Aber als sie dann näher kamen, hab' ich gesehen, daß der eine ein ganz dürrer alter Mann war.«
    »Ashie Pinto?«
    »Ja«, bestätigte Taka Ji. »Nachdem er verhaftet worden war, hab' ich sein Bild in der Farmington Times gesehen.«
    »Und die beiden anderen? Hast du die auch erkannt?« Der Junge schüttelte den Kopf.
    »Würdest du die beiden wiedererkennen, wenn sie dir noch mal begegnen würden?«
    »Vielleicht einen von ihnen. Den großen Mann. Den hab' ich besser gesehen. Bei dem dritten bin ich mir nicht ganz sicher.«
    »Aber es war eine Frau?«
    »Das ist schwer zu sagen. Vielleicht hab' ich das nur wegen der Größe gedacht. Nachträglich tippe ich eher auf einen Mann. Mit dunklem Filzhut, langer Wanderjacke und Jeans.« Taka machte eine Pause und zog eine ratlose Miene. Seine Tante ermahnte ihn auf vietnamesisch.
    »Okay«, sagte er. »Danach sind sie zwischen den Felsen verschwunden. Ich bin erst mal geblieben, wo ich war. Aber ich wollte natürlich weg, weil niemand erfahren sollte, was ich dort gemacht hatte.« Er hielt wieder inne, sah zu Mrs. Ha hinüber und murmelte zögernd etwas auf vietnamesisch.
    Sie nickte lächelnd, beugte sich zu ihm hinüber und tätschelte sein Knie.
    »Er hat befürchtet, die Leute würden sein Unternehmen für albern halten«, warf Janice Ha ein. Ihr Gesichtsausdruck zeigte, daß sie die Auffassung ihres Cousins teilte. Die Leute hätten es für albern gehalten.
    »Dann hab' ich mir überlegt, daß sie mich vielleicht wegfahren sehen würden. Ich hab' den Wagen immer unten im Arroyo abgestellt, wo ihn niemand sehen konnte, aber beim Wegfahren hätten sie mich sehen müssen. Darum wollte ich abwarten, bis die drei wieder weg waren.« Taka machte erneut eine Pause.
    »Weiter! « forderte Janice ihn auf. »Erzähl uns, was passiert ist!« Sie sah zu Chee hinüber. »Davon haben wir nichts gewußt. Das hätte er der Polizei sagen müssen.«
    Taka schüttelte den Kopf. »Mein Vater hat mich angewiesen, niemandem davon zu erzählen. Er hat gesagt, seiner Ansicht nach sei das ein Fall, aus dem man sich lieber raushalten sollte. Er wollte, daß ich meinen Mund über die Sache halte.«
    »Aber jetzt mußt du reden«, sagte seine Cousine. »Los, rück endlich raus mit der Sprache!«
    »Ich war neugierig und hab' mich entschlossen, den dreien nachzuklettern, um sie beobachten zu können. Ich kenne diese Felsen jetzt wirklich gut - oder zumindest den Teil, wo ich gearbeitet habe. Dort gibt's massenhaft Schlangen. Sobald es kälter wird, ziehen sie sich dorthin zurück, weil diese schwarzen Felsen selbst im Winter nie ganz auskühlen, und die Feldmäuse kommen auch dorthin. Normalerweise jagen die Schlangen nachts, weil Beutelratten und kleine Mäuse dann auf Nahrungssuche gehen, aber die Winternächte sind kalt, und da Schlangen Kaltblütler sind, bleiben sie in ihren Löchern, sobald die Temperatur unter... «
    Taka schien zu merken, daß sein biologischer Exkurs seine Cousine ungeduldig machte.
    »Ich weiß jedenfalls«, sagte er hastig, »wo ich mich bewegen kann, ohne von Schlangen gebissen zu werden. Ich bin also hinter den dreien hergeschlichen und hab' nach kurzer Zeit ihre Stimmen gehört. Sie waren über mir in den Felsen. Während es dunkel wurde und das Gewitter aufzog, bin ich ihnen weiter nachgeklettert. Und dann hab' ich auch den Alten wieder gesehen. Er war nicht mit den beiden anderen weitergeklettert, sondern hatte sich unter einem Baum niedergelassen. Ich hab' ihn länger beobachtet, aber er saß einfach nur da und hat ab und zu aus seiner Flasche getrunken.
    Ich hab' mir überlegt, daß ich - falls der

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