Der Konvent der Zauberer
der Luft schweben lassen kann.
»Wenigstens haben wir ihre Stimmen«, meint Zitzerius und tritt rasch zur Seite, um einem Bierstrom auszuweichen. »Wir haben eine ganze Wagenladung Bier in ihr Quartier geschickt.«
Da Darius jetzt aus dem Weg geräumt ist, scheint es so gut wie sicher, dass Ramius die Wahl gewinnt. Allerdings ist Lisutaris nach wie vor die heißeste Anwärterin auf den zweiten Platz. Noch vor Rourkim dem Allwissenden. Aber offenbar legt gerade ein Zauberer namens Allahlachmah einen überraschend guten Auftritt hin.
»Ausgerechnet ein Niojaner«, meint Zitzerius lebhaft.
Nioj ist unserer nördlicher Nachbar und momentan die größte Bedrohung für Turais Existenz. Sollten die Niojaner die Kontrolle über die Zaubererinnung gewinnen, können wir uns gleich König Lamachus unterwerfen.
»Wie kann denn ein Niojaner Stimmen für sich gewinnen?«, frage ich. »Niemand mag Niojaner. Sie sind fanatische religiöse Fundamentalisten. Ihre Kirche hält nicht einmal etwas von Magie. Sie trinken nicht, sie verstehen keinen Spaß, und sie tun nichts anderes außer beten.«
»Nüchternheit und Frömmigkeit werden nicht überall verachtet«, kontert Zitzerius.
»He, wir reden hier von Zauberern. Wann hätten die je für einen Abstinenzler gestimmt?«
Da muss Zitzerius mir Recht geben. Das ist tatsächlich merkwürdig.
»Hat er vielleicht mit seinem niojanischen Gold um sich geworfen?«
»Höchstwahrscheinlich. Aber vergesst nicht, viele Staaten aus dem Hohen Norden hoffen darauf, dass Nioj sie vor den Orgks beschützt. Allahlachmahs nüchterne Art ist denen, die mit einem unmittelbaren Angriff rechnen müssen, vielleicht nicht so unwillkommen. Außerdem ist er ein Kriegsheld und war mindestens ebenso tapfer wie Lisutaris oder Ramius. Möglicherweise noch viel mehr. Die Geschichten, wie er unerschrocken die Truppen in die Schlacht führte, haben sich allgemein herumgesprochen.«
»Ich kann mich an Allahlachmah erinnern. Er war wohl ein ganz guter Befehlshaber. Aber seine Zauberkunst hat längst nicht dasselbe Niveau wie die von Lisutaris.«
»Immerhin kann er alleine gehen. Das hilft ungemein«, versetzt Zitzerius bissig. »Was ist mit dem Verschleierungszauber?«
»Er hält noch. Direeva und Melis die Reine haben ihn verstärkt.«
»Habt Ihr Prinzessin Direeva mittlerweile von der Liste der Verdächtigen gestrichen?«
»Nein. Ich habe sie von gar nichts gestrichen. Es gefällt mir immer noch nicht, wie eng sie an Lisutaris klebt. Aber ich verfolge auch noch ein paar andere Spuren. Es gibt einen Lehrling, der für Darius gearbeitet hat. Er wurde gefeuert, nachdem er beschuldigt wurde, Gelder unterschlagen zu haben. Als er ging, hat er wüste Drohungen gegen Darius ausgestoßen. Die letzten Nachrichten von dem Lehrling kamen aus Mattesh. Anscheinend hat er immer noch Magie praktiziert. Außerdem habe ich eine Spur, was den Auslöschungszauber angeht.«
Es wird orange und goldfarben, als die südlichen Zauberer mit ihren Leuchtstäben prahlen. Nach drei Konventtagen fallen die Hemmungen allmählich, und es kommt mehr Magie ins Spiel. Wenn man keine derben Überraschungen mag, sollte man einen großen Bogen um die Königliche Halle schlagen.
»Ich kann es einfach nicht ertragen, den Hauptsaal zu betreten«, gesteht mir Zitzerius genervt. »Jedes Mal, wenn ich einen Fuß hineinsetze, nehme ich ein Fußbad in Bier oder Wein.«
»Wenigstens feiern sie. Das ist besser, als wenn sich alle daranmachten, den Mordfall zu lösen.«
Zitzerius’ Assistent Harrius kommt auf uns zugehastet. Er beugt sich vor und flüstert dem Vizekonsul etwas ins Ohr. Obwohl die Zauberer ein derbes Trinklied angestimmt haben und man bei dem allgemeinen Lärm sein eigenes Wort kaum versteht. Zitzerius hört aufmerksam zu und schickt Harrius dann weg.
»Schlechte Nachrichten. Ramius Sonnensturm und der Alte Hasius Brillantinius haben wissen lassen, dass sie kurz davor stehen, die verborgenen Ereignisse zu entschleiern. Ramius ist natürlich besonders scharf darauf. Es würde seinen Ruf erheblich untermauern.«
»Könntet Ihr nicht etwas unternehmen, um den Alten Hasius von der Fährte abzulenken? Er ist spitz wie ein Elfenohr, wenn es darum geht, in die Vergangenheit zurückzublicken. Gibt es nicht zufällig irgendeine hochnotpeinliche Angelegenheit im Justizdomizil, um die er sich dringend kümmern muss?«
»Unglücklicherweise nicht«, erwidert Zitzerius. »Der König hat Hasius die ausdrückliche Erlaubnis erteilt, hier zu
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