Der Komet im Cocktailglas
Allerdings nicht alleauf einmal. Die Hälfte der Sterne ist nur von der Südhalbkugel der Erde aus sichtbar, viele Sterne, die sich ganz in der Nähe des Horizonts befinden, werden normalerweise durch Berge, Bäume oder Häuser verdeckt. Und selbst wenn man sich zum Beispiel auf offener See befindet und einen perfekten Rundumblick hat, sind manche Sterne nur unter optimalen Bedingungen an einem komplett dunklen Himmel zu sehen. In einer klaren und dunklen Nacht sind es daher meistens nur ca. 2.000 Sterne, die man mit bloßem Auge erblickt. Hier und heute sind es deutlich weniger: Völlig dunkle Nächte gibt es in Mitteleuropa nicht mehr, schon gar nicht so nahe an der Stadt.
Trotzdem ist der Anblick der vielen funkelnden Sterne am Nachthimmel beeindruckend. Aber warum funkeln die Sterne eigentlich? Die Sterne selbst senden ihr Licht gleichmäßig aus. Es gibt zwar viele sogenannte „veränderliche Sterne“, die mal heller und mal dunkler werden. Das kann man jedoch nur mit geeigneten Messgeräten beobachten. Oder diese Veränderungen laufen viel langsamer ab als das schnelle Funkeln. Das unregelmäßige Flackern gewinnt das Sternenlicht erst auf dem letzten Stück seines Weges. Nachdem es Billiarden Kilometer durch das leere All zurückgelegt hat, trifft es schließlich auf die Atmosphäre der Erde. Die Luft lenkt das Licht ein klein wenig ab – diesen Effekt haben wir bereits kennengelernt, als wir uns in der Bar Gedanken über den Sonnenuntergang gemacht haben. Die Luft ist aber auch ständig in Bewegung – gerade in der Nähe des Erdbodens geht es oft ziemlich turbulent zu. Der Lichtstrahl des Sterns wird mal hierhin und mal dorthin abgelenkt. Wir beobachten darum keinen ruhigen Lichtpunkt, sondern einen funkelnden und flackernden Stern.
In manchen Nächten nimmt man einige Lichter am Himmel wahr, die hell, klar und ruhig leuchten. Das sind die Planeten. Mit bloßem Auge kann man Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn erkennen. Mit Ausnahme des kleinen Merkur, der nur schwer zu sehen ist, sind die anderen Planeten äußerst hell. Manche, wie z.B. die Venus, kann man gar nicht übersehen. Unser Nachbarplanet ist nach Sonne und Mond das dritthellste Objekt am Himmel. 44 Aber warum flackert das Licht der Planeten nicht? Genauso wie das Sternenlicht muss es ja ebenfalls die Atmosphäre der Erde durchdringen und ist dabei Turbulenzen ausgesetzt?
Der Grund liegt in der Entfernung. Die am Himmel sichtbaren Planeten sind alle Teil des Sonnensystems. So wie die Erde umkreisen sie die Sonne. Ganz innen der Merkur, dann Venus und Erde, dahinter Mars, Jupiter und Saturn (außen noch Uranus und Neptun, aber die kann man mit bloßen Auge nicht sehen). Natürlich sind auch die Planeten enorm weit entfernt, zumindest, wenn wir menschliche Maßstäbe anlegen – die Venus ist zum Beispiel gewaltige 40 Millionen Kilometer entfernt und der Saturn ganze 746 Millionen Kilometer! Das ist aber immer noch verschwindend wenig, wenn wir die Abstände zu den Sternen messen. Bis zum nächstgelegenen Stern – er heißt passend Proxima Centauri – sind es unvorstellbare 40 Billiarden Kilometer. Das ist 270.000 Mal so viel wie der Abstand zwischen Erde und Sonne, selbst das schnelle Licht braucht mehr als 4 Jahre, um diese Distanz zurückzulegen. Und alle anderen Sterne, die wir am Himmel sehen können, sind noch viel, viel weiter entfernt.
Sterne sind enorm große Gasbälle. Auf diese Entfernungen sehen wir von ihnen jedoch nicht mehr als einen kleinen Punkt. Selbst mit den großen Teleskopen der Astronomen ist nicht mehr zu erkennen. Die nahen Planeten dagegen tauchen schon in kleinen Ferngläsern nicht mehr als Punkte, sondern als helle Scheibchen auf. Uns kommen sie aber trotzdem wie Punkte vor, da sie so hell strahlen und wir die Details nicht wahrnehmen können.
Das Licht eines Sterns gelangt also nur von einem einzigen Punkt des Himmels zu uns und wird dabei durch die turbulenten Luftschichten abgelenkt: Der Stern funkelt. Das Licht der Planeten stammt nicht von einem winzigen Punkt am Himmel, es beginnt seinen Weg zu unserem Auge an verschiedenen Orten des Planetenscheibchens. Von dort aus nehmen die Strahlen des Planetenlichts (es handelt sich natürlich um reflektiertes Licht unserer Sonne) nicht nur einen Weg durch die Atmosphäre, sondern verschiedene, auf denen sie auch verschieden stark abgelenkt werden. Die vielen zufälligen Störungen des Lichtstrahls heben sich insgesamt gegenseitig auf, am Ende sehen wir ein
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