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Der Konvent der Zauberer

Der Konvent der Zauberer

Titel: Der Konvent der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Ansicht zu Eigen zu machen, obwohl ich mich hüten würde, das in einer orgk-feindlichen Stadt wie Turai in der Öffentlichkeit kundzutun.
    Boah hat mittlerweile alle Menschenländer verseucht. Vor einigen Monaten musste ich sogar auf Avula feststellen, dass es sich seinen Weg in das Elfenvolk gebahnt hat. Angeblich unterstützen die Orgks den Boahhandel, weil sie uns schwächen wollen. Wenn das stimmt, ist es ein ganz ausgezeichneter Plan. Denn er funktioniert großartig.
    Hauptmann Rallig gibt mir ein Bier aus, was keineswegs an der Tagesordnung ist, auch wenn wir beide uns schon lange kennen. Wir kommen mittlerweile nicht mehr so gut aus wie damals, aber wir haben immer noch eine Art Draht zueinander. Wir trinken auf das Wohl der Bäckerin.
    »Gratuliere zur Festnahme des Drachenschuppendiebs«, meint Rallig.
    Anscheinend hat er heute seinen Sentimentalen. Als mir der Hauptmann das letzte Mal seinen Glückwunsch ausgesprochen hat, hatte ich gerade einen Orgk erledigt und den Kadaver von den Zinnen der Stadt geschleudert. Das ist mindestens sechzehn Jahre her.
    »Ist da was dran, dass du jetzt eine Art Stadtbonze geworden bist?«, will er wissen.
    Ich erkläre ihm, dass Zitzerius mich zu einem Volkstribun ernannt hat.
    »Was ist das denn?«
    »Ein altes Amt, das vor hundertfünfzig Jahren zum letzten Mal besetzt worden ist.«
    »Ich habe noch nie etwas davon gehört. Bedeutet es, dass du nüchtern bleiben musst?«
    »Meines Wissens nicht. Ich habe auch nicht vor, während dieses Konvents nüchtern zu bleiben.«
    Der Hauptmann grinst. Das Feuer beleuchtet sein langes blondes Haar und betont sein markantes Gesicht.
    »Du solltest lieber aufpassen, dass du niemanden beleidigst.«
    »Es ist viel wahrscheinlicher, dass ich die Zauberer beleidige, wenn ich nüchtern bin.«
    »Das kann ich mir vorstellen. Als ich gehört habe, dass unsere Regierung Lisutaris als Oberhexenmeisterin der Innung vorgeschlagen hat, dachte ich, sie müssen verrückt sein. Jeder weiß doch, dass sie jeden Tag vollkommen berauscht ist. Aber wer weiß? Vielleicht spricht das sogar für sie. Zauberer waren noch nie Meister der Selbstbeherrschung.«
    »Wisst ihr noch, damals, als wir im Norden kampiert haben und Harmonius AlpElf Wache halten sollte?«, erkundigt sich Ghurd. Er bringt das Gespräch einfach zu gerne auf alte Kriegserlebnisse.
    »Sicher«, erwidert der Hauptmann. »Er war so betrunken, dass er unseren Packesel für einen Orgk gehalten und ihn mit einem Feuerbann gegrillt hat.«
    »Und unsere Vorräte hat er auch gleich mit eingeäschert, sodass wir am Ende den Esel essen mussten!«
    Wir lachen, bestellen mehr Bier und verbringen die Nacht mit Kriegsgeschichten und Trinken.
    »Damals war alles anders«, meint Ghurd schließlich irgendwann weit nach Mitternacht. »Die Orgks haben uns angegriffen, und wir mussten um unser Leben kämpfen. Aber damals gab es kein Boah. Irgendwie gefiel mir die Zeit besser.«

5. KAPITEL
    Der Konvent soll in drei Tagen beginnen. Es treffen bereits die ersten Zauberer in der Stadt ein, obwohl man in ZwölfSeen nicht viel von ihnen merkt. Sie sind entweder Gäste der turanianischen Zauberer, die hauptsächlich in der Wahre-Schönheit-Chaussee residieren oder in Villen in Thamlin leben, welche von der Innung extra angemietet wurden. Einige der abenteuerlicher Gesonnenen unter ihnen besuchen das Kushni-Viertel mitten in der Stadt. Dort wartet eine Menge Unterhaltung auf sie, Huren, Glücksspiel, Alkohol und Boah. Aber keiner von ihnen traut sich bis nach ZwölfSeen. Was aber umgekehrt nicht heißt, dass wir uns nicht für sie interessierten. Die Bewohner unseres Ghettos verfolgen eifrig die Nachrichten über jeden Neuankömmling im Der Berühmte Und Wahrheitsgetreue Chronist, diesem billigen und schlecht gemachten Nachrichtenpapyrus, das die Bevölkerung von Turai mit ihrer regelmäßigen Dosis von Klatsch-und Skandalgeschichten versorgt. Da wir von so vielen Feinden umgeben sind, beruhigt es die Turanianer, so mächtige Zauberer in ihren Stadtmauern zu beherbergen. Als dann noch herauskommt, dass ich an dem Konvent teilnehme, sind die meisten Leute beeindruckt. Allerdings amüsieren sie sich auch ausgiebig darüber, dass ich in den Rang eines Regierungsbonzen erhoben worden bin.
    »Natürlich sind nicht alle unsere Bonzen nüchterne, verantwortungsbewusste Bürger«, meint Chiruixa, unsere örtliche Heilerin, nachdrücklich. »Nach dem, was ich von den degenerierten Dekadenten im Senat gesehen habe, passt

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