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Der Kommandant und das Mädchen

Der Kommandant und das Mädchen

Titel: Der Kommandant und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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uns gelungen, in Krysias Haus für Wärme zu sorgen, indem wir im Herbst einen genügend großen Vorrat an Feuerholz und Kohlen angelegt haben. Aber ich bin in ständiger Sorge um Jakub und meine Eltern, denen es auf keinen Fall so gut ergehen kann wie mir. Sie alle fehlen mir so sehr wie noch nie zuvor. Morgen Abend beginnt Chanukka, was ich schon von klein auf weiß, weil meine Eltern mir den jüdischen Kalender sozusagen eingeimpft haben. Könnten wir diesen Feiertag doch bloß gemeinsam begehen! Früher an diesem Abend habe ich Łukasz beobachtet, wie er auf dem Boden saß und mit seinen Bauklötzen spielte. Er weiß nicht mal, was Chanukka eigentlich ist. Wie gern würde ich ihn auf den Schoß nehmen und ihm die Geschichte von den tapferen Männern erzählen, die den Tempel retteten, und vom Wunder des Lichts, das acht Nächte lang brannte. Sein Vater hätte das für ihn getan. Doch ich wage es nicht, auch wenn ich weiß, dass ich Łukasz etwas versage. Er ist jetzt nach unserer Schätzung dreieinhalb und wird jeden Tag ein bisschen geschwätziger. Wenn er die Geschichte von Chanukka einem Nachbarn weitererzählt, würden wir alle in große Gefahr geraten. Aus dem gleichen Grund bekommt er von uns auch kein Chanukka-Geld, jene Münzen oder kleinen Geschenke, die ich als Kind an diesem Feiertag überreicht bekam. Auch werde ich keinen Dreidl für ihn basteln, und zudem keine Chanukka-Spiele spielen. Stattdessen bekommt Łukasz seine Geschenke einige Wochen später an Weihnachten, was wir zu feiern vorgeben, um den Schein zu wahren. Heute Abend allerdings hat Krysia in einem unausgesprochenen Zugeständnis an unseren Glauben Latkes gebacken, Kartoffelpuffer mit süßer Apfelsoße und Schmand, die traditionell an jüdischen Feiertagen gegessen werden. Der Geschmack erinnerte mich an meine Mutter und ließ mich in Tränen ausbrechen.
    In der Diele höre ich den Boden knarren. Krysia ist wohl noch einmal aufgestanden, überlege ich, während ich Łukasz’ Schüssel abtrockne. Ich wische meine Hände an einem Handtuch ab. Auf einmal nehme ich Schritte wahr, die von der Tür zur Küche kommen und schwerer klingen als die einer Frau. Jemand ist ins Haus eingedrungen! Wie erstarrt stehe ich da und halte mit einer Hand den Griff einer Bratpfanne fest, die zum Abtrocknen auf dem Küchentisch liegt. Ich hebe meinen Arm, doch bevor ich mit der Pfanne ausholen kann, drückt sich der Eindringling an mich und hält meine Unterarme fest umschlossen.
    “Schabbat schalom
, Fräulein Emma.”
    Mein Herz macht vor Freude einen Satz. “Jakub!”, rufe ich und lasse die Pfanne fallen. Sekundenlang glaube ich an einen Traum, und als ich die Arme um ihn schlinge, rechne ich insgeheim damit, ins Leere zu greifen. Aber er ist wirklich da, ich kann ihn berühren und festhalten. “O Jakub!”, rufe ich wieder, als er mich in die Arme nimmt. Ich klammere mich an ihn, so fest ich nur kann, und küsse jede Stelle seines Gesichts.
    Einen Augenblick später lehnt er sich ein kleines Stück zurück, und wir sehen uns lange an, ohne ein Wort zu sagen. Meine Gedanken überschlagen sich. Jakub ist hier. Er ist zu mir gekommen. So oft habe ich von diesem Moment geträumt, dass ich mir fast nicht sicher bin, ob das hier real ist oder doch nur ein Traum. “Emma”, sagt er, legt seine Hände an mein Gesicht und küsst meine Lippen.
    “Ich kann es nicht fassen, dass du hier bist”, erwidere ich, als wir uns irgendwann voneinander lösen. Ich betrachte sein Gesicht, das voller und gebräunter ist. Es wirkt auf mich wie das Gesicht eines Jungen, der erst vor Kurzem vom Jugendlichen zum Mann geworden ist. Ich berühre seine Wangen, die sich vom Leben unter freiem Himmel rau und gegerbt anfühlen. “Es ist so lange her …”
    “Ich weiß, es tut mir leid …”, setzt er zum Reden an, aber ich lege einen Finger auf seine Lippen.
    “Nicht”, unterbreche ich kopfschüttelnd. “Es ist gut, solange ich weiß, dass mit dir alles in Ordnung ist.”
    “Das ist es, nachdem ich nun hier bei dir bin”, erwidert er ernst. “Aber …”
    “Schhht”, flüstere ich und küsse ihn. Ohne ein weiteres Wort führe ich ihn die Treppe hinauf in mein Schlafzimmer. Ich schließe die Tür hinter uns und küsse ihn wieder. Unsere Lippen trennen sich auch dann nicht, als ich ihm den zerlumpten Mantel und das Hemd ausziehe und ihn zu mir aufs Bett ziehe. Unsere Körper ergänzen sich gegenseitig so vollkommen, als wäre das alles nur ein böser Traum gewesen –

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