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Der Kommandant und das Mädchen

Der Kommandant und das Mädchen

Titel: Der Kommandant und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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ein solcher Fehler unterläuft.
    Verlegen stehe ich minutenlang an der Tür, aber die Frau sieht nicht auf. Hilflos drehe ich mich um, doch der Wachmann ist längst gegangen und hat mich hier allein zurückgelassen.
    “Entschuldigung …”, sage ich schließlich auf Deutsch, um auf mich aufmerksam zu machen.
    “Ja?” Die Frau hebt den Kopf und sieht mich an. Die Art, wie sie allein dieses eine Wort ausspricht, lässt mich erkennen, dass sie keine Deutsche ist.
    “Ich bin Anna Lipowski”, rede ich auf Polnisch weiter, doch die Frau macht nicht den Eindruck, mit meinem Namen etwas anfangen zu können. “Kommandant Richwalder hat mich angewiesen, mich heute Morgen hier zu melden und …”
    “Oh, ja.” Nun steht sie doch noch auf und mustert mich von Kopf bis Fuß. “Sie sind die neue Assistentin des Kommandanten.” Dabei betont sie meine Berufsbezeichnung mit einem unergründlichen Anflug von Spott, der mir Unbehagen bereitet. Sie gibt mir ein Zeichen, ich solle ihr durch die andere Tür in den nächsten Raum folgen. “Das ist das Vorzimmer”, erklärt sie.
    Ich sehe mich um und stelle fest, dass der Raum zwar kleiner als das Empfangszimmer, dafür schöner eingerichtet ist. Durch zwei Fenster weht eine angenehm kühle Brise herein. “Hier werden Sie arbeiten. Das Büro des Kommandanten befindet sich hinter der Tür dort.” Mit einer Kopfbewegung deutet sie auf eine Tür an der gegenüberliegenden Wand. “Der Kommandant musste heute Morgen zu einem Treffen, er entschuldigt sich, dass er Sie nicht persönlich willkommen heißen kann.” Nur schwer kann ich mir vorstellen, dass sich der Kommandant jemals für irgendetwas entschuldigt.
    Die Frau redet weiter, als würde sie eine Ansprache halten. “Wir genießen das Privileg, in der Kanzlei des Generalgouverneurs zu arbeiten. Nur die ranghöchsten Vertreter und ihre Mitarbeiter sind in der Burg untergebracht. Der Rest des Generalgouvernements befindet sich in den Verwaltungsgebäuden am Außenring, am anderen Ende der Stadt.”
    Ich nicke, während ich mich mit der Idee anzufreunden versuche, es sei ein Privileg, für die Deutschen zu arbeiten.
    “Der Kommandant untersteht direkt dem Gouverneur. Ihre Aufgaben wird er Ihnen genauer erklären, wenn er zurückkehrt. Für den Anfang können Sie sich um seinen Terminkalender kümmern und seine Korrespondenz bearbeiten.” Das Wort Korrespondenz betont sie dabei, als ginge es um die nationale Sicherheit. “Ich bin Malgorzata Turnau”, erklärt sie abschließend. “Wenn ich Ihnen irgendwie behilflich sein kann, lassen Sie es mich bitte wissen.”
    “Danke.” Mir wird klar, dass der Posten dieser Frau meinem untergeordnet ist. Ihren leisen Spott, als sie meine Berufsbezeichnung aussprach, kann ich jetzt auch deuten: Eifersucht. Vermutlich hatte sie gehofft, auf diesen Posten aufrücken zu können. Aber jedes Mitleid, das diese Überlegung in mir weckt, erhält sofort einen Dämpfer, wenn ich an die Ehrfurcht in ihren Worten und an den inbrünstigen Ausdruck in ihren Augen denke. Ganz offensichtlich gehört sie zu jenen Polen, die sich schnell auf die Seite der Deutschen gestellt haben. Es gibt keinen Zweifel, dass sie alles tun würde, um die Gunst des Kommandanten für sich zu gewinnen. Als Krysia sagte, ich solle niemandem trauen, da dachte sie wohl auch an Menschen wie Malgorzata. Ich weiß, diese Frau wird jeden meiner Schritte beobachten.
    Malgorzata geht zum Schreibtisch hinüber, der auf der linken Seite des Zimmers gleich unter einem der Fenster steht. “Das ist die Eingangspost des Kommandanten.” Sie nimmt ein Klemmbrett und reicht es mir. “Sie öffnen jeden Umschlag und erfassen den Eingang nach Absender, Datum und Betreff.” Dann zeigt sie mir, nach welchen Kriterien die Briefe gestapelt werden sollen: ein Stapel für die Post, die der Kommandant zu sehen bekommen muss; ein Stapel, der mit einem Formschreiben beantwortet werden kann; ein dritter und letzter Stapel für die Briefe, die an andere Offiziere weiterzuleiten sind. “Und öffnen Sie nichts, das den Vermerk
Vertraulich
trägt”, sagt sie abschließend, dann verlässt sie das Zimmer und wirft die Tür hinter sich zu.
    Als ich allein bin, wage ich es auszuatmen. Ich setze mich an den Schreibtisch, auf dem ich neben den Briefen auch eine Auswahl an Büromaterial entdecke, das ich auf dem Tisch und in den Schubladen verstaue. Nachdem das erledigt ist, sehe ich mich an meinem neuen Arbeitsplatz um. Das Vorzimmer ist ungefähr drei mal

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