Der Komet im Cocktailglas
alte Kurrent-Schreibschrift bezieht. Die wird schon seit den 1940er Jahren (in Österreich seit den 1950er Jahren) nicht mehr verwendet. Wir dürfen uns daher nicht wundern, dass uns der Spruch nicht weiterhilft; außerdem gibt es eine einfachere Möglichkeit, zwischen ab- und zunehmendem Mond zu unterscheiden.
Dafür müssen wir die Rotation der Erde, die Bewegung des Mondes und die Entstehung der Mondphasen noch ein wenig besser verstehen. So wie die Erde ist auch der Mond eine große Gesteinskugel (er hat einen Durchmesser von knapp 3.500 Kilometern, die Erde von ca. 12.700 Kilometern). Der Mond bleibt auch immer eine große Gesteinskugel, und es ist offensichtlich, dass er sich nicht regelmäßig von einer Sichel in eine Kugel und wieder zurück verwandelt. Es ändert sich nur der für uns sichtbare, von der Sonne angestrahlte Bereich. Und da sich die Erde gemeinsam mit dem Mond um die Sonne bewegt und der Mond zusätzlich auch noch die Erde umkreist, sehen wir mal mehr und mal weniger von der beleuchteten Seite des Mondes.
Wenn wir die Entstehung der Mondphasen verstehen und herausfinden wollen, wann welche Mondphase zu sehen ist, müssen wir vier Dinge beachten: die Bewegung des Mondes um die Erde, die Drehung der Erde um ihre eigene Achse (dass sich Erde und Mond auch noch gemeinsam um die Sonne bewegen, können wir fürs Erste vernachlässigen) und den Ort, an dem wir uns auf der Erde befinden. Und wir müssen immer berücksichtigen, welche Hälften der Erde und des Mondes gerade von der Sonne beschienen sind.
Beginnen wir mit dem einfachsten Fall: Der Mond steht genau zwischen Sonne und Erde. Dann ist die beleuchtete Hälfte des Mondes von der Erde abgewandt und wir können ihn nicht sehen. Es herrscht „Neumond“. 47 Ebenso leicht zu verstehen ist die umgekehrte Situation, wenn die Erde zwischen Sonne und Mond steht. Dann ist die dunkle Seite der Erde, also der Teil, in dem Nacht herrscht, der hellen Seite des Mondes zugewandt. Die erleuchtete Hälfte des Mondes ist komplett von der gesamten Nachthälfte der Erde aus sichtbar. Man kann also die ganze Nacht über den „Vollmond“ sehen. 48
Etwas komplizierter wird es, wenn der Mond links oder rechts von der Erde steht. Um zu verstehen, was hier passiert, müssen wir uns auch überlegen, wie sich der Mond bewegt und wie die Erde sich dreht. Für eine Umrundung der Erde braucht der Mond fast 28 Tage, also knapp einen Monat (das ist auch der Grund, warum die Menschen diese Zeiteinheit ursprünglich eingeführt haben). Wenn wir von einem fiktiven Aussichtspunkt über dem Nordpol der Erde auf die Himmelskörper blicken, dann bewegt sich der Mond in der gleichen Richtung um die Erde, in der sie sich auch um ihre eigene Achse dreht: gegen den Uhrzeigersinn. Der Mond bewegt sich also von der Neumond- zur Vollmondposition so wie ein Uhrzeiger, der rückwärts von der 12 zur 6 läuft.
Stellen wir uns nun vor, der Mond steht links neben der Erde. Er hat dann ein Viertel eines kompletten Umlaufs zurückgelegt, deswegen nennt man diese Position auch das „erste“ Viertel. Auf der Erde können wir den Mond natürlich nur von der Seite aus sehen, die ihm zugewandt ist, in unserem Bild also die linke Seite der Erde. Betrachten wir nun die Lichtverhältnisse. Die linke Seite der Erde ist zur Hälfte von der Sonne beleuchtet und zur Hälfte dunkel. Das Gleiche gilt für die Seite des Mondes, die wir von der Erde aus sehen können. Auch sie ist zur Hälfte hell und zur Hälfte dunkel. Von der Erde aus beobachten wir also einen Halbmond. 49 Überlegen wir uns nun noch, zu welcher Tageszeit dieser Halbmond von der Erde aus sichtbar ist. Die Erde dreht sich gegen den Uhrzeigersinn um ihre eigene Achse. An einem Ort, der sich gerade in den Schatten hinein dreht, beginnt die Nacht. Dreht sich ein Ort wieder aus dem Schatten hinaus, fängt dort der Morgen an. Wir haben vorhin festgestellt, dass wir den Halbmond nur von der linken Seite der Erde aus sehen können. Sie ist zur Hälfte beleuchtet und zur Hälfte dunkel. Dank der Erdrotation drehen wir uns von der hellen in die dunkle Hälfte hinein. Im hellen Teil herrscht also Nachmittag, im dunklen Teil die erste Hälfte der Nacht. Wenn wir uns von unserem Beobachtungsort mit der Erde bis zu ihrer rechten, also der mondabgewandten Seite gedreht haben, können wir den Mond nicht mehr sehen. Der Halbmond des ersten Viertels ist also nur am Nachmittag und in der ersten Nachthälfte zu sehen.
Wenn der Mond dann
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