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Der kommende Aufstand

Der kommende Aufstand

Titel: Der kommende Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unsichtbares Komitee
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seltsame massenhafte
     Gleichgültigkeit befällt, die durch das Beispiel der Rentner
     und die zynische Überausbeutung flexibilisierter Arbeitskräfte
     noch betont wird. Von denen sprechen wir nicht, obwohl sie doch
     so oder so zu einem ähnlichen Schluss kommen müssen.
    Wovon wir sprechen, das sind all diese Länder, das sind ganze
     Kontinente, die vom ökonomischen Glauben abgefallen sind, weil
     sie die Boeings des IWF mit Verlusten und Getöse vorbeifliegen
     gesehen, weil sie ein bisschen Erfahrung mit der Weltbank
     gemacht haben. Da ist nichts zu sehen von dieser Krise der
     inneren Berufung, die die Ökonomie im Okzident schlaff über sich
     ergehen lässt. Das, worum es in Guinea, Russland, Argentinien,
     Bolivien geht, ist ein gewaltvoller und nachhaltiger Misskredit
     dieser Religion und ihres Klerus. »Was sind tausend Ökonomen des
     IWF, die auf dem Meeresgrund ruhen? – Ein guter Anfang«, witzelt
     man in der Weltbank. Ein russischer Scherz: »Zwei Ökonomen
     begegnen sich. Fragt der eine den anderen: ›Verstehst du, was
     los ist?‹ Und der andere antwortet: ›Warte, ich erklär es dir.‹
     ›Nein, nein‹, fährt der erste fort, ›erklären ist nicht schwer,
     ich bin auch Ökonom. Nein, was ich dich frage, ist: Verstehst du
     es?‹« Der Klerus selbst täuscht zuweilen vor, abtrünnig zu
     werden und das Dogma zu kritisieren. Die letzte, ein wenig
     lebendige Strömung der vorgeblich »ökonomischen Wissenschaft« –
     eine Strömung, die sich humorlos die »post-autistische Ökonomie«
     nennt – macht es sich nunmehr zur Pflicht, die Usurpationen, die
     Taschenspielertricks, die verfälschten Beweise einer
     Wissenschaft zu demontieren, deren einzige greifbare Rolle es
     ist, dieMonstranz um die Hirngespinste der
     Herrschenden herumzuschwenken, ihre Aufrufe zur Unterwerfung mit
     ein bisschen Zeremonie zu umgeben und schließlich Erklärungen
     zu liefern , wie es die Religionen schon immer gemacht
     haben. Denn das allgemeine Unglück ist nicht mehr aushaltbar,
     sobald es als das erscheint, was es ist: ohne Grund und
     Vernunft.
     
    Das Geld wird nirgendwo mehr respektiert –
     weder von denjenigen, die welches haben, noch von denjenigen,
     denen es fehlt. Zwanzig Prozent der jungen Deutschen antworten,
     wenn man sie fragt, was sie später werden wollen,
     »Künstler«. Die Arbeit wird nicht mehr als Gegebenheit des
     Menschseins ertragen. Die Buchführung der Unternehmen gibt zu,
     dass sie nicht mehr weiß, wo der Wert entsteht. Der schlechte
     Ruf des Marktes hätte seit einem guten Jahrzehnt zu seiner
     Überwindung geführt, wenn es nicht die Wut und die umfangreichen
     Mittel seiner Apologeten gäbe. Fortschritt ist in seiner
     allgemeinen Bedeutung überall Synonym für Katastrophe
     geworden. In der Welt der Ökonomie flüchtet alles, genau wie in
     der UdSSR zur Zeit Andropows alles flüchtete. Wer sich ein
     bisschen mit den letzten Jahren der UdSSR befasst hat, wird in
     allen Aufrufen unserer Machthaber zum freiwilligen Einsatz, in
     allen Gedankenflügen über eine Zukunft, deren Spur wir verloren
     haben, in allen Glaubensbekenntnissen an »die Reform« von allem
     und jedem, mühelos das erste Knirschen in der Struktur der Mauer
     heraushören. Der Zusammenbruch des sozialistischen Blocks sollte
     nicht den Triumph des Kapitalismus segnen, sondern nur den
     Bankrott einer seiner Formen bestätigen. Im Übrigen wurde der
     UdSSR nicht von einem Volk in der Revolte der Todesstoß
     versetzt, sondern von einer Nomenklatur in
     Umstrukturierung. Durch die Proklamation desEndes des Sozialismus hat eine Fraktion der
     herrschenden Klasse sich erst einmal von den anachronistischen
     Pflichten frei gemacht, die sie an das Volk banden. Sie hat
     die private Kontrolle dessen ergriffen, was sie schon
     vorher, aber im Namen aller, kontrollierte. »Da sie so tun, als
     würden sie uns bezahlen, lasst uns so tun, als würden wir
     arbeiten«, sagte man in den Fabriken. »Daran soll’s nicht
     liegen, lasst uns aufhören, so zu tun!«, hat die Oligarchie
     geantwortet. Den einen die Rohstoffe, die industriellen
     Infrastrukturen, den militärisch-industriellen Komplex, die
     Banken, den anderen die Diskotheken, das Elend oder die
     Emigration. Wie man in der UdSSR unter Andropow nicht mehr daran
     glaubte, so glaubt man heute in Frankreich in den Sitzungssälen,
     Werkstätten und Büros nicht mehr daran. »Daran soll’s nicht
     liegen!«, antworten Chefs und

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