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Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Titel: Der Kommissar und das Schweigen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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ihn vor ein paar Jahren?«
    »Ja, natürlich«, bestätigte Van Veeteren.
    »Also, ich kann nur sagen, dass ich hoffe, dass Sie ihn finden und ihm und seinem bescheuerten Anhang ein Ende bereiten«, stellte Uri Zander fest. »Es ist doch unmöglich, dass die so weitermachen dürfen ... und eine Schule haben sie auch noch. Wenn man sich vorstellt, dass sie die Kinder zu so einem Scheiß zwingen!«
    Van Veeteren erkannte, dass das meiste wohl gesagt war und es kaum noch viel Zweck hatte, hier weiter zu sitzen und Herrn Zanders Ausführungen zu lauschen. Der gerade von neuem in seinem Zigarettenpäckchen wühlte. Offenbar war es damit so schlecht bestellt, dass er keine neue Runde anbieten konnte, also schob er es lieber wieder unter eine Zeitung.
    »Ihre Exfrau ...?«, fragte Van Veeteren weiter. »Also, Madeleine, meine ich ... Sie haben danach nicht noch einmal geheiratet?«
    Uri Zander schüttelte entschlossen den Kopf.
    »Wollen Sie ihr irgendwas mitteilen, sie grüßen? Wir halten
sie ja bis auf weiteres in Sorbinowo unter Verwahrung, ich werde sie wohl morgen oder übermorgen sehen ...«
    Uri Zander sah ihn überrascht an.
    »Ein Gruß an Madeleine? Nein, die will ich ganz und gar nicht grüßen.«
    »Glauben Sie, Ihre Tochter würde das gern? Ich meine, ihr etwas mitteilen?«
    »Die haben keinen Kontakt zueinander, das habe ich doch gesagt.«
    »Ja, stimmt«, sagte der Hauptkommissar.
    All right, dachte er und machte Anstalten, aus den opportunistischen Stilmöbeln herauszukommen. Es war wohl, wie es war. Zumindest hatte er ein ziemlich ausführliches Bild von Madeleine Zander erhalten – vor allem, wenn er es mit dem eigenartig auseinanderfließenden Eindruck verglich, den er aus den leinwandbleichen Konfrontationen in Waldingen mitgebracht hatte.
    Ob das aber etwas Neues war, das war natürlich eine andere Frage.
    »Ach, und Ewa Siguera?«, erinnerte er sich, als er bereits draußen auf dem Flur stand. »Wissen Sie, wer das ist?«
    »Siguera?«, wiederholte Uri Zander und kratzte sich an seinen verlorenen Haarbüscheln. »Nein, so eine kenne ich nicht ... das heißt, wenn Sie nicht Figuera meinen. Ja, ich glaube, so hieß die ...«
    »Figuera?«
    »Ja.«
    »Und wer soll diese Ewa Figuera sein?«
    Uri Zander zuckte mit den Schultern.
    »Nun ja, ich kenne sie natürlich nicht«, erklärte er, »aber wenn ich mich recht erinnere, so war das irgend so eine Frau, mit der Madeleine eine Zeit lang zusammengewohnt hat ... vielleicht war sie auch lesbisch, mehr weiß ich nicht.«
    »Und wann war das?«
    Uri Zander überlegte.
    »Ich weiß es nicht mehr so genau. Janis hat sie gesehen ...
ich denke, es ist schon ein paar Jährchen her, wir haben sie nur zufällig getroffen, unten am Bach.«
    »Wohnt sie noch in der Stadt?«, fragte Van Veeteren.
    »Woher soll ich das denn wissen?«, erwiderte Uri Zander. »Warum gucken Sie nicht im Telefonbuch nach?«
    Wahrscheinlich gar keine schlechte Idee, dachte der Hauptkommissar und verabschiedete sich von seinem mürrischen Gastgeber.
    Und wieder ein Einblick in ein äußerst interessantes Leben, stellteerfest, als er draußen im Sonnenschein stand. Und er hatte nicht einmal gefragt, womit Uri Zander sich eigentlich jetzt beschäftigte. Wenn er sich überhaupt mit etwas beschäftigte.
    Aber das stand ja vielleicht auch im Telefonbuch – wenn der Wunsch, dieser Frage nachzugehen, doch allzu aufdringlich werden sollte.
    »Figuera?«, brummte er dann und schob sich einen frischen Mentholzahnstocher zwischen die Vorderzähne – als Gegengewicht gegen die Zanderschen Vorurteile. Sollte sich etwa herausstellen, dass der ganze Fall nur an einem lächerlichen Schreibfehler hing?
    F statt S.
    Es sprach natürlich nichts für eine derartige Lösung, aber überraschend wäre es nicht.
    Ganz und gar nicht. Es waren schon merkwürdigere Sachen passiert.

31
    Da Inspektor Jung wie zu erwarten sehr rechtzeitig gekommen war, musste er noch eine Weile auf Ulriche Fischer warten.
    Was eigentlich keine besonders große Rolle spielte. Freundlich, aber entschieden lehnte er die Gesellschaft von Polizeianwärter Matthorst ab. Stattdessen ließ er sich an einem Tisch unter einer der Kastanien nieder, die die große Rasenfläche einrahmten (auf der ab und zu ein Patient, ab
und zu ein Pfleger in offensichtlicher Ziellosigkeit hin und her lief) und hatte so wunderbar Gelegenheit, seine Taktik für das zu erwartende Gespräch noch einmal durchzugehen und zu verfeinern.
    Das Problem war nur,

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