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Der Konvent der Zauberer

Der Konvent der Zauberer

Titel: Der Konvent der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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schweigen von ruhigem Wetter und einer gewaltigen Portion Glück. Es bleibt trotzdem ein sehr schwieriges Unterfangen. Ich glaube wirklich nicht, dass dein junger Geliebter den zuständigen Fernmeldezauberer dazu bringen konnte, eine Nachricht an seine Freundin zu schicken, ganz gleich, wie gern er es gewollt hätte.«
    »Klasse«, sagt Makri und schnaubt verächtlich. »Verteidige ihn noch.« Sie steht auf und verlässt stinksauer den Raum.
    Ich nehme einen kräftigen Schluck Kleeh. Ich bin aufgewühlt und beschließe, ein ernstes Wörtchen mit Tanrose zu reden. Sie sollte sich um diesen Fall kümmern. Ich habe zu viel mit meinen Ermittlungen zu tun. Nach einem weiteren Schluck wird mir plötzlich klar, dass die ganze Sache mich aufbringt, obwohl ich gar nicht genau weiß, warum eigentlich.
    Jemand klopft an meine Außentür. Ich öffne sie vorsichtig, weil ich fürchte, dass die Bruderschaft vielleicht davor steht und mir einige Fragen wegen ihres kürzlich so plötzlich verschiedenen Boahhändlers stellen möchte. Aber es ist kein Bruder, sondern eine Schwester. Und was für eine! Lisutaris, Herrin des Himmels. Ich bin mäßig entzückt, sie zu sehen, und bitte sie herein. Vermutlich ist es nicht verkehrt, vor dem Konvent ein wenig mit ihr zu plaudern, aber trotzdem überrascht es mich, dass sie sich nach ZwölfSeen begeben hat. Wenn ich ein mächtiger Zauberer wäre, der in der wirklich angenehmen Wahre-Schönheit-Chaussee residiert, würden mich keine zehn Orgks dazu bringen, den Fluss nach Süden zu überqueren.
    Lisutaris ist eine Aristokratin, wie sie im Buch steht. Hohe Wangenknochen, blonde Mähne und elegantes Auftreten. Wir sind etwa gleich alt, aber das würde auf den ersten, zweiten und dritten Blick keiner vermuten. Sie ist attraktiv, eigentlich sogar traumhaft schön, wenn sie sich die Mühe macht, sich aufzumöbeln. Aber jetzt hat sie sich in einen Haufen sündhaft teurer Pelze gewickelt, und ihr Regenbogenumhang ist das praktische Wintermodell, nicht das schicke körperbetonte Ding, das sich sonst immer an ihre Formen schmiegt.
    Meine Gemächer sind extrem unordentlich. Lisutaris scheint das allerdings wenig zu kümmern. Sie wischt kurzerhand Müll von einem Stuhl, setzt sich und will wissen, ob ich ihr eine Karaffe Wein bringen kann, damit ihr Kreislauf etwas in Schwung kommt. Gleichzeitig bereitet sie einen Berg von Thazis zum sofortigen Verbrennen vor.
    »Wein hab ich nicht. Tut’s auch ein Bier?«
    Lisutaris nickt und konzentriert sich auf ihr Thazis. Die meisten Genießer rauchen Thazis in kleinen Rollen, nicht aber Lisutaris. Wenn sie sich von ihrer Wasserpfeife losreißen muss, konstruiert sie eine weit größere Version, und sie hat gerade eine beeindruckende Tüte fertig gewickelt, als ich mit dem Bier ankomme. Im Nu riecht der ganze Raum nach Thazis, und Lisutaris wirkt etwas entspannter.
    »Da draußen ist es so kalt wie im Grab der Eiskönigin«, knurrt sie. »Ich habe meinen Mantel, meinen Hut, meine Stiefel und meine Kutsche mit Wärmezaubern aufgeheizt, und trotzdem fröstelt mich noch.«
    Sie fröstelt. Ich erkundige mich hastig, was sie nach ZwölfSeen bringt.
    »Wie ich höre, nehmt Ihr als Vertreter von Zitzerius an dem Konvent teil.«
    »Yep.«
    »Hat er Euch befohlen, die Wahlen zu meinen Gunsten zu beeinflussen?«
    »Nicht direkt. Ich soll nur dafür sorgen, dass sie nicht zu Euren Ungunsten ausgehen. Ist das wichtig?«
    Lisutaris zuckt mit den Schultern. »Nicht sonderlich. Es wird zwar von Nachteil für Turai sein, wenn sich der Simnianer das Amt an den Umhang heftet, aber was soll’s? Die Orgks werden die Stadt schon noch früh genug dem Erdboden gleichmachen, falls ihnen die Niojaner nicht zuvorkommen.«
    »Der König glaubt, dass es uns mehr Schutz bieten würde, wenn Ihr Oberhexenmeisterin der Zaubererinnung würdet.«
    »Vielleicht. Wer weiß?«
    Lisutaris inhaliert eine weitere gewaltige Wolke von Thazisrauch.
    »Was ich mir hauptsächlich von dem Konvent erhoffe«, fährt sie dann fort, »ist, dass ich dort nicht umgebracht werde.«
    »Haltet Ihr das für wahrscheinlich?«
    »Ich habe eine anonyme Nachricht bekommen, in der steht, dass deswegen ein Meuchelmörder nach Turai unterwegs ist.«
    Mit mehr Einzelheiten kann Lisutaris allerdings auch nicht dienen. Aber sie hat die Nachricht mitgebracht und reicht sie mir. Es ist ein kleines Stück Papyrus, mit einer ordentlichen Handschrift beschrieben.
    Dir droht vielleicht bei dem Konvent Gefahr von einem Meuchelmörder.

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