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Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi

Titel: Der Komet von Palling - Oberbayern-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Paul Niemann
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Jacke zu, damit die Hexe
sie nicht berührte.
    »Wollen wir ihm einen
Streich spielen und es einen Buben werden lassen?«
    Maria klimperte
erschrocken mit ihren dunklen Wimpern, die noch so lang waren wie in ihrer
Jugend. »Ach, mir wäre ein Mädl schon auch ganz recht!«
    »Ich glaube, du solltest
dir weniger Sorgen machen. Und wegen dem Kometen, da helfe ich dir, mit meinen
eigenen Händen«, säuselte der rotgeschminkte Mund.
    »Ich denke darüber
nach.«
    »Dann rufe mich bald
wieder an. Du kannst auch gerne noch ein wenig bleiben. Ich mache dir noch
einen Tee, ich zünde ein paar Kerzen an, ich reibe dir die Beine ein, damit du
dich leichter fühlst, und den Bauch, um die Strahlen abzuhalten …«
    »Lass mich vorbei,
Therese. Was soll das denn? Man könnte beinahe Angst vor dir haben!«
    Therese Langner, deren
Mund nun aussah wie eine überreife Tomate, gab den Weg frei, und Maria
schlüpfte rasch an ihr vorbei und zur Tür hinaus. Die Kirchturmuhr schlug eins,
als sie das weiße Häuschen verließ – nicht ohne sich vorher umgeschaut zu
haben, ob auch niemand sie beobachtete.

17
    In den folgenden Tagen
lauerte die Langner überall. Sie passte Maria beim Einkaufen ab, vor der
Sporthalle in Trostberg, einmal sogar vor der Kirchentür. Ihr Lächeln zeigte
viele Zähne, und immer kam sie mit den gleichen Sprüchen.
    »Du siehst heute wieder
schlecht aus, meine Liebe.«
    »Ach ja?«, entgegnete
Maria wortkarg.
    »Dein Mann lässt dich
bestimmt von früh bis spät arbeiten, nicht wahr?«
    »Es ist halt viel zu tun
auf dem Hof.« Maria wollte sich rasch verdrücken.
    »Er sollte
rücksichtsvoller sein! Verwöhnt er dich denn sonst wenigstens, der Xavi?«
    »Wie meinst du das?«,
fragte Maria unfreundlich. Sie verspürte wenig Lust, Details aus ihrem
Privatleben zu erzählen. Außerdem konnte sie es nicht leiden, wenn andere
Frauen ihren Mann bei seinem Kosenamen nannten.
    Thereses Lächeln war
vieldeutig. Mit der Zungenspitze fuhr sie sich über die Lippen. »Du weißt
schon, was ich meine, Maria. Unser Liebeszauber, wirkt er denn?«
    Maria errötete. Sie
schätzte Zweideutigkeiten nicht sonderlich. »Ich denke, es war albern von mir
zu glauben, dass er mit der Monika …«
    »Vorsicht ist die Mutter
der Porzellankiste!«
    Maria versuchte, an der
Hexe vorbeizukommen, ohne sie zu berühren. Aber die Langner war anhänglich wie
eine Klette. Sie fasste sie am Ärmel und hielt sie fest. »Du hast mir noch gar
nicht gesagt, wie es mit dem Nachwuchs geht. Ist alles in Ordnung? Weißt du denn
schon, was es wird?«
    Unwillig machte Maria
sich los. Von der Ecke her schaute schon die Bäckerin, die dort mit der Frau
Berggrün stand. Die beiden steckten die Köpfe zusammen.
    Die Mundwinkel der Hexe
zuckten. »Fragst du deinen Arzt denn nicht? Ja, bist du denn gar nicht
neugierig, Maria?«
    »Ich lasse mich am
liebsten überraschen.«
    »Also ich an deiner
Stelle könnte gar nicht abwarten, alles ganz genau zu wissen!«
    Du bist aber nicht an
meiner Stelle, dachte Maria.
    Die Stimme von der
Therese war wieder weich geworden. »Aber es ist doch alles in Ordnung, nicht
wahr?«
    »Ein bisschen müde bin
ich halt manchmal. Der Kreislauf. Das ist wohl normal, wenn man in meinem Alter
noch solche Dummheiten macht.«
    Die Langner kam ganz
nahe, sodass Maria ihren warmen Atem am Ohr fühlte. »Das ist der Komet, der an
dir zehrt. Er trägt schädliche Energien in sich, Kräfte vom Anbeginn der Zeit,
Spurenelemente, die vielleicht mit dem Urknall entstanden sind und die Auswirkungen
haben, die wir gar nicht kennen. Und Menschenblut klebt an ihm, das Blut dieses
jungen Mannes, es ist in euren Acker gesickert …«
    Maria ergriff die
Flucht. Sie lief einfach davon, vorbei an der Kerbel Hanni und der Berggrün,
ohne einen Gruß, mit versteinertem Gesicht. Zu Hause versuchte sie, die Monika
zu erreichen, doch die war auf eine Exkursion in die Eifel gefahren, um
Meteoritenkrater anzuschauen. Maria schloss sich in ihr Zimmerchen unterm Dach
ein und trank Kamillentee, bis ihre Gedanken sich wieder beruhigten.

18
    Am Freitag klingelte es
an Therese Langners Tür. Es war schon spät, aber manchmal kamen die Frauen, die
etwas auf dem Herzen hatten, erst gegen Mitternacht, in der Dunkelheit, wenn
alle Lichter hinter den Fenstern erloschen waren.
    Sie stand vom Sofa auf,
wo sie vor dem laufenden Fernseher eingeschlafen war. In ihrem Kopf war ein
unangenehmes Ziehen. Manchmal vertrug sie den Dunst ihres eigenen Räucherwerks
nicht mehr. Ihre

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