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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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und aufrichtigen Menschen überall …«
    Die Kommissarin lugte
über ihre Lesebrille hinweg, die sie aus Eitelkeit nur selten trug. »Vergessen
Sie nicht, dass in dieser trügerischen Idylle ein Mord stattgefunden hat! Die
Biederkeit und Aufrichtigkeit der ländlichen Bevölkerung wird oftmals
überschätzt. Die grausamsten Verbrechen geschehen meistens dort, wo man es am
wenigsten vermutet. In Heustadeln wird nicht nur dem Vergnügen gefrönt, beim
Fensterln hat sich schon manch einer das Genick gebrochen, und wenn einem im
Kuhstall eine Axt in den Nacken fällt, wird hinterher den armen Viechern die
Schuld in die Schuhe geschoben. Mähdrescher und Häckselmaschinen sind ideale
Mordwaffen, und es sollen auch schon arglose Menschen mit Gift ins Jenseits
befördert worden sein, das sich in einem Zwetschgendatschi oder in der
Zuckerkirsche auf einer Sahnetorte versteckte.«
    »Nun haben Sie mir
wieder Angst gemacht, Chefin«, sagte Bichler düster und packte seine Sachen, um
aufs Dorf zu fahren und die Kommissarin allein im Büro schmoren zu lassen.

14
    Monika Schwalbe ließ sich
jetzt nicht mehr ganz so häufig auf dem Mooshamer-Hof blicken. Die Euphorie der
ersten Tage hatte sich nach Patrick Sperlings Tod in eine bedrückende
Pflichtübung gewandelt. Zweimal in der Woche erschien sie oben auf dem Acker,
um Messgeräte abzulesen und Papierrollen auszutauschen. Sie schickte keine
Studenten mehr, sondern zog es vor, selbst die Strecke von München
herauszufahren. Mitte Juli, als neue Hitzerekorde gemessen wurden, klopfte sie
einmal an die Haustür vom Mooshamer-Hof, weil ihr Kreislauf im Keller war. Die
Hitze setzte ihr zu. Sie hatte zu lange in der prallen Sonne gestanden und bat
um ein Glas Limonade, bevor sie sich auf den Rückweg in die Landeshauptstadt
machte.
    Maria hatte gerade einen
Kirschkuchen im Ofen und machte nebenbei den Abwasch. Als sie die blasse
Studentin sah, wischte sie sich schnell die Hände trocken und bat sie herein.
Die Monika sprach zunächst nicht viel, aber die Limonade, gefolgt von einer
frischen Buttermilch, brachte wieder Farbe auf ihre Wangen. Maria, die vom
Xaver wegen ihres niedrigen Blutdrucks ebenfalls dazu verdonnert worden war, an
diesem Tag im Haus zu bleiben, war ganz froh, jemanden zum Plaudern zu haben.
Sie setzte nach der Buttermilch eine Kanne Kaffee auf und schnitt Monika ein
noch warmes Stück Kirschkuchen ab.
    »Worum geht’s eigentlich
bei dieser ganzen Geschichte mit dem Meteoriten?«, fragte sie so nebenbei. »Der
Xaver erzählt mir dies und das. Aber so ganz habe ich es immer noch nicht
verstanden.«
    »Es geht um eine
Theorie, und zwar um den Chiemgau-Impakt«, legte die Monika aus, die sich immer
freute, über ihr Doktorthema reden zu können.
    »Und was ist das?«,
fragte Maria wissbegierig. Wenn ein Thema sie interessierte, ließ sie so
schnell nicht mehr locker. Ihre Schwester Klara neckte sie manchmal, an ihr sei
doch eine Forscherin verloren gegangen, so wie Madame Curie oder Maria Sybilla
Merian, und dass sie besser hätte studieren sollen, statt einen Bauern zu
heiraten.
    »Es geht um den
Einschlag eines großen Himmelskörpers, der sich, wie der Name schon sagt,
vermutlich hier im Chiemgau zugetragen hat, und zwar während der Keltenzeit«,
erklärte die Schwalbe. »Die meisten Kelten rund um den Chiemsee dürften die
Katastrophe damals nicht überlebt haben, und ihre Kultur verschwand.«
    »Und das versucht ihr zu
beweisen? Daran hängt euer Seelenheil?«
    Die junge
Wissenschaftlerin zuckte mit den Schultern. »Vielleicht nicht unbedingt unser
Seelenheil. Aber der Geldsäckel vom Geologischen Institut hängt daran und
natürlich unsere persönliche Ehre.«
    Maria schaute einen
Moment aus dem Fenster, in Gedanken versunken, während die Schwalbe sich den
Rest von ihrem Kirschkuchen in den Mund schob.
    »Kann ich dich was
fragen, Monika?« Maria rückte mit ihrem Stuhl ein Stück näher heran und senkte
die Stimme zu einem Flüstern: »Ich habe gelesen, dass Kometen früher bei vielen
Völkern als Unglücksboten galten. Ich weiß ja, du bist davon überzeugt, die wissenschaftliche
Konkurrenz hätte den Patrick auf dem Gewissen. Aber könntest du dir auch
vorstellen, dass es Menschen gibt, die den Kometen an sich bringen wollen, weil
sie glauben, er besitzt übernatürliche Kräfte?«
    Monika Schwalbe lauschte
gebannt.
    »Ich habe da nämlich so
eine Ahnung«, fuhr Maria fort. »Kennst du das nicht, dass etwas passiert, und
du glaubst, du hast es früher

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