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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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einer nach dem anderen am Waldrand ihre Autos
abstellten und sich immer wieder umschauten, ob ihnen auch niemand gefolgt war.
Ein junger Mann sprach fortwährend in ein winziges Aufnahmegerät, während er
mit Hilfe verschiedener Messgeräte den exakten Strahlungsradius des Meteoriten
zu ermitteln versuchte, während andere Bodenproben aus dem Erdloch entnahmen
und vom Stumpf der alten Linde Rinde abschabten und Wurzelenden abknipsten und
alles sorgfältig in Probentütchen verpackten.
    Dieser Menschenauflauf
war so auffällig, dass sich immer mehr Schaulustige aus Palling und der
Umgebung einfanden. Um kurz vor elf hatte dann irgendein Kerl von der Presse
Wind von der Sache bekommen und fuhr mit seinem quietschgelben Kleinwagen auf
dem holperigen Pfad bis in die Nähe der kleinen Ansammlung. Der Mann war ein
Fuchs. Er mischte sich unauffällig unter das Völkchen der Wissenschaftler und
Gelehrten und brachte innerhalb weniger Minuten in Erfahrung, was sich hier am
Ende der Welt, auf dem Acker des Mooshamer-Bauern, abspielte.
    »Eine Sensation«, raunte
der Sperling ihm zu. »Er beeinflusst die Fuknetze und elektrischen Ströme. Wir
stehen hier vor ganz neuen Entdeckungen, Kollege.«
    Der Journalist nickte
und machte sich eifrig Notizen.
    »Von welchem Institut
kommen Sie denn?«, fragte die Schwalbe mit einem Anflug von Misstrauen.
    Geschmeidig zog der Typ
seinen Presseausweis aus der Hosentasche. »Traunsteiner Morgenpost.«
    Der Sperling wurde blass
und versuchte, sich unsichtbar zu machen, während die Schwalbe begann, Zeter
und Mordio zu schreien. »Dies ist Privatgelände! Sie haben hier nichts
verloren!«
    Der Schreiberling
grinste dreist. »Gehört der Acker etwa Ihnen?«
    Die Schwalbe ging in die
Luft. »Es geht Sie einen Scheißdreck an, wem der Acker gehört, aber Sie sind
hier nicht willkommen!« Sie fuchtelte mit den Armen und versuchte, ihm das
Blickfeld zu versperren.
    Am Ackerrand blieb der
Pressemensch noch einmal stehen, kletterte aufs Dach seines Wagens, der
richtigen Perspektive wegen, und zoomte die Fundstelle des Meteoriten mit
seiner Kamera heran.
    »Patrick, du Volldepp!
Morgen haben wir hier die halbe Welt auf den Hacken«, schimpfte die Schwalbe.
    Der Sperling plusterte
sich auf und gab ein paar Luftblasen von sich. Aber natürlich hatte die
Schwalbe recht. Es war besser, sich klein zu machen.
     
    Xaver Birnbaum saß
derweil in einiger Entfernung auf dem Stamm der alten Linde und verzehrte ein
Wurstbrot, das seine Frau ihm eingepackt hatte. Eine ganze Weile betrachtete er
das Treiben, dann schien ihm ein guter Zeitpunkt gekommen. Er kletterte auf den
Sitz seines Traktors, den er in der Nähe abgestellt hatte, ließ den Motor an
und ratterte bis knapp vor das Grüppchen der Wissenschaftler, die schnatterten
wie ein ganzer Hühnerhof, während sie den Meteoriten von allen Seiten
begutachteten und vermaßen und dabei immer wieder ungläubig die Köpfe
schüttelten.
    »Herrschaften!«
    Birnbaums Stimme dröhnte
noch lauter als der Motor des alten Deutz. »Es ist nun schon nach Mittag, ich
habe dem Herrgott die Zeit auch nicht gestohlen, und es wird Zeit, dass ich
meinen Acker bestelle …«
    Das Gemurre war groß.
    »Herr Birnbaum, das ist
jetzt nicht Ihr Ernst, nicht wahr?«, rief Monika Schwalbe.
    »Tut mir leid, aber ich
habe Frau und Kinder zu ernähren, und wenn ich jetzt nicht zu pflügen beginne,
nagen wir im Herbst am Hungertuch.«
    Die Wissenschaftlerin
seufzte. »Wir haben verstanden, Herr Birnbaum.«
    Ein älterer Herr, der
eine randlose Brille vor sanften kornblumenblauen Augen trug und tatsächlich
wie ein Gelehrter aussah, reichte Birnbaum die Hand.
    »Professor Driftel«,
stellte die Schwalbe ihn vor. »Spezialist der Meteoritik und mein Doktorvater.«
Es klang fast so, als spräche sie von einem Guru.
    »Was kostet Sie ein Tag
Arbeitsausfall?« Der Professor war freundlich, und er schien ein guter
Menschenkenner zu sein.
    Birnbaum wiegte seinen
Kopf. »Das ist schwer zu sagen. Wenn ich nicht pflügen kann, dann kann ich auch
nicht säen. Und wenn ich nicht säe, dann wird’s nichts mehr mit der Ernte.«
    »Aber diesen einen Tag
würden Sie doch verschmerzen können, nicht wahr?«
    »Kommt darauf an …«
    Der Mann mit den
Kornblumenaugen zückte seine Geldbörse, zwei oder drei andere taten es ihm
gleich, und sogar der Sperling wühlte mit Leidensmiene nach einem Scheinchen.
    »Hundertfünfundsechzig
Euro. Reicht das als Schmerzensgeld für heute?«
    Birnbaum, der auf

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