Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
Vom Netzwerk:
Diebstahl und dem Mord zu
tun zu haben?« Monikas Zweifel waren noch nicht ganz zerstreut.
    »Ich weiß nicht recht«,
sagte Maria gedehnt. »Ich will ja niemandem etwas Falsches nachsagen. Aber die
Langner benimmt sich schon wirklich sehr merkwürdig in der letzten Zeit.«
    »Also, wenn du meinst
und wenn es wirklich ungefährlich ist …«
    »Aber natürlich ist es
ungefährlich. Sie ist ja keine richtige Hexe!« Kurz entschlossen holte Maria
das Telefon und wählte eine Nummer, die sie auf einem kleinen Zettelchen in der
Tasche ihrer Strickjacke trug.
    »Hat sie mir
aufgeschrieben«, flüsterte sie.
    Nach mehrmaligem
Klingeln wurde am anderen Ende abgenommen.
    »Therese, ich bin es«,
sagte sie in jämmerlichem Ton. »Ich brauch deine Hilfe!«
    »Maria?«, fragte die
Therese. »Was ist denn los?«
    »Ich glaube, der Xaver
betrügt mich mit dieser Schnepfe, mit diesem Huhn aus München, so wie du schon
vermutet hast.« Sie zwinkerte der Schwalbe zu, die sich ein Lachen kaum
verbeißen konnte.
    Einen Moment blieb es
stumm in der Leitung. Maria spitzte die Ohren. Was waren das für Geräusche im
Hintergrund?
    »Bist du nicht allein,
Therese? Störe ich gerade?«
    »Nein, Unsinn! Natürlich
bin ich allein. Das Fenster steht offen, und die Nachbarin unten räumt auf
ihrem Balkon herum. Komm halt morgen Mittag bei mir vorbei, dann habe ich Zeit,
und wir unterhalten uns ein Weilchen.«
    »Gut«, sagte Maria und
schniefte noch einmal, als hätte sie geweint. »Soll ich etwas mitbringen?«
    »Vielleicht ein Foto von
deinem Mann. Oder eine Haarlocke. Oder sonst irgendwas, das ihm gehört.«
    »Ist gut.« Maria legte
auf.
    Die Monika hob drohend
den Finger. »Das mit dem Huhn und der Schnepfe hättest du dir sparen können!«
    Maria aber schaute ganz
unschuldig. »Nein, konnte ich nicht. Das hat es glaubwürdiger gemacht.«

15
    »Therese, du machst doch
keine Dummheiten?«
    Sie fühlte, wie sie erst
rot, dann bleich wurde. Sie lachte nervös.
    »Aber Unsinn! Was für
Dummheiten sollte ich machen?«
    »Alleingänge. Vielleicht
fühlst du dich benachteiligt. Glaubst, dass ich dich ungerecht behandele.«
    »Ach wo!« Sie war froh,
dass er nicht sah, wie sich die Hand, mit der sie den Hörer hielt, verkrampfte,
bis die Knöchel weiß hervortraten. »Allein bin ich nichts. Die Gruppe ist
alles, und nur gemeinsam sind wir stark …«
    »Ich hoffe, du vergisst
das nie.«
    Was wollte er denn
plötzlich?
    Er fuhr fort: »Wie steht
es mit der Frau Birnbaum? Hältst du den Kontakt zu ihr?«
    »Flüchtig. Sie weicht
mir aus. Aber ich bleibe dran, verlasse dich auf mich.«
    »Flüchtig, so. Und ich
habe mich schon gefragt, ob sie dich vielleicht demnächst mal besucht.«
    Ihr Atem ging schneller.
Das konnte er doch nicht wissen! Oder ob er ihr Telefon …?
    »Ja, ich denke, dass sie
gelegentlich vorbeikommen wird. Und dann werde ich ihr klarmachen, wie
schädlich der Komet für sie ist und besonders für das Kind, das sie erwartet.
Dann wird sie mir den Weg schon freimachen …«
    »Uns, Therese. Uns wird
sie den Weg freimachen. Vergiss das nicht.«
    »Wie sollte ich das
vergessen«, murmelte sie.

16
    Therese Langner wohnte in
der Nähe der Apotheke, in der ersten Etage eines weißen Häuschens. Vor dessen
Tür fand sich Maria am nächsten Tag kurz nach dem Mittagsglockenschlag ein. Sie
schaute sich um, bevor sie den Klingelknopf drückte. Musste ja niemand sehen,
dass sie die Hexe besuchte.
    Ein Hauch von Kräutertee
und Räucherstäbchen lag in der Luft, als die Tür sich öffnete. Therese verzog
ihre Lippen zu einem aufgesetzten Lächeln, nahm Maria bei der Hand und zog sie
in den Duft hinein. An der Flurdecke schwebte ein Mobile mit silbernen Sternen.
An der Wand waren zwei ausgestopfte Tiere: ein Frettchen und ein Rabe, die mit
starren gläsernen Augen die Besucherin musterten. An der Tür zur Küche
klimperte ein Windspiel, dessen Töne in dem leisen Luftzug seltsam
disharmonisch klangen.
    »Schön, dass du Zeit für
mich hast, Therese«, sagte Maria und versuchte, nicht auf die scharfen Zähne
des Frettchens zu achten.
    »Aber natürlich habe ich
Zeit! Komm in die Küche, ich wollte gerade frühstücken.«
    Frühstück um zwölf Uhr
mittags, dachte Maria.
    In der kleinen,
gemütlich eingerichteten Küche hielten dunkelrote Vorhänge die Sonnenhitze ab.
Marias Blick blieb an der Vergrößerung einer Fotografie hängen, die älteren
Datums sein musste. Im Dämmerlicht wirkte sie stark vergilbt.
    Therese Langner war
darauf zu

Weitere Kostenlose Bücher