Der Konvent der Zauberer
silbern. Großartig. Habt ihr irgendwas herausgefunden?«
Ich sehe Lisutaris an. Sie sieht die Decke an. Oder schaut sie in den Himmel? Ich runzle die Stirn.
»Ich nehme an, dass Eure jüngsten Schwierigkeiten Euch nicht von Thazis haben abbringen können?«
Lisutaris lässt ihren Kopf langsam auf die Tischplatte sinken.
»Sie steht ziemlich unter Stress«, kommt Makri ihr erklärend zu Hilfe.
Ich schaue mich um. Eine Delegation Zauberer aus Mattesh kommt zielstrebig auf uns zu.
»Meine Güte, Makri, kannst du sie denn nicht unter Kontrolle halten? Wenn diese Zauberer sie so sehen, werden sie niemals für sie stimmen.«
Makri steht auf, schwankt, fasst sich an den Kopf und setzt sich wieder hin.
»’tschuldigung«, sagt sie.
Ich werfe ihr einen finsteren Blick zu.
»Als Leibwächterin bist du etwa so nützlich wie ein Eunuch in einem Bordell!«
»Ich habe in letzter Zeit ziemlich viel Stress gehabt«, meint Makri weinerlich.
Die Zauberer kommen näher. Ich zerre Lisutaris auf die Füße und schleife sie hastig in die entgegengesetzte Richtung davon.
»Erzählt mir doch von Eurem neuen Bann, mit dem Ihr eine ganze Stadt beschützen könnt!«, dröhne ich und versuche, einen guten Eindruck zu machen, während ich die Nummer eins der turanianischen Zauberer in einem Nebenraum in Sicherheit bringe. Makri taumelt hinter uns her. Ich lege die Herrin des Himmels auf einer Couch ab. Makri lässt sich neben sie fallen. Ich nehme meine Flasche Kleeh heraus und genehmige mir erst mal einen großzügigen Schluck.
»Habt Ihr Lisutaris etwa dazu ermutigt, zu trinken?«, ertönt eine ärgerliche Stimme hinter mir.
Zitzerius hat uns gesehen und ist uns gefolgt.
Ich beteure protestierend meine Unschuld. Zitzerius sieht uns an, als wären wir gerade unter einem Stein hervorgekrabbelt. Er will wissen, warum ich den ganzen Tag mit Trinken verbracht habe, wenn ich doch eigentlich Lisutaris aus der Klemme helfen sollte, in der sie sich befindet. Ich bin verwirrt, gereizt, abgefüllt mit Bier und einer guten Antwort ledig. Also lasse ich mich einfach neben Makri auf die Couch plumpsen.
»Ich habe einen neuen Nasenknopf«, verrät Makri und wendet sich an niemanden im Besonderen. »Wenn man ihn berührt, wird er erst golden und dann silbern. Guck mal.«
»Ein schönes Trio seid ihr«, wütet der Vizekonsul. »Ihr könnt ja nicht einmal mehr stehen. Gott weiß, was ich mir dabei gedacht habe, als ich das Wohl und Wehe unseres ruhmreichen Stadtstaats in eure Hände gelegt habe!«
Zitzerius’ Assistent Harrius stürmt herein. »Vizekonsul!« Er keucht mehr, als er spricht. »Wir haben Nachricht aus ZwölfSeen. Die Zivilgarde hat soeben den Leichnam von Darius Wolkenstürmer gefunden! Er ist ermordet worden!«
Draußen verbreitet sich die Neuigkeit wie ein Laufbann, und schon bald herrscht ein gewaltiger Aufruhr.
»Ich brauche mehr Thazis«, murmelt Lisutaris und schließt ihre Augen. Mir fällt auf, dass ihre Frisur besonders schön arrangiert ist. Und ihre Schminke ist einfach zauberhaft. Diese Schönheitssitzungen in aller Herrgottsfrühe zahlen sich wirklich aus.
10. KAPITEL
Ich gieße etwas Kuriya in eine Schüssel. Niemand sagt ein Wort. Makri fühlt sich sichtlich unwohl in ihrer Haut. Zitzerius ist aufgebracht, Tilupasis bleibt ruhig. Wir haben uns in Zitzerius’ Privatgemach in der Königlichen Halle versammelt, und ich bereite mich darauf vor, ihnen zu zeigen, was in der Rächenden Axt passiert ist.
»Was Ihr sehen werdet, ist vor allen anderen Augen durch einen Verschleierungszauber verborgen, den Lisutaris, die Herrin des Himmels, gesponnen hat. Ich habe nur Zugang dazu, weil Lisutaris mir den Schlüssel gegeben hat.«
Ich nehme ein Stück Papyrus aus der Tasche und intoniere eine kurze Anrufung. Lisutaris’ Schlüssel. Zitzerius und Tilupasis rücken näher an die Schüssel heran. Die Luft wird kälter, und eine Vision formt sich in der Flüssigkeit. Mein unordentliches Büro. Ich sollte wirklich mal sauber machen. Makri, Direeva und Darius liegen bewusstlos auf dem Boden. Auftritt Lisutaris. Sie ersticht Darius und verschwindet dann wieder. Die Vision verblasst. Sie gefällt mir auch beim erneuten Sehen nicht besser.
Zitzerius reißt sich zusammen. Obwohl er gern aufbraust, gerät er in einer Krise genauso wenig in Panik wie ich.
»Wie viele Leute haben das gesehen?«
»Nur wir. Und vor den anderen ist es versteckt. Die Zauberer werden irgendwann den Verschleierungszauber durchdringen, aber es wird
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