Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
mir leid, hab vergessen, dich anzurufen … hab’s völlig vergessen.
Fuchs: So, vergessen, hm?
Wiesel: Sorry.
Fuchs: Also, dann solltest du besser in deinen Wagen steigen und deinen schwarzen Hintern hier rüberschwingen. Und zwar ’n bisschen dalli.
Wiesel: Geht nicht, nicht jetzt. Später vielleicht.
Fuchs: Ist das, was ich da hinter dir höre, unsere Lady, Miss Billie Holiday, Mann?
Wiesel: Ja, du weißt ja, wie die Muschis auf so was reagieren. Ich brauch Zeit, Mann, Zeit, um dieses Pferd in den Stall zu bringen.
Fuchs: Echt?
Wiesel: Zeit, um die Tussi zuzureiten, weißt schon, zureiten, damit ich kein Seil mehr brauche, weißt du, damit die Schlampe nicht abhaut.
Fuchs: So? Na und?
Wiesel: Also bleib jetzt cool … hey, Augenblick! (Schreit: Mach die Musik leiser. Unbek./weibl. Person: Komm schon, Baby. Mach’s mir richtig, damit’s mir guuuut geht. Wiesel: Moment noch. Mach dich schon mal fertig für mich.) Bist du noch da, Mann?
Fuchs: Okay, okay, nur noch einen Augenblick. Aber ich warne dich, mein Freund. Eins nach dem anderen. Da kommen wichtige Dinge auf uns zu und du solltest dafür bereit sein.
Wiesel: Yeah, yeah, bin schon bereit.
Fuchs: Wenn der Wolf ruft, musst du deinen Mist beisammenhaben, Mann. Benutz nicht deinen Schwanz, benutz lieber Schwester M.
Wiesel: Was … was zum … (unverständlich) … Zombie läuft.
Fuchs: Übrigens, Mann, wo ist H.G.? Die ist seit einer Woche verschwunden.
Wiesel: Ja, weiß ich, echt krass, Mann, echt.
Fuchs: Ich kann dir nur raten, dass du sie findest, Mann, ehe der Wolf was merkt, sonst bist du kalt, eiskalt und mausetot, wenn da was durchsickert.
Wiesel: Nein, keine Sorge, ich schaff das …
Fuchs: Wir warten.
Wiesel: Bye.
Fuchs: Na ja …
(Ende des Gesprächs)
Donnerstag, 26. Oktober, 08:15 Uhr
Der Winter hatte in den vier Wänden des Raums früh seinen Einzug gehalten. So kalt war es. Eishauch hing in der Luft, die irgendwie brüchig wirkte, und an der Fläche aus rostfreiem Stahl hatte sich etwas Kondenswasser gebildet. Der Pathologe trug Handschuhe.
Dr. Kahil Singh war ein älterer Mann mit kurz gestutztem, silbergrauem Haar. Sein Gesicht war lang und kantig, er trug eine randlose Brille. Dr. Singh war einer von drei Pathologen im Richmond General Hospital. Heute war er zum Dienst im Leichenschauhaus eingeteilt worden.
Er war um halb acht Uhr morgens zur Arbeit erschienen und hatte drei Unfallopfer vorgefunden, die in ihren Schubladen auf ihn warteten. Zwei der Leichen stammten von einem Fahrzeugzusammenstoß letzte Nacht auf dem Highway 99. Dem Polizeibericht war zu entnehmen, dass man auf der Straße eine zerbrochene Flasche Cuervo Tequila gefunden hatte. Die dritte Leiche hatte man aus dem Fraser River gefischt.
Dr. Singh mochte keine Wasserleichen, also nahm er sich die zuerst vor.
So hatte Singh es seit seinem Studium gehalten. Einer seiner Professoren hatte damals weise gemeint: »Wenn man sich den hässlichen Kram zuerst vornimmt, hat man das Schlimmste hinter sich.« Und die hier war eindeutig übel zugerichtet. Die Leiche des Mädchens war zu riesenhaften Ausmaßen aufgedunsen und fing schon an zu verwesen, an einigen Stellen hingen Reste von Muskelfasern an freigelegten Knochen.
Singh nahm zunächst an, der Schädel wäre abgerissen worden, als er auf eine Schiffsschraube traf. Selbstmord durch Ertrinken, dachte er, mit einem anschließenden sauberen Schnitt. Und so schob der Arzt das mit Wasser vollgesogene Fleisch zurück, das sich um den Hals geschlossen hatte, und untersuchte mit einem starken Vergrößerungsglas die oberen Wirbel.
Zwei Minuten später rief Singh die Royal Canadian Mounted Police.
Corporal James Rodale war von dem Anruf nicht gerade erbaut. Nicht dass er faul oder pflichtvergessen gewesen wäre. Es war nur so, dass Rodale einer jener Männer war, die um die Frühstückszeit einen schwachen Magen hatten. Und dass eine Autopsie am frühen Morgen seine Übelkeitsgrenze überschritt, hatte ihm gerade noch gefehlt. Zum Glück war Singh ein einsichtiger Mann. Als der Pathologe den Gesichtsausdruck des Corporals bemerkte, als der die Autopsie betrat, schlug er Rodale vor, er solle auf der anderen Seite des Raums auf Beweisstücke warten. Rodale war ihm dafür dankbar.
»Auf dem Tisch ist ein Telefon«, sagte der Pathologe. »Sie können es gern benutzen.«
Corporal James Rodale war schlank, seine Bewegungen präzise. Er trug die Arbeitsuniform der RCMP aus braunem Körpergewebe. Sein Haaransatz
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