Der Komet im Cocktailglas
ruhiges Bild (es sei denn, es stürmt gerade gewaltig, dann können auch schon mal die Planeten anfangen zu flackern).
Astronomen nennen diese spezielle Qualität der Luft „Seeing“. Gutes Seeing bedeutet, dass die Luft ruhig ist und sogar Sterne kaum flackern. Das ist wichtig für die astronomische Forschung, schließlich möchte sie möglichst scharfe und exakte Bilder machen. Ein flackernder Stern macht das aber unmöglich; er „springt“ während der Aufnahme ständig hin und her, am Ende hat man ein verschmiertes und unscharfes Bild. Um das zu vermeiden, gibt es mehrere Methoden. Man kann sich auf hohe Berge zurückziehen. Weiter oben ist die Luft nicht so turbulentwie in Bodennähe. Deswegen befinden sich die großen wissenschaftlichen Einrichtungen der Astronomen alle auf Bergen oder Hochebenen, zum Beispiel in der chilenischen Wüste oder auf den Gipfeln der Vulkane von Hawaii, wo die Teleskope in über 4.000 Meter Höhe stehen. Man kann natürlich noch höher hinausgehen, bis in den Weltraum. Dort gibt es gar keine Luft mehr, die stören kann, und das ist auch ein Grund, warum zum Beispiel die Bilder des Hubble-Weltraumteleskops so enorm scharf und beeindruckend sind, selbst wenn das Weltraumteleskop im Vergleich zu den Teleskopen auf der Erde recht klein ist. 45 Weltraummissionen sind allerdings teuer, und wenn im All einmal irgendwas kaputtgeht, ist es schwer bis unmöglich, es wieder zu reparieren. Darum hat man sich auch auf der Erde Methoden überlegt, um mit dem schlechten Seeing umzugehen. Viele Sternwarten benutzen sogenannte „adaptive Optiken“. Dabei wird mit einem sehr starken Laser ein heller Lichtpunkt an den Himmel projiziert. Dieser künstliche Stern flackert dann ebenso wie ein echter. Das Flackern des Lasersterns kann aber exakt vermessen werden. Die Daten werden an einen großen Computer geschickt, der sie an den Spiegel des Teleskops weiterleitet. Der wiederum ist nicht starr, sondern kann verformt werden. Wenn er exakt die richtige Form hat, kann er die Störung im Licht, die das Flackern verursacht, ausgleichen. Das schafft er jedoch nur, wenn er seine Form bis zu hundert Mal in der Sekunde verändert (die Änderungen sind allerdings minimal und mit bloßem Auge nicht zu erkennen). Der Spiegel des Teleskops flackert quasi mit dem Stern mit und erzeugt so am Ende ein ruhiges Bild.
Unser Auge ist technisch nicht so gut ausgerüstet. Wir müssen uns weiter mit den flackernden Sternen begnügen. Das sollte aber kein Problem sein. Erstens sehen die funkelnden Sterne schön aus, und zweitens ist es so leichter, Sterne von Planeten zu unterscheiden. Es gibt da oben natürlich auch noch einige künstliche Himmelskörper, Satelliten zum Beispiel. Die sind zwar noch kleiner als Planeten aber auch viel näher; meistens nur ein paar Hundert Kilometer entfernt. Auch sie flackern daher nicht, sondern leuchten ruhig. Man kann sie trotzdem leicht identifizieren, weil sie sich im Gegensatz zu Sternen und Planeten rasch über den Himmel bewegen. Da sie außerdem auf ihrer Bahn um die Erde immer nur für kurze Zeit von der Sonne angestrahlt werden, verschwinden sie schnell wieder. Ein typischer Satellit taucht plötzlich irgendwo am Himmel auf, zieht seine Bahn und wird dann ebenso plötzlich wieder dunkler und verschwindet ganz. 46
Also: Wenn es funkelt, dann ist es ein Stern. Leuchtet es hell und ruhig, dann sehen wir einen Planeten. Zieht ein ruhiges Licht schnell über den Himmel, dann haben wir einen Satelliten beobachtet (und wenn wir ein blinkendes Licht sehen, dass sich schnell über den Himmel bewegt, dann ist es ein Flugzeug...).
Der Mond und die Menschen
Den Himmelskörper, der sich gerade über die Bäume schiebt, erkennen wir allerdings problemlos. Groß, schön und heller als alles andere, was es am Nachthimmel zu sehen gibt, geht der Mond auf. Während unseres Spaziergangs haben wir erfahren, wie der Mond die Rotation der Erde bremst und wie er vor 4,5 Milliarden Jahren aus einer gewaltigen Kollision entstanden ist. Jetzt können wir ihn endlich direkt betrachten. Heute ist kein Vollmond, wir sehen eine prachtvolle Mondsichel. Ist das jetzt ein zunehmender oder ein abnehmender Mond? Da gab es doch irgend so eine Regel. Die zunehmende Mondsichel soll aussehen wie ein „z“, die abnehmende Mondsichel wie ein „a“ – aber irgendwie ist da am Himmel einfach nur ein Bogen zu sehen, der keinem der beiden Buchstaben ähnelt.
Das liegt daran, dass sich diese Eselsbrücke auf die
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