Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi
schon einmal genauso erlebt? Oder dass du an
einen Ort kommst, wo du noch nie gewesen bist, den du aber trotzdem
wiederzuerkennen glaubst? Und dass du manche Dinge einfach weißt, ohne es
erklären zu können?«
Nun musste Monika
Schwalbe lächeln. »Das letzte Phänomen ist mir unbekannt. Das erste nennt man
Déjà-vu. Es wird heute mit kleinen Fehlfunktionen der Synapsen im Gehirn
erklärt, wodurch diese Eindrücke hervorgerufen werden.«
»Fehlfunktionen im
Gehirn …« Maria schüttelte den Kopf. »Also spinnert bin ich nicht, falls du das
meinst!«
»Aber das meine ich auf
keinen Fall! Hör mal, Maria, als Wissenschaftlerin überprüfe ich alle Dinge
immer ganz genau, bevor ich sie glaube. Andererseits schließe ich aber auch
nichts von vornherein aus, nur weil ich es nicht kenne. Vielleicht ist mein
eigener Verstand nur zu begrenzt oder bewegt sich zu sehr in festen Bahnen, um
alles zu verstehen. Was hast du denn für Ahnungen bezüglich des Kometen?«
»Eigentlich ist es mehr
so ein komisches Gefühl. Vielleicht habe ich von der Wissenschaft eine zu hohe
Meinung, als dass ich glauben könnte, ein wissenschaftlicher Neider habe den
Patrick erschlagen. Ich könnte mir vorstellen, es war jemand, der den
Meteoriten für mysteriöse Zwecke nutzen will, um es einmal so auszudrücken.«
»Mysteriöse Zwecke, was
meinst du denn damit?«
»Also hier bei uns in
Palling lebt eine Frau, die Therese Langner. Dumme Leute bezeichnen sie als
Hexe. Natürlich ist sie nicht wirklich eine, aber ich glaube, sie gefällt sich
in der Rolle. In Rosenheim hat sie eine normale Arbeitsstelle, Teilzeit, soweit
ich weiß, in einem Reisebüro. Aber hier in Palling liest sie den Leuten aus der
Hand, sagt ihnen Zaubersprüche auf und so albernes Zeug. Und ich glaube, ihre
Kasse brummt nicht schlecht. Und in den letzten Wochen versucht sie immer
wieder, mich abzupassen, mit mir ins Gespräch zu kommen. Sie taucht in Trostberg
auf, sie taucht beim Metzger auf, und immer tut sie so, als wäre es ein Zufall.
Aber das glaube ich nicht. Früher hat sie nie ein Wort mit mir geredet. Erst,
seitdem der Komet da ist. Als wollte sie mich aushorchen. Sie nimmt meine Hand,
um meinen Puls zu fühlen, auf so eine aufdringliche Art. Und dabei lächelt sie
immer nett, sodass ich schon denke, ich bilde mir das nur ein. Und sie sagt
mir, ich sehe schlecht aus, sei blass und solle sie mal besuchen. Und neulich,
nicht zum ersten Mal, hat sie mir wieder ausgemalt, wie du hinter meinem Mann
her bist, oder er hinter dir, und dass ihr mich hintergehen würdet …«
»Das ist ja wirklich
eine Hexe!« Monika bekam rote Wangen vor Empörung. »Du glaubst das doch nicht,
Maria?«
»Aber Unsinn! Nicht
mehr, seit ich weiß, dass du weißt, es würde dir schlecht ergehen.« Maria
lächelte dünn. »Aber ich werde halt den Eindruck nicht los, dass die Langner
etwas von mir will. Und jedes Mal fragt sie nach dem Kometen. Immer so
hintenherum, nie direkt, auf so eine Art, die ich nicht mag. Ob er wirklich die
Uhren anhält, will sie wissen, und solche Sachen. Und ob wir ihn noch lange in
Palling lassen, oder ob er bald nach München geschafft wird.«
»Sehr verdächtig«, sagte
die Schwalbe, halb im Scherz. »Vielleicht solltest du die Kommissarin darüber
unterrichten?«
»Bloß nicht! Der brauche
ich doch nicht zu kommen mit Ahnungen und Hirngespinsten. Die denkt doch dann
gleich, dass bei mir ein paar Synapsen nicht funktionieren. Nein, ich dachte
eigentlich daran, der Hexe selber einmal auf den Zahn zu fühlen.«
»Meinst du wirklich?
Sind solche Aufregungen nicht zu viel für dich?«, fragte Monika Schwalbe
besorgt.
»Aber was denn für
Aufregungen! Beim Tobias, da bin ich bis in den achten Monat auf dem Traktor
gefahren und habe Kühe gemolken.«
Maria verschwieg, dass
der Tobias beinahe im Kuhstall geboren worden wäre, weil sie sich von der
Arbeit nicht abhalten lassen wollte und es dann fast nicht mehr ins Haus
geschafft hätte. Das Licht der Welt erblickte der Bub auf dem Weg nach
Trostberg im Krankenwagen, den der Xaver in höchster Aufregung herbeigerufen
hatte. Den Kreissaal hatte sie überhaupt nicht zu Gesicht bekommen.
»Und was willst du tun?«
»Ich jammere der Therese
ein bisschen was vor und nehme die Einladung zum Kaffeetrinken an. Dann komme ich
auf den Kometen zu sprechen. Oder sie fängt von selbst davon an. Und dann merke
ich ja, was sie von mir will.«
»Und du traust dieser
Frau Langner wirklich zu, etwas mit dem versuchten
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