Der kommende Aufstand
und Naturparks, von Großwohnanlagen und riesigen
landwirtschaftlichen Betrieben, von Industriegebieten und
Siedlungen, von Ferienwohnungen auf dem Lande und trendmäßigen
Bars: die Metropole. Es hat die antike Stadt, die
mittelalterliche Stadt oder die moderne Stadt wirklich gegeben;
es gibt keine metropolitane Stadt. Die Metropole will die
Synthese des ganzen Territoriums. Alles wohnt in ihr zusammen,
nicht so sehr geografisch gesehen, sondern durchs Maschenwerk
ihrer Netze.
Gerade weil ihr Verschwinden sich vollendet, wird die Stadt
jetzt als Geschichte fetischisiert. Die Manufakturen in Lille
werden Veranstaltungssäle, das betonierte Zentrum von Le Havre
ist Kulturerbe der Unesco. In Peking werden die Hutongs, die die
Verbotene Stadt umgeben, zerstört, und für die Neugierigen baut
man Falsche wieder auf – ein bisschen weiter weg. In Troyes
klebt man Fachwerkfassaden auf Gebäude aus Leichtbaustein, eine
Kunst des Abklatsches, die an die Buden im viktorianischen Stil
von Disneyland Paris erinnert. Die historischen Zentren, lange
Zeit Stätten desAufruhrs, finden artig ihren
Platz im Organigramm der Metropole. Sie sind dort dem Tourismus
und dem ostentativen Konsum zugefallen. Sie sind die kleinen
Inseln der Waren-Zauberwelt, die man durch den Jahrmarkt und die
Ästhetik, aber auch durch Gewalt aufrechterhält. Die erstickende
Rührseligkeit der Weihnachtsmärkte bezahlt man mit immer mehr
Wachleuten und Patrouillen der Ortspolizei. Die Kontrolle
integriert sich ausgezeichnet in die Landschaft der Ware, wobei
sie jedem, der will, ihre autoritäre Seite zeigt. Die Epoche
gehört der Mischung, Mischung aus leichter Musik,
Teleskop-Schlagstöcken und Zuckerwatte. Was für eine
polizeiliche Überwachung diese Verzauberung voraussetzt!
Dieser Geschmack am Authentischen-in-Anführungsstrichen und
an der Kontrolle, die dazugehört, begleitet das Kleinbürgertum
in seiner Kolonisierung der Arbeiterviertel. Aus den
Innenstädten vertrieben, ist es dort auf der Suche nach einem
»Stadtteilleben«, das es niemals zwischen den
Phénix-Häusern 9 finden
würde. Und durch die Vertreibung der Armen, der Autos und der
Immigranten, durch das gründliche Aufräumen, das
Ausrotten der Mikroben, zerstört es genau das, was es dort
gesucht hatte. Auf einem Gemeindeplakat reicht ein
Straßenreiniger einem Gesetzeshüter die Hand; der Slogan:
»Montauban, eine saubere Stadt«.
Der Anstand, der die Urbanisten dazu zwingt,
nicht mehr von »der Stadt« zu sprechen, die sie zerstört haben,
sondern von »dem Urbanen«, sollte sie auch dazu bringen, nicht
mehr von »dem Land« zu sprechen, das nicht mehr existiert. Was
es an Ort und Stelle gibt, ist eine Landschaft, die man den
gestressten und entwurzelten Menschenmengenvorführt, eine Vergangenheit, die man schön
inszenieren kann, jetzt, wo die Bauern auf so wenig reduziert
wurden. Es ist ein Marketing, das man über ein »Territorium«
ausbreitet, wo alles aufgewertet oder als Kulturerbe dargestellt
werden muss. Es ist immer dieselbe eisige Leere, die noch die
abgeschiedensten Kirchtürme erobert.
Die Metropole ist dieser gleichzeitige Tod von Stadt und Land
an der Kreuzung, an der alle Mittelklassen zusammentreffen, in
diesem Milieu der Klasse der Mitte, die sich von der Landflucht
bis zur »Periurbanisierung« ewig ausdehnt. Zur Versiegelung des
Weltterritoriums passt der Zynismus der zeitgenössischen
Architektur. Ein Gymnasium, ein Krankenhaus, ein Medienzentrum
sind Variationen desselben Themas: Transparenz, Neutralität,
Uniformität. Wuchtige und fließende Gebäude, die entworfen
wurden, ohne wissen zu müssen, was sie beherbergen werden, und
die genauso gut hier sein könnten wie irgendwo
anders. Was tun mit den Bürotürmen von La Défense oder den
Einkaufszentren von Part-Dieu in Lyon und von Euralille? Der
Ausdruck »brandneu« beinhaltet ihre ganze Bestimmung. Ein
schottischer Reisender bestätigt, nachdem die Aufständischen im
Mai 1871 das Pariser Rathaus verbrannt haben, die einzigartige
Pracht der in Flammen stehenden Macht: »[…] niemals habe ich mir
etwas Schöneres vorgestellt; es ist wundervoll. Die Leute von
der Kommune sind scheußliche Schurken, das bestreite ich nicht;
aber was für Künstler! Und sie sind sich ihres Kunstwerkes nicht
bewusst gewesen! […] Ich habe die Ruinen von Amalfi gesehen,
umspült von den
Weitere Kostenlose Bücher