Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi
fast so, als halte die Therese nicht viel von ihm.
»Also ich bin zufrieden
mit ihm«, sagte Maria so bestimmt, wie sie konnte. »Und damals beim Tobias ist
ja auch alles gut gegangen.«
»Freilich, ich will ja
auch nichts gegen den Gruber sagen. Und doch, so besonders gut schaust du nicht
aus. Deine Haut ist so fahl, als würde etwas an dir zehren. Nimmst du auch
genügend Vitamine? Soll ich dir einmal den Puls fühlen?«
»Mein Puls ist ganz in
Ordnung, danke.« Maria brachte rasch ihre Hand in Sicherheit.
»Schon gut.« Therese sah
plötzlich traurig aus. »Ich will mich nicht aufdrängen. Ich kann es halt nur
nicht mit ansehen, wie schlecht es dir geht und wie man dich behandelt. Als
wärst du nur eine Magd auf deinem eigenen Hof. Und dein Mann, der sollte sich
schämen, ausgerechnet in dieser Zeit …«
Sie biss sich auf die
Lippen, als wäre ihr gegen ihren Willen ein Geheimnis entschlüpft. Dann trat
sie einen Schritt zurück, als wolle sie sich umdrehen.
»Was meinst du damit?«,
fragte Maria, die ihr wie eine Fliege auf den Leim ging.
»Vielleicht sollte ich
es besser nicht erwähnen, aber vorhin habe ich ihn gesehen. In Stein, im
Gasthof an der Burg, mit dieser Blonden aus München. Ihr Wagen stand an der
Straße, und die beiden saßen draußen und tranken Bier.«
Die Langner lächelte.
Sie war eine Schlange. Maria, die wegen dem Bier, das ihr Mann mit der Monika
trank, schon wieder ein Ziehen im Magen fühlte, machte sich los.
»Ich muss jetzt wirklich
ganz schnell heim, Therese, der Bub wartet …«
Sie schwang sich aufs
Radl und trat in die Pedale. Die Monika und der Xaver beim Biertrinken, das
glaubte sie nie und nimmer. Die Monika war eine Nette, und der Xaver war so ein
… beinahe hätte sie Depp gedacht. »So eine treue Seele«, murmelte sie stattdessen.
»Er würde mich gewiss nicht hintergehen.«
Es ging bergauf, und
Maria kam außer Atem.
»Langsam«, mahnte sie
sich. »Es ist doch alles gut. Die verflixte Langner will mir nur einen Floh ins
Ohr setzen. Und ich bin auch nicht blass, und der Gruber ist ein guter Arzt.
Aber sie hat so eine Art an sich, so eine merkwürdige Weise, von einem Besitz
zu ergreifen, dass man sich beinahe fürchten kann.«
Zu Hause wählte sie die
Nummer der Traunsteiner Morgenpost. Gestern war Herr Gartelmann nicht
rangegangen, und auf seinen Anrufbeantworter hatte sie nicht sprechen wollen.
Heute meldete sich zumindest die Telefonistin.
»Tut mir leid, der Herr
Gartelmann ist auswärts unterwegs. Worum geht es denn? Vielleicht kann ich
Ihnen weiterhelfen?«
»Ach, das glaube ich nicht.
Ich habe eine Frage zu einem Artikel, den er vor zwei Wochen geschrieben hat.«
»Ja, dann müssen Sie
wohl warten, bis der Herr Gartelmann wieder im Haus ist. Das wird aber erst in
zehn Tagen der Fall sein, denn nun ist Wochenende, und in der nächsten Woche
hat der Herr Gartelmann Urlaub.«
So etwas habe ich
befürchtet, dachte Maria und legte auf.
Als der Xaver vom Feld
kam, um Brotzeit zu machen, gab er seiner Frau im Vorbeigehen ein Bussi, und
Maria fragte rasch: »Hast du schon Bier getrunken? Du riechst wie ein Fass.«
»Ja, so ein oder zwei«,
sagte der Xaver treuherzig und zuckte die Schultern. »Es hat sich so ergeben.
Im Gasthof in Stein, mit der Monika und dem Professor Driftel und noch zwei von
ihren Kollegen. Eigentlich wollte ich den Zaun richten an der Weide, aber sie
haben mich eingeladen. Und ich dachte, bevor die wegen dem Kometen allein etwas
besprechen, ist es besser, wenn ich dabei bin.«
»Ist schon recht«, sagte
Maria beschämt. »Und was tut sich mit dem Kometen?«
»Nichts. Der Professor
und die Monika können auch nichts anderes tun als warten. Der Tod vom Sperling
liegt ihnen allen im Magen, und sie wollen nicht so pietätlos sein, gleich
wieder zur Tagesordnung überzugehen. Sie lassen den Kometen noch ein paar
Wochen ruhen. Unter dem Gitter ist er ja sicher. Im neuen Semester, das im
Oktober anfängt, wollen sie das Projekt dann wieder aufnehmen.«
Maria nickte und legte
kleine Gürkchen auf das Schinkenbrot, bevor sie ihrem Mann den Teller
hinstellte. Aber was zum Teufel wollte bloß die Langner von ihr?
13
Ende Juni hing der
Kommissarin der Pallinger Fall wirklich zum Hals heraus. Die Statistik besagte,
dass ein Mord, der innerhalb der ersten vier Wochen nicht geklärt war, mit
großer Wahrscheinlichkeit liegen blieb. Das wurmte sie, denn es gab nicht viele
Fälle in ihrer Laufbahn, bei denen sie klein beigeben musste. Sie
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