Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
Flusses. Die Ochsenfrösche schliefen, bereiteten sich auf ihre nächtliche Chorprobe vor.
Tief am östlichen Himmel hatten Sonne und Mond sich zusammengetan, um den Tag damit zu verbringen, einander anzustrahlen, während ihr Licht unten auf der Erde auf die klare Lagune fiel und sie zu Metall schmiedete. Die Ostseite der Lagune schimmerte silbern, hie und da mit einem Anflug von Mauve, ihr Westteil funkelte wie gehämmerte Bronze.
Während Selena ihre Umgebung betrachtete, schob sich die stumpfe, durch das Gewicht Sparkys am Steuer etwas nach unten gedrückte Nase des Einbaums auf das Ufer zu.
»Jesus!«, sagte sie und stand auf. »Einfach gewaltig ist das hier.«
»Gefällt dir, was?«, sagte Sparky, als das Kanu ans Ufer stieß.
»Und wie! Was für ein Tag! Brauchst du Hilfe?«
»Klar. Nimm diese Gläser, während ich das Ding hier vertäue.« Sparky reichte Selena die Wasserproben und stieg dann aus dem Boot.
»Wie lange warst du denn hier draußen in dieser Wildnis beim Friedenscorps?«
»Etwa sechs Monate«, antwortete Sparky. »Aber ich gehöre nicht dazu. Ich arbeite bloß mit denen zusammen.«
»So? Wieso denn?«
»Ich habe nicht die amerikanische Staatsbürgerschaft, also kann ich mich nicht freiwillig melden.«
»Dann sag mir bloß, wie du je in diesen verlassenen Winkel gekommen bist?«
»Das ist eine lange Geschichte«, sagte Sparky und kletterte das Ufer hinauf. »Als meine Mutter vor ein paar Jahren starb, hat sich meine Großmutter mütterlicherseits um mich gekümmert. Sie mochte gern Sonne, also haben wir eine Weile in Tahiti gelebt. Später in Martinique. Und schließlich in Französisch-Guyana. Vor acht Monaten ist meine Großmutter gestorben, und ich hab mich eine Weile an der Nordküste rumgetrieben und versucht, mir darüber klar zu werden, wo ich eigentlich hin will. Und dann bin ich eines Tages in Venezuela am Strand zwei Typen begegnet. Die waren beim Friedenscorps und gerade nach Ecuador versetzt worden. Na ja, und dann kam eines zum anderen. Ich hatte noch etwas Geld aus dem Erbe meiner Großmutter, also habe ich die beiden gefragt, ob ich mitkommen könnte, wenn ich für mich selbst bezahle. Das war denen recht.
Als wir nach Quito kamen, wo ich mich eigentlich von ihnen trennen wollte, ist einer der beiden krank geworden. Ruhr oder so etwas Ähnliches. Der andere Typ wollte nicht allein in den Dschungel und ich war auf Abenteuer aus. Na ja, und dann hat er das mit dem Corps so arrangiert, dass er mich mitnehmen konnte, keine Ahnung, was er denen vorgeschwindelt hat. Die zahlen nicht viel, aber das macht nichts. Mir gefällt es hier. Ich kann tun, wozu ich Lust habe. Hauptsächlich mache ich Ausflüge auf dem Fluss, ganz für mich allein. Ich bin gern mit mir allein.«
»So?«, sagte Selena. »Also, ich bin auch gern mit dir zusammen.«
Sparky lächelte. »Da. Halt mal die Gläser, während ich sie beklebe und markiere, wo ich die Proben genommen habe.«
Während Selena den ersten Behälter hielt, zog Sparky ein Messer aus der Scheide am Gürtel und schnitt ein Stück Klebeband von einer Rolle. Dann etikettierten sie gemeinsam die Gläser.
Gerade, als Sparky das Messer in die Scheide zurücksteckte, kreischte in den Zweigen über ihnen ein gelbblauer, vom Kopf bis zu den Schwanzfedern über einen Meter großer Ara. Selena blickte gerade rechtzeitig auf, um zu sehen, wie ein ganzer Schwarm grüner Papageien von den Baumwipfeln aufflog. Dann herrschte Stille. Wieder regte sich im drückend grellen Sonnenlicht nichts. Keine Wolke störte das gleichmäßig harte Blau des Himmels. Und mit der Stille stellte sich ein Gedanke ein. Selena sah Sparky an.
»Bist du mit deiner Arbeit fertig?«, erkundigte sie sich und griff in die Brusttasche ihres Hemds und holte ein kleines Fläschchen heraus.
»Mhm«, nickte Sparky.
»Dann haben wir also Zeit, uns ein wenig zu entspannen?«
»Na klar, ich hab keine Eile.«
»Gut«, sagte Selena und schraubte grinsend den Deckel von dem Fläschchen.
»Warum?«, wollte Sparky wissen. »Was hast du vor?«
»Das hier«, sagte Selena und kippte den Inhalt des Fläschchens in ihre Handfläche.
»Was ist das?«
»Der Himmel, Baby. Der Himmel. Lust auf etwas Acid?«
»Mir ist nicht gut.«
»Das v e r g e h t.«
»Nein, echt, mir ist g a r nicht gut.«
»Hey, jetzt flipp nicht gleich aus, Babe. Acid fängt i m m e r im Bauch an.«
»Ich spreche nicht von meinem Bauch. Es ist mein K o p f! «
»Schsch. Hör einfach auf die
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