Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
der Splitter war, er war alles, was der Wissenschaftler an jenem Morgen fand.
Als der erste Pathologe beim ersten Tageslicht seinen Dienst antrat, bat ihn der Russe um eine kleine Glasplatte und eine Pinzette, um einen Objektträger zu präparieren.
Der Hippie
Am Santiago River, Ecuador, 1969
»Lust auf etwas Acid?«
»Hä?«
»LSD. Lust drauf?«
»Oh … äh … nein … nein, glaub nicht.«
Selena legte den Kopf etwas zur Seite und ihre rechte Augenbraue schob sich hoch. »Was ist denn los, Sparky? Warum so unsicher? Du hast doch schon mal Stoff genommen, oder? Ich meine, so anständig bist du doch sicher nicht, oder?«
»Yeah, ich hab schon Stoff genommen.«
»Na also, dann …«, meinte Selena und zuckte die Achseln. »Ich meine, zu Acid sagt man doch nicht Nein, oder? Ist ja nicht so, als würde ich dir Gras oder Koks oder Bombers oder Speed oder so anbieten? Das hier ist Acid, Babe. Das Höchste. Direkt von Gott an den großen Owsley, an mich und an dich … ich meine, du hast doch schon mal Acid genommen, oder?«
Kurze Stille, dann erwiderte Sparky mit leiser Stimme: »Nein. Nein, habe ich noch nicht.«
»Also, dann hast du dir was entgehen lassen, Spaß, wie du ihn noch nie gehabt hast.« Selena schmunzelte. »Ich sag immer, einmal muss man alles probieren. Findest du nicht?«
Wieder Schweigen, dann zögernd: »Yeah … yeah, ich denk schon.«
»Gut! Dann wäre das ja klar.« Und damit hielt Selena Sparky die Hand hin. Auf ihrer Handfläche lagen im grellen Licht der Tropensonne zwei Tabletten White Lightning . Die Frau feuchtete sich den Zeigefinger der anderen Hand an, tippte damit eine der Tabletten an und legte sie sich mit der Fingerspitze auf die ausgestreckte Zunge. Dann schloss sie den Mund und schluckte.
»Okay, jetzt bist du an der Reihe. Komm schon, Sparky, nimm eine.«
Sparky nahm die Tablette, musterte sie, schluckte sie und wartete darauf, dass etwas passierte.
Aber es passierte nichts.
Die beiden hatten den gestrigen Tag damit verbracht, sich langsam in Richtung Santiago treiben zu lassen. Im Laufe des Nachmittags beugte sich die Sonne heraus und brannte brutal auf das Wasser herunter; zwischen den Bäumen hing schimmernder Dunst und der verführerisch wohlige Duft der Vegetation betäubte Selenas Sinne. Gelegentlich tippte Sparky sie am Arm an und wies auf das Flussufer.
Einmal hörte Selena ein missvergnügtes Wuff und sah, wie sich ein böses Auge schloss und eine lange Schnauze und ein graugrüner Körper ins Wasser sanken. Als sie zu der keine sechs Meter vom Boot entfernten braunen Schlammbank hinüberblickte, entdeckte sie dort ein weiteres knubbeliges Reptil mit einem blassen Hals, das mit glasigen, halb geschlossenen Augen und halb offenem Maul, böse wie ein Wasserspeier von Notre Dame, dalag. »Man nennt sie jacare «, sagte Sparky, »manchmal auch cocodrilo . Man kann daraus hübsche Handtaschen machen.«
Ein anderes Mal sah sie einen Schwarm Vampirfledermäuse mit dem Kopf nach unten in einem hohlen Baumstamm hängen, die Bäuche von Blut aufgedunsen, das ihre Opfer sich wohl kaum leisten konnten.
Hin und wieder hörte sie das Krachen von Zweigen, hörte leise, kehlig murmelnde Stimmen. Als sie mit zusammengekniffenen Augen das Flussufer zu ihrer Rechten absuchte, konnte sie undeutlich die Züge von ein paar dunklen Gesichtern ausmachen, die hinter den Baumstämmen hervorspähten. Dass in einigen ihrer Münder spitz zugefeilte Zähne zu sehen waren, erschreckte sie. Dann waren diese verstohlenen Männer wieder verschwunden und hinterließen nur das Rascheln durcheinandergebrachter Blätter und das weiche Schmatzen sich wieder aufrichtender Zweige.
Plötzlich wehte vom Ufer ein widerlicher Gestank herüber, eine üble moschusartige Ausdünstung. Selena rümpfte die Nase und drehte sich in die Richtung, aus der der Geruch kam, und sah, wie sich etwas vom Boden löste und auf einen Baum flatterte. Dann wieder etwas. Und noch etwas. Und noch etwas. Und noch etwas, bis die stinkende Luft um sie herum vom Klatschen von Flügeln widerhallte und die Äste jeglicher Vegetation, die den Fluss säumte, von schwarzen und weißen Urubus bedeckt waren.
»Geier«, sagte Sparky, während das Boot sich dem Ufer zuwandte. »Die Totengräber der Natur. Sie begraben die Toten des Dschungels in der Wärme ihres Schlunds.«
Während der Einbaum sich dem Ufer näherte, saßen die Vögel in bedrücktem Schweigen auf den Ästen der Bäume. Die Mahlzeit, um die man sie gebracht
Weitere Kostenlose Bücher