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Der Kommandant und das Mädchen

Der Kommandant und das Mädchen

Titel: Der Kommandant und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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interessiert.”
    “Wie kannst du so etwas sagen? Was ich getan habe, geschah für die Bewegung, weil es für mich der einzige Weg war, euch zu helfen. Ich liebe Jakub! Und zwar
nur
ihn!” Meine Stimme klingt etwas zu beharrlich, als wollte ich nicht nur Marta, sondern auch mich überzeugen. “Das weißt du.”
    Sie weicht meinem Blick aus. “Ich weiß überhaupt nichts mehr.” Ich auch nicht, geht es mir durch den Kopf. Sekundenlang stehen wir da und schweigen, dann dreht Marta sich zu mir um, packt mich an den Schultern und schüttelt mich. “Jetzt hörst du mir zu! Du kannst nicht zu Jakub. Die Lage ist sehr ernst. Die Deutschen durchkämmen die Stadt auf der Suche nach den Attentätern. Sie wissen ziemlich genau, nach wem sie Ausschau halten müssen. Was heute Abend geschehen ist, wird nicht folgenlos bleiben. Du musst jetzt Ruhe bewahren und nach Hause gehen. Du darfst kein Wort über das hier verlieren, nicht einmal Krysia gegenüber. Morgen früh gehst du zur Arbeit, als sei nichts geschehen. Hast du verstanden?” Ich nicke, und Martas Tonfall wird etwas sanfter. “Wir sind auch in Sorge um Jakub.” Zwar hat sie “wir” gesagt, aber ich weiß, im Moment spricht sie nur für sich selbst. “Ich werde dich wissen lassen, wann es sicher ist. Vertrau mir.” Sie umarmt mich flüchtig, dann zieht sie sich in die Gasse zurück.
    Ich trete wieder auf die Straße, überzeuge mich davon, dass mich niemand bemerkt hat, und gehe die ulica Floriańska zurück. Aus allen Richtungen kommen mir Schaulustige entgegen. An der anderen Seite des Marktplatzes angekommen, halte ich kurz inne. Ich sollte zur Wohnung des Kommandanten zurückkehren. Mein Korb ist noch da, und ich habe das Essen nicht weggeräumt. Aber ich könnte dem Kommandanten jetzt nicht gegenübertreten – nicht nach allem, was ich soeben erfahren habe. Mit etwas Glück wird er zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt sein, um davon Notiz zu nehmen, und falls er doch fragt, werde ich erwidern, dass die Meldung von der Explosion mich wie ein Schock getroffen hat. Ich bekam Kopfschmerzen, und mir wurde übel. Dabei ist diese Ausrede von der Wahrheit gar nicht mal so weit entfernt.
    Während ich mich auf den Weg nach Hause mache, muss ich an Marta denken. Ihre Miene war so hart und zynisch. Ich erinnere mich an das lachende Mädchen, das mich unter seine Fittiche nahm und mich zum Schabbes in der ulica Józefińska mitnahm. Was ist aus diesem Mädchen geworden? Marta ist eifersüchtig, sage ich mir. Ihre Bemerkungen waren von ihren Gefühlen für Jakub geprägt, dennoch höre ich wieder und wieder diesen einen Satz:
Ich frage mich, wer dir wirklich wichtig ist.
Sosehr ich auch versucht habe, dieser Frage aus dem Weg zu gehen, sie verfolgt mich in den letzten Monaten fast täglich. Ich liebe Jakub, daran gibt es nicht den leisesten Zweifel. Er ist mein Ehemann. Aber bis vor Kurzem habe ich ihn eine Ewigkeit nicht gesehen. Der Kommandant … nun, ihn sehe ich fast jeden Tag. Und mit ihm habe ich öfter geschlafen als mit meinem eigenen Mann. Dennoch hasse ich den Kommandanten. Oder besser gesagt: Ich sollte ihn hassen. Manchmal fällt es mir leicht, ihn zu verabscheuen, so zum Beispiel, als ich die Wahrheit über Margot erfuhr. Dann wieder, wenn wir in der Dunkelheit im Bett liegen und er seine Uniform nicht trägt, dann ist er einfach ein Mann, der mir Lust und Trost schenkt. Dann kann ich fast vergessen, wer er ist … wer wir beide sind. Aber nur fast. In diesen Augenblicken frage ich mich, für welchen Mann ich mich entschieden hätte, wäre ich beiden zur gleichen Zeit begegnet – und würde der Kommandant nicht unter dem Hakenkreuz dienen.
    Es reicht, ermahne ich mich. Es ist müßig, darüber zu spekulieren. Eine Wahl zwischen zwei Alternativen existiert nicht. Jakub ist mein Ehemann, er ist verletzt. Zwar kann ich jetzt nicht bei ihm sein, dennoch bin ich in Gedanken an seiner Seite. Der Kommandant ist mein Geliebter, der Mann, mit dem ich zum Schein schlafen muss. Die Wahrheit ist so banal wie lachhaft. Bitter lache ich auf, ziehe meinen Mantel enger um mich und eile durch die Nacht nach Hause.
    “Geht es dir gut? Was ist passiert?”, ruft Krysia und kommt mir entgegen, als ich Stunden später das Haus betrete.
    “Mir geht es gut”, antworte ich und ziehe Mantel und Stiefel aus.
    “Im Radio sprachen sie von einem Anschlag auf das Warszawa Café.”
    Ich erwidere nichts, während ich Krysia in die Küche folge. Auch wenn Marta es mir verboten

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