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Der Kommandant und das Mädchen

Der Kommandant und das Mädchen

Titel: Der Kommandant und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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angestellt?”, fragt sie.
    Braun zögert. Ich glaube, Krysias forsche Frage hat ihn überrascht. Endlich sagt er: “Er war schon vor dem Krieg ein Unruhestifter und verbreitete Lügen über das Reich. Seit geraumer Zeit wurde er nicht mehr gesehen, aber wir würden uns gern mit ihm unterhalten.”
    “Solange ich denken kann, hat sich der Junge immer gern in die Nesseln gesetzt”, meint sie und versucht, unbeschwert zu klingen.
    “Wir reden hier nicht von ‘Nesseln’“, erwidert Braun ungehalten. “Wir reden von Hochverrat.”
    “Ja, selbstverständlich.” Nun setzt Krysia eine ernste Miene auf, als sei ihr soeben die Tragweite dieser Worte bewusst geworden. “Ich verstehe, was Sie meinen. Aber ich habe Jakub schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen. Selbst vor dem Krieg sind wir uns in der Stadt nur ein paar Mal über den Weg gelaufen.” Ich bin erstaunt, mit welcher Gelassenheit sie diese Lügen auftischt. “Mit dieser Seite der Familie habe ich seit Marcins Tod nur noch wenig zu tun, müssen Sie wissen.” Ihr Tonfall hat etwas Beiläufiges. “Und seitdem ich nach hier draußen gezogen bin, bekomme ich ohnehin nicht mehr viel Besuch.” Diese letzte Bemerkung richtet sie an Hoffmann.
    “Das überrascht mich, Verehrteste”, erwidert der ältere Mann rasch. “Sie sind eine beispielhafte Gastgeberin. Und Sie haben ein schönes Haus.”
    Krysia legt den Kopf leicht schräg und streicht sich die Haare aus dem Gesicht. “Das ist sehr nett von Ihnen, Herr Leutnant.” Jetzt wird mir klar, dass sie mit dem Mann schäkert, um Zeit zu gewinnen. Bei Hoffmann scheint dieser Trick zu wirken.
    Den jüngeren Mann dagegen kümmert das nicht. “Mir ist eine kleine Gartenlaube hinter dem Haus aufgefallen”, wirft er ein. “Was ist da drin?”
    Krysia dreht sich zu ihm um. “Nichts”, antwortet sie sofort. “Sie stand eigentlich schon immer leer.”
    Braun mustert aufmerksam ihr Gesicht. “Dann wird es Ihnen sicher nichts ausmachen, wenn wir einen Blick hineinwerfen, oder?”
    Sie zögert. Aus dem Augenwinkel bemerke ich einen winzigen Anflug von Panik. Ich weiß, vor welchem Dilemma sie steht. Ist Jakub weggelaufen? Oder versteckt er sich womöglich dort? “Es ist ein ziemlich altes Schloss, und ich glaube nicht, dass ich einen Schlüssel habe.”
    “Wenn das Schloss wirklich so alt ist, wie Sie sagen, sollte man es leicht aufbrechen können”, meint Braun. Es ist offensichtlich, dass er keine Ruhe geben wird.
    Mir entgeht nicht der dünne Film aus Schweißperlen, der sich auf Krysias Oberlippe bildet. “Na gut”, lenkt sie schließlich ein. “Ich möchte mich nur schnell umziehen, dann begleite ich Sie.”
    Krysia verlässt den Salon und geht langsam die Treppe hinauf, um noch mehr Zeit zu schinden. Ich sitze reglos da und verspüre panische Angst, wenn ich an die Fragen denke, die sie mir stellen könnten. Doch mit mir reden sie nicht, stattdessen gehen sie im Zimmer umher und sehen sich Fotos und andere Dinge an. Braun stellt sich an den Flügel und berührt die Tasten auf eine ungelenke Manier, die mir verrät, dass er dieses Instrument noch nie gespielt hat. Ich sitze hilflos da, während sie sich durch unser Leben wühlen.
    Einen Moment lang überlege ich, ob ich ihnen sagen sollte, dass ich für den Kommandanten arbeite. Vielleicht würde die Erwähnung eines so hochrangigen Offiziers die zwei davon überzeugen, uns besser in Ruhe zu lassen. Doch wenn sie sich von ihm meine Geschichte bestätigen lassen wollen, werden sie ihm womöglich erklären, warum sie hergekommen sind. Das könnte auf meine Verbindung zu Jakub aufmerksam machen. Genau das kann ich aber nicht riskieren.
    Ein paar Minuten später kehrt Krysia in Mantel und Schal gehüllt zurück. Als sie an mir vorbeigeht, nehme ich einen leichten Hauch von Jakubs Geruch wahr, der ihr immer noch anhaftet. Lauf so schnell du kannst, Jakub, flehe ich inständig. “Bereit?”, fragt Krysia die beiden Offiziere so freundlich, als würden wir zu einem Picknick aufbrechen. Sie öffnet die Haustür. Bevor wir uns nach draußen begeben können, kommt uns ein dritter Uniformierter entgegen.
    “Sie sollten doch im Wagen bleiben”, herrscht Braun ihn an.
    “Schon gut”, mischt sich Hoffmann ein. “Was ist denn los, Klopp?”
    “Funkmeldung vom Hauptquartier, Herr Leutnant. Eine dringende Angelegenheit erfordert unsere sofortige Anwesenheit.”
    Braun zögert und sieht in Richtung Gartenlaube. “Nur einen Moment noch …”
    “Es tut mir

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