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Der Kommandant und das Mädchen

Der Kommandant und das Mädchen

Titel: Der Kommandant und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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Beginn der Ausgangssperre. Ich gehe schneller, komme aber auf dem nassen, glatten Pflaster ins Rutschen. Dennoch beeile ich mich, das Kinn gegen die Brust gedrückt, um mich etwas gegen den eisigen Wind zu schützen. Als ich in die ulica Starowislna einbiege, laufe ich unerwartet gegen etwas und stolpere, meine Füße rutschen weg und ich lande mit meiner Kehrseite in einer schmutzigen Schneewehe.
    Ich sehe hoch und stelle fest, dass ich mit einem Mann zusammengestoßen bin, der mir entgegengekommen ist. Vergeblich versuche ich aufzustehen, doch ehe ich mich versehe, packt mich der Mann an den Armen und zieht mich hoch. Ich bin zu verblüfft, um ihn abzuwehren. Während ich zwinkere, um die Schneeflocken von meinen Wimpern zu vertreiben, fühle ich, wie der Fremde seinen Handrücken auf meine Stirn drückt – so wie eine Mutter, die überprüfen will, ob ihr Kind Fieber hat. Von seinem Mantel geht ein würziger Geruch aus, der mir auf eine unerklärliche Weise vertraut vorkommt.
    “Danke …” Doch als ich endlich wieder klar sehen kann, ist der Fremde bereits weitergegangen, und sein dunkler Mantel verschmilzt schnell mit der Dunkelheit.
    Was für eine seltsame Begegnung, überlege ich und werfe einen Blick in die Richtung, aus der ich gekommen bin. Die Straße ist menschenleer. Doch ich habe keine Zeit, hier herumzustehen und zu grübeln. Ich wische den Schnee von meinem Mantel und gehe weiter.
    Plötzlich wird die nächtliche Stille jäh von einer lauten Sirene zerrissen. Ein Stück vor mir hält ein Wagen der Gestapo auf einer Kreuzung. Sofort mache ich einen Satz um die nächste Ecke und presse mich gegen die Backsteinmauer, wobei ich mir wünsche, ich könnte mich unsichtbar machen. Ich höre Türenschlagen, dann das Poltern schwerer Stiefel auf dem Straßenpflaster. Über eine Wand gleich neben mir zuckt der Lichtkegel einer Taschenlampe. Mein Herz rast, ich fühle mich schweißgebadet.
    Die Gestapo-Leute stehen schweigend da und achten auf jedes Geräusch. Eine Ewigkeit scheint zu vergehen, dann höre ich einen der Männer etwas sagen, und sie steigen wieder in den Wagen. Reglos bleibe ich stehen und warte, dass der Wagen vorbeigefahren kommt und im Scheinwerferlicht eine jämmerliche junge Frau auftaucht, die vergeblich versucht, mit einer Mauer zu verschmelzen. Gebannt halte ich den Atem an und zähle die Sekunden.
    Mit quietschenden Reifen macht der Wagen kehrt und fährt in die andere Richtung davon.
    Als das Motorengeräusch kaum noch zu hören ist, löse ich mich aus meiner Starre und sinke zu Boden. Hätte mich der Mann nicht umgerannt, dann wäre ich der Gestapo direkt in die Arme gelaufen. Ich atme tief durch und danke meinem Schutzengel, dass er mir diesen Fremden geschickt hat.
    Während ich weitergehe, merke ich, dass die Feuchtigkeit des Schneetreibens von meiner Kleidung aufgesogen wurde. Ich ziehe die nassen Handschuhe aus und stecke die Hände in die Manteltaschen. In der rechten Tasche berühren meine Finger etwas Unvertrautes, etwas Hartes. Meine Hand umfasst das Objekt, und ich bleibe stehen. Aus der Tasche ziehe ich einen glatten braunen Stein, den ich vor einer Stunde noch nicht bei mir trug.
    Ein leiser Schrei kommt mir über die Lippen. Es ist ein Stück Bernstein! Dieser Zusammenstoß war gar kein Unfall – und es war kein Fremder, der mich umgerannt hat. Es war Jakub! Er hat mir den Stein als ein Zeichen zugesteckt. Mein Herz macht einen Freudensprung. Jetzt weiß ich, dass mein Ehemann ganz in der Nähe ist und nicht mit einer anderen Frau weit weg von hier die Welt rettet. Er ist hier, und er passt auf mich auf. Er hat verhindert, dass ich der Patrouille in die Arme laufe. Er liebt mich und beschützt mich aus der Ferne, weil ihm etwas anderes nicht möglich ist.
    Plötzlich wird mir ganz warm, die Luft um mich herum wirkt wie aufgeladen. In diesem Moment zählt nichts anderes mehr. Jakub lebt, und er liebt mich. Den Bernstein fest in der Hand, laufe ich so schnell ich kann nach Hause.

18. KAPITEL
    D er Fleck angetrockneten Haferbreis in Łukasz’ Schüssel will einfach nicht verschwinden. Ich tauche die Schüssel noch einmal in die Seifenlauge und reibe fester über die Stelle. Normalerweise würde ich sie über Nacht einweichen lassen, doch das ist Łukasz’ Lieblingsschüssel, die einzige, die er leiden kann. Sie muss am Morgen sauber sein, sonst weigert er sich, etwas zu essen.
    Ich stelle die Schüssel ab und lasse mich seufzend auf einen Küchenstuhl fallen. Es ist

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