Der Komet im Cocktailglas
zufälligerweise gerade mit ein paar Kollegen zusammensaß und darüber diskutierte, wie man seine Vorhersage zur Hintergrundstrahlung am besten überprüfen könne.
Dicke konnte sich die Arbeit sparen, die kosmische Hintergrundstrahlung war entdeckt. Die Urknalltheorie hatte eine Vorhersage gemacht, die eindrucksvoll bestätigt wurde. Nun waren auch die meisten anderen Wissenschaftler überzeugt davon, dass der „Big Bang“ nicht so lächerlich war, wie man früher gedacht hatte, und nahmen diese Theorie ernst. 1978 gab es für die Entdeckung der Hintergrundstrahlung sogar einen Nobelpreis. Arno Penzias und Robert Wilson teilten ihn sich; vielleicht ein wenig zu Unrecht, denn immerhin waren die beiden nur zufällig über die Strahlung aus dem All gestolpert – ohne zu wissen, was sie da entdeckt hatten. Alpher, Herman und Dicke, die die Existenz der Hintergrundstrahlung vorhergesagt hatten, gingen leer aus.
Heute können wir die Hintergrundstrahlung sehr exakt vermessen. Wir haben spezielle Teleskope ins All geschickt, die sie viel genauer beobachten können als das von Penzias und Wilson. Die Hintergrundstrahlung ist enorm gleichförmig. Egal, wohin man am Himmel blickt, aus jeder Richtung kommt ziemlich exakt die gleiche Menge. Das ist wenig überraschend, denn als die Strahlung entstand, war das Universum noch viel kleiner als heute. Es war damals nicht schwer für die Strahlung, sich gleichförmig über das ganze winzige Universum zu verteilen. Als der Raum dann immer weiter expandierte, blieb die Strahlung weiterhin gleichförmig verteilt. Sie darf aber nicht völlig gleichförmig sein. Wenn Materie und Strahlung in der Frühzeit des Universums tatsächlich exakt gleichförmig verteilt gewesen wären, gäbe es uns heute nicht. Es muss winzige Unregelmäßigkeiten gegeben habe. In manchen Gegenden des Raums gab es ein bisschen mehr Materieals anderswo. Die „Klumpen“ übten eine stärkere Anziehungskraft auf ihre Umgebung aus und wuchsen im Laufe der Zeit an. Aus ihnen konnten sich später die ersten Sterne und Galaxien bilden. So wusste man in den 1970er und 1980er Jahren: Wenn die Urknalltheorie tatsächlich richtig ist, dann muss es in der Hintergrundstrahlung winzige Variationen geben.
Man probierte natürlich, sie zu messen, scheiterte aber lange. Die Hintergrundstrahlung war immer exakt gleich, egal in welche Richtung man schaute. Erst als Anfang der 1990er Jahre ein spezielles Teleskop ins Weltall geschickt wurde, war man erfolgreich. Der „Cosmic Background Explorer (COBE)“ fand die winzigen Variationen und bestätigte ein weiteres Mal eindrucksvoll die Vorhersagen der Urknalltheorie. Mittlerweile sind andere Teleskope ins All geflogen und noch genauere Messungen angestellt worden. Diese Daten sind enorm wichtig, wenn wir das Universum verstehen wollen.
Die kosmische Hintergrundstrahlung ist das älteste Licht, das wir sehen können. Aus seiner Untersuchung können wir lernen, wie das Universum in seiner Kindheit ausgesehen hat. Wir können verstehen, was passiert ist, als es geboren wurde, und wir können mit den Daten der Hintergrundstrahlung vielleicht auch bald herausfinden, was davor stattgefunden hat. Was war vor dem Urknall? Und was bedeutet diese Frage angesichts der Tatsache, dass Raum und Zeit erst mit dem Urknall entstanden sind? Ist unser Universum alles, was existiert oder gibt es noch andere Universen? War der Urknall das Resultat der Kollision zweier solcher Parallelwelten? Das alles sind Fragen, die sich durch die exakte Analyse der Hintergrundstrahlung eventuell eines Tages beantworten lassen.
Aber egal, wie die Antworten aussehen werden; egal ob wir Teleskope ins All schicken oder nicht: Die Hintergrundstrahlung ist da. Seit mehr als 13 Milliarden Jahren saust sie durch den Kosmos und erzählt uns von der Entstehung des Universums. Jeder Kubikzentimeter des Alls enthält etwa 400 Photonen der Hintergrundstrahlung. Und ein paar davon gelangen bis zur Erde. Sie werden zum Teil von den Teleskopen der Astronomen aufgefangen, ein paar aber auch von ganz normalen Radio- und Fernsehantennen. Das Rauschen und Flackern auf dem Fernsehbildschirm hier in der Bar zeigt nicht einfach nur eine Bildstörung. Ein paar der Photonen, die das grisselige Bild erzeugen, stammen aus der Zeit kurz nach dem Urknall. Im Fernsehapparat sehen wir also das Licht des Urknalls. Das ist doch viel beeindruckender als jedes Fußballmatch.
Die Suche nach der Dunkelheit
Das Spiel ist mittlerweile seit
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