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Der Komet im Cocktailglas

Der Komet im Cocktailglas

Titel: Der Komet im Cocktailglas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florian Freistetter
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seitdem weiterentwickelt hat.
    Beim Urknall wurde jede Menge Energie freigesetzt. Energie und Masse sind äquivalent, wie wir seit Albert Einstein wissen, und darum entstanden aus dieser Energie sofort jede Menge Elementarteilchen wie Quarks und Elektronen. „Quarks“ sind – neben den Elektronen – die bisher leichtesten bekannten Bausteine der Materie. Sie existieren nur sehr ungern alleine und verbinden sich sofort mit anderen Quarks. Gemeinsam bilden sie dann Teilchen wie die Protonen oder Neutronen, die wir vorhin schon beim Eintopflöffeln kennengelernt haben. Freie Quarks gab es seit dem Urknall also nicht mehr, nur in großen Teilchenbeschleunigern können wir Bedingungen schaffen, die den ersten Sekundenbruchteilen nach dem Urknall ähneln und für kurze Zeit ein sogenanntes „Quark-Gluonen-Plasma“ 36 schaffen, wie es damals existierte.
    Sobald sich die Quarks zu Protonen und Neutronen zusammengefunden hatten, ging es Schlag auf Schlag. Im jungen Universum – es ist noch nicht einmal eine Sekunde seit dem Urknall vergangen! – ist es immer noch enorm heiß. Alle Teilchen sausen wild durch die Gegend. Beim Urknall entstanden aber nicht nur die „normalen“ Teilchen, sondern auch „Anti-Teilchen“. Antimaterie unterscheidet sich durch nichts von normaler Materie. Sie besitzt nur eine andere elektrische Ladung. Ein Elektron zum Beispiel ist elektrisch negativ geladen. Das entsprechende Anti-Teilchen heißt „Positron“ und ist positiv geladen. Die entgegengesetzten Ladungen ziehen sich an, genau wie zwei Magnete. Im Gegensatz zu Magneten, die einfach nur aneinanderkleben, vernichten sich Materie und Antimaterie aber, wenn sie aufeinandertreffen. Genau das passierte auch im frühen Universum. Glücklicherweise wurde beim Urknall ein kleines bisschen mehr Materie als Anti-Materie geschaffen. Warum das so war, wissen wir nicht. Doch wenn es nicht so gewesen wäre, würde heute im Universum keinerlei Materie existieren, alle Teilchen hätten sich schon wenige Sekunden nach dem Urknall gegenseitig vernichtet. So blieb ein kleiner Teil Materie übrig – und jede Menge Energie! Denn bei der Vernichtung von Materie und Antimaterie entstehen hochenergetische Lichtteilchen, die „Photonen“.
    Nach dem großen Materie-Antimaterie-Massaker – seit dem Urknall ist nun circa eine Sekunde vergangen – war das Universum also voll mit diesen Photonen; es war voll mit Licht. Das Licht war allerdings gefangen. Denn es sausten ja noch die übriggebliebenen Protonen, Neutronen und Elektronen überall durchs All. Die Photonen stießen ständig an die Elektronen und konnten sich nicht ausbreiten. Zwar zogen sich die negativ geladenen Elektronen und die positiv geladenen Protonen gegenseitig an und versuchten Atome zu bilden, die aus einem Atomkern mit Elektronenhülle bestehen, so wie wir sie heute kennen. Aber es war einfach noch zu heiß, und die Teilchen bewegten sich alle viel zu schnell, um stabile Atome bilden zu können. Die Elektronen konnten sich nicht mit den Protonen verbinden und standen den Photonen weiterhin im Weg. Das Universum war eine trübe, undurchsichtigeSuppe. Es dauerte nun ein wenig, bis sich das änderte. Zeit verging, das Universum wurde kühler und kühler, und ungefähr 400.000 Jahre nach dem Urknall sank die Temperatur endlich weit genug, damit die Elektronen von den Protonen eingefangen werden konnten. Die ersten Atome entstanden. Das meiste davon war Wasserstoff, dasjenige Element, das am einfachsten aufgebaut ist – er besteht nur aus einem Proton und einem Elektron. Wasserstoff machte drei Viertel der neu entstandenen Materie aus. Die restlichen 25 Prozent bestanden fast nur aus Heliumatomen.
    Jetzt war der Weg frei für die Photonen! Plötzlich hatten sie jede Menge Platz und konnten sich frei durch das All bewegen. Das Universum wurde durchsichtig, und zum ersten Mal seit dem Urknall begann die Strahlung, sich überallhin auszubreiten. Das erste Licht seit dem Urknall machte sich auf seinen Weg durch den Kosmos. Platz gab es genug, denn das Universum selbst dehnte sich weiter aus. Es wurde immer größer und immer kühler. Aus Wasserstoff und Helium entstanden die ersten Sterne, und die begannen mit der Produktion der restlichen chemischen Elemente. Es bildeten sich Planeten, vor 4,5 Milliarden Jahre entstand die Erde, vor ungefähr 4 Milliarden Jahren entstanden die ersten Lebewesen, vor ein paar Tausend Jahren wurden ein paar dieser Lebewesen intelligent genug, um Alkohol zu

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