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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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erkennen, etliche Jahre jünger natürlich, aber eindeutig die Therese.
Sie trug ein langes weißes Gewand, fast wie ein Brautkleid, und um sie herum
standen und saßen etwa ein halbes Dutzend Herren, alle fein gekleidet, mit
dunklen Anzügen und Krawatten. Ob das die Männer waren, die man angeblich des
Abends bei ihr einkehren sah? Einer von ihnen, mit einem Kinnbart und tief
liegenden Augen, hatte der Therese die Hand auf die Schulter gelegt.
    Maria blinzelte zweimal.
Aber das war doch dieser Mensch von dem Zeitungsfoto, der oben am Acker neben
der Hütte stand!
    Therese Langner hatte
ihrer Besucherin unterdessen einen der Küchenstühle hingerückt und nötigte sie,
sich zu setzen. Auf der Fensterbank lag ein Stapel mit Heftchen und
Zeitschriften, die bedeutsame Namen wie »Mandala Rama« oder »Esoteric Age«
trugen. Die meisten hatten irgendwie mit Astrologie zu tun. Eine kräftige
Grünpflanze stand daneben. Beim Gießen war Wasser übergeschwappt und hatte die
Hochglanzseiten der Hefte aufgeweicht. Die Sonne hatte sie dann beim Trocknen
in gleichmäßige Wellen gelegt, die Maria selbstvergessen glatt zu streichen
versuchte.
    »Was kann ich also für
dich tun, Maria?«, fragte die Hexe mit schmalen Augen.
    Maria ließ den Kopf
hängen wie ein Häufchen Elend. »Ich glaube, du hattest recht, Therese. Die
Monika ist eine Schlange. Sie wickelt meinen Mann vollständig ein.«
    »Und er lässt sich gerne
einwickeln, ja? So sind sie, die Männer«, sagte die Therese mit einem
träumerischen Unterton. Vielleicht dachte sie an einen eigenen Verflossenen,
den sie trotz aller Zauberkräfte nicht hatte halten können.
    Maria sah hinab auf ihre
gefalteten Hände. »Vielleicht bin ich einfach nur dumm. Vielleicht sollte ich
mich öfter mal hübsch machen für den Xaver, dann würde er mich sicher wieder
anschauen.«
    Die Therese goss ihr
eine Tasse Kräutertee ein und betrachtete sie mit einem unangenehmen Blick.
»Aber du musst dich doch nicht auf solche Dinge einlassen! Willst du dich denn
selbst erniedrigen? Macht er sich etwa hübsch für dich? Ich wette, er rasiert
sich nicht mal jeden Tag und ist dann kratzig wie ein Igel, wenn er zu dir
kommt.«
    »Ja, schon«, sagte Maria
geniert. »Aber das stört mich gar nicht so sehr.«
    »Willst du dich etwa in
so eine Glitzerpelle zwängen oder in blöde Dessous, nur damit ihm die Augen
übergehen? Es geht doch nicht an, dass der Mann dich in deinem Zustand aufregt
und vernachlässigt und mit dieser Schlampe herumläuft!«
    Maria seufzte nur.
Therese wurde geschäftig. Sie schob das Geschirr zur Seite und zündete eine
Kerze an für ihren Hokuspokus. Dann holte sie aus einer Schublade des
Küchenschranks ein paar Tütchen mit Kräutern und Pulvern, die sie nacheinander
in die knisternde Flamme blies. Die Rauchwolken rochen nach Wald und Moos und
ein wenig nach Schwefel.
    »Was ist das?«, fragte
Maria misstrauisch.
    Therese Langner
antwortete nicht und holte ein silberfarbenes Garnknäuel hervor.
    »Hast du ein Bild von
deinem Mann dabei?«
    Maria zögerte. Dann
nestelte sie in ihrer kleinen Handtasche und holte ein altes Foto hervor, aus
besseren Tagen, als der Tobias noch klein gewesen und es mit dem Hof gut
gegangen war. Der Xavi thronte wie ein König auf dem alten Deutz, mit seinem
schiefen Hut, unter dem das Haar noch nicht ergraut war.
    Therese Langner lächelte
und begann, Silberfäden rund um das Bild zu legen. »Er entgleitet dir, nicht
wahr?«, fragte sie mit Schlangenstimme. »Diese Blonde ist wirklich ein Miststück,
immer mit ihren knappen Röcken, die so kurz sind, dass man fast ihre Wäsche
sieht. Oder trägt sie etwa gar keine Wäsche, das Luder?«
    »Woher soll ich denn das
wissen?«
    »Meinst du, dass der
Xaver es weiß?«
    Maria senkte beschämt
den Blick, obwohl sie der Therese für die Bemerkung am liebsten an die Gurgel
gegangen wäre.
    »Sei unbesorgt, Maria,
ich werde noch viele Fäden schlingen. Dein Wohlergehen liegt mir sehr am
Herzen.« Der Mund der Hexe war sehr rot, und ihre Stimme nahm einen
unverfänglichen Plauderton an. »Was geschieht denn nun eigentlich mit diesem
Stein auf eurem Acker? Weiß man schon sicher, was es ist?«
    Maria gab die Arglose.
»Ja, es scheint wohl so, dass es sich wirklich um einen Meteoriten handelt.
Jedenfalls sagt das dieser Professor aus München, der Chef von der Monika. Ich
selbst bin ja noch nicht da droben gewesen und habe ihn noch nicht mit eigenen
Augen gesehen, weil der Xaver meint, die Strahlung könnte

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