Der Kopfgeldjägerkrieg 02 - Das Sklavenschiff
hatte sich schon seit langem der Vorstellung hingegeben, mehr noch den Traum gehegt, dass ihm an dem Tag, an dem er die Kopfgeldjägergilde aus den zögerlichen Krallen seines Vaters übernahm, eine Organisation in die Hände fallen würde, die er in eine sämtliche bewohnten Welten beherrschende, halb legale Macht umformen konnte. Eine Macht, die sogar größer sein konnte als das große Verbrechersyndikat der Schwarzen Sonne, insofern die Gilde die Fähigkeit besaß, auf beiden Seiten der imperialen Gesetze zu agieren. Kriminelle Overlords wie Jabba der Hutt heuerten ebenso Kopfgeldjäger an wie - über seine zahllosen Untergebenen - der Imperator Palpatine. In diesem Sinn hatten die Kopfgeldjäger seit jeher - solange sich ihre Klienten nicht darum scherten, welche Methoden sie einsetzten, um die Ware zu liefern, oder einfach ein Auge zudrückten - als machtgeschützte Gesetzesbrecher operiert. Solange der Job zuverlässig erledigt wird, dachte Bossk. Das war ein nettes Arrangement . oder war es wenigstens früher mal gewesen.
Die Überlegungen des Trandoshaners hatten jedoch einen bitteren Beigeschmack. Wirklich nett ... Bossk nickte bedächtig. Bis Boba Fett alles vermasselt hat. Nicht für Fett selbst, aber für die Kopfgeldjägergilde. Und vor allem für Bossk.
»Sie wirken nachdenklich«, bemerkte Kud'ar Mub'at und ließ sich vor Bossk nieder. »Und bedauerlicherweise auch so trübsinnig. Wie mich das bekümmert! Vielleicht ist es besser, wir lassen die Vergangenheit ruhen und die dornigen Erinnerungen los, die sich in das weiche Fleisch unseres Busens bohren.«
»Sie haben gut reden«, knurrte Bossk. So weit er wusste, gab es absolut nichts, das sich tief genug in diesen kugelförmigen Leib bohren konnte, um das Blut darin zum Vorschein zu bringen. Es lag in Kud'ar Mub'ats Natur, von dem Debakel profitiert zu haben, das über die Kopfgeldjägergilde hereingebrochen war. Bossk war sich nicht ganz sicher, was der Sammler dabei gewonnen haben mochte, aber er war fest davon überzeugt, dass er gewonnen hatte. Kein Wunder also, dass sich das Spinnenwesen so großzügig geben konnte. Ihm ging es wie immer bestens. Was jedoch die Gilde und ihn selbst anging .
Genau genommen ging es gar nicht um die Kopfgeldjägergilde, zumindest nicht mehr. Auch das hatte Boba Fett zu verantworten; zumindest war alles die tragische Folge seiner Aufnahme in die Gilde. Dass Cradossk auf diesen Schachzug hereinfallen konnte, war ein treffendes Beispiel dafür, wie senil er am Ende geworden war. Bossk hingegen hatte Boba Fetts Absichten von Anfang an mit tiefem Misstrauen beobachtet. Und sein Verdacht hatte sich als richtig erwiesen. Boba Fetts Eintritt in die Kopfgeldjägergilde hatte schließlich dazu geführt, dass die Gilde in zwei separate Organisationen zerfiel, von denen keine so mächtig war wie das Original und die miteinander in wütender Fehde lagen. Eine Partei, die Wahre Gilde, wie sie sich nannte, wurde von den Ältesten angeführt, aus denen sich ursprünglich der Rat hinter seinem Vater Cradossk zusammengesetzt hatte. Die andere Partei bestand in erster Linie aus den jüngeren Mitgliedern der Gilde, die so lange unter der zunehmend lahmen und unfähigen Führung der unerschrockenen Kopfgeldjäger gelitten und den von Boba Fett vom Zaun gebrochenen mörderischen Tumult als ihre Chance genutzt hatten, sich endlich loszusagen und eine neue Organisation zu gründen.
Bossk hatte sich auf die Seite der letzten Gruppierung geschlagen, des Komitees zur Reformierung der Gilde. Diese Partei war indes nur dem Namen nach ein Komitee. Die gemeinsame Führung war in dem Moment erloschen, als der Trandoshaner seinen Anspruch auf den Vorsitz geltend gemacht hatte. Das Komitee war mittlerweile mehr einer effizienten und brutalen Alleinherrschaft gewichen und glich damit exakt dem Bild, das sich Bossk seit jeher vom Zustand der Kopfgeldjägergilde nach dem Ableben seines Vaters gemacht hatte. So soll es sein, hatte er sich geschworen. Es gab in der Galaxis nicht genug Platz für zwei rivalisierende Kopfgeldjägerorganisationen und eine von beiden würde ausgemerzt werden müssen. Und sobald das geschafft war - Bossk hatte bereits die entsprechenden Schritte in die Wege geleitet, um dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen -, würde das Komitee wieder den Namen der einzigen Kopfgeldjägergilde annehmen ...
Er hatte längst ein paar leibhaftige Widerstände gegen seine Herrschaft ausgeräumt. Und wenn gelegentlich Leichen einiger
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