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Der kommende Aufstand

Der kommende Aufstand

Titel: Der kommende Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unsichtbares Komitee
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und Naturparks, von Großwohnanlagen und riesigen
     landwirtschaftlichen Betrieben, von Industriegebieten und
     Siedlungen, von Ferienwohnungen auf dem Lande und trendmäßigen
     Bars: die Metropole. Es hat die antike Stadt, die
     mittelalterliche Stadt oder die moderne Stadt wirklich gegeben;
     es gibt keine metropolitane Stadt. Die Metropole will die
     Synthese des ganzen Territoriums. Alles wohnt in ihr zusammen,
     nicht so sehr geografisch gesehen, sondern durchs Maschenwerk
     ihrer Netze.
    Gerade weil ihr Verschwinden sich vollendet, wird die Stadt
     jetzt als Geschichte fetischisiert. Die Manufakturen in Lille
     werden Veranstaltungssäle, das betonierte Zentrum von Le Havre
     ist Kulturerbe der Unesco. In Peking werden die Hutongs, die die
     Verbotene Stadt umgeben, zerstört, und für die Neugierigen baut
     man Falsche wieder auf – ein bisschen weiter weg. In Troyes
     klebt man Fachwerkfassaden auf Gebäude aus Leichtbaustein, eine
     Kunst des Abklatsches, die an die Buden im viktorianischen Stil
     von Disneyland Paris erinnert. Die historischen Zentren, lange
     Zeit Stätten desAufruhrs, finden artig ihren
     Platz im Organigramm der Metropole. Sie sind dort dem Tourismus
     und dem ostentativen Konsum zugefallen. Sie sind die kleinen
     Inseln der Waren-Zauberwelt, die man durch den Jahrmarkt und die
     Ästhetik, aber auch durch Gewalt aufrechterhält. Die erstickende
     Rührseligkeit der Weihnachtsmärkte bezahlt man mit immer mehr
     Wachleuten und Patrouillen der Ortspolizei. Die Kontrolle
     integriert sich ausgezeichnet in die Landschaft der Ware, wobei
     sie jedem, der will, ihre autoritäre Seite zeigt. Die Epoche
     gehört der Mischung, Mischung aus leichter Musik,
     Teleskop-Schlagstöcken und Zuckerwatte. Was für eine
     polizeiliche Überwachung diese Verzauberung voraussetzt!
    Dieser Geschmack am Authentischen-in-Anführungsstrichen und
     an der Kontrolle, die dazugehört, begleitet das Kleinbürgertum
     in seiner Kolonisierung der Arbeiterviertel. Aus den
     Innenstädten vertrieben, ist es dort auf der Suche nach einem
     »Stadtteilleben«, das es niemals zwischen den
     Phénix-Häusern 9 finden
     würde. Und durch die Vertreibung der Armen, der Autos und der
     Immigranten, durch das gründliche Aufräumen, das
     Ausrotten der Mikroben, zerstört es genau das, was es dort
     gesucht hatte. Auf einem Gemeindeplakat reicht ein
     Straßenreiniger einem Gesetzeshüter die Hand; der Slogan:
     »Montauban, eine saubere Stadt«.
     
    Der Anstand, der die Urbanisten dazu zwingt,
     nicht mehr von »der Stadt« zu sprechen, die sie zerstört haben,
     sondern von »dem Urbanen«, sollte sie auch dazu bringen, nicht
     mehr von »dem Land« zu sprechen, das nicht mehr existiert. Was
     es an Ort und Stelle gibt, ist eine Landschaft, die man den
     gestressten und entwurzelten Menschenmengenvorführt, eine Vergangenheit, die man schön
     inszenieren kann, jetzt, wo die Bauern auf so wenig reduziert
     wurden. Es ist ein Marketing, das man über ein »Territorium«
     ausbreitet, wo alles aufgewertet oder als Kulturerbe dargestellt
     werden muss. Es ist immer dieselbe eisige Leere, die noch die
     abgeschiedensten Kirchtürme erobert.
    Die Metropole ist dieser gleichzeitige Tod von Stadt und Land
     an der Kreuzung, an der alle Mittelklassen zusammentreffen, in
     diesem Milieu der Klasse der Mitte, die sich von der Landflucht
     bis zur »Periurbanisierung« ewig ausdehnt. Zur Versiegelung des
     Weltterritoriums passt der Zynismus der zeitgenössischen
     Architektur. Ein Gymnasium, ein Krankenhaus, ein Medienzentrum
     sind Variationen desselben Themas: Transparenz, Neutralität,
     Uniformität. Wuchtige und fließende Gebäude, die entworfen
     wurden, ohne wissen zu müssen, was sie beherbergen werden, und
     die genauso gut hier sein könnten wie irgendwo
     anders. Was tun mit den Bürotürmen von La Défense oder den
     Einkaufszentren von Part-Dieu in Lyon und von Euralille? Der
     Ausdruck »brandneu« beinhaltet ihre ganze Bestimmung. Ein
     schottischer Reisender bestätigt, nachdem die Aufständischen im
     Mai 1871 das Pariser Rathaus verbrannt haben, die einzigartige
     Pracht der in Flammen stehenden Macht: »[…] niemals habe ich mir
     etwas Schöneres vorgestellt; es ist wundervoll. Die Leute von
     der Kommune sind scheußliche Schurken, das bestreite ich nicht;
     aber was für Künstler! Und sie sind sich ihres Kunstwerkes nicht
     bewusst gewesen! […] Ich habe die Ruinen von Amalfi gesehen,
     umspült von den

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