Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
Jimmy Jazz Jazz Jazz Jazz
(Bedank dich, weil Jimmy Angst
Ihm die Ohren abgeschnitten und den Kopf abgehackt hat
Die Polizei sucht Jimmy Jazz Jazz Jazz Jazz)
»Wer zum Teufel ist das?«, fragte DeClercq erstaunt.
Der Inspector zuckte die Achseln. »Keine Ahnung«, sagte er.
»Also, dann sollten wir das schnell rauskriegen.«
So go look all around, you can try your luck brother
And see what you found
But I guarantee you that it ain’t your day
Chop! Chop!
(Also, sucht nur überall. Kannst dein Glück versuchen, Bruder
Und schau, was du gefunden hast
Aber ich garantier dir, es ist nicht dein Glückstag
Hack! Hack!)
Dienstag, 2. November, 01:12 Uhr
»Rockmusik!«, staunte Scarlett.
»Und das in der Zentrale!«, erwiderte Spann.
Die beiden sahen einander ungläubig an. Es war jetzt ein Uhr früh an einem Wochentag, die toten Stunden der Nacht, eine Zeit, wo man als Cop erwartete, dass im Revierraum alles langsamer lief, vielleicht irgendwo eine Schreibmaschine klapperte oder die Leute von der Nachtstreife miteinander plauderten, aber ganz bestimmt weder der Ort noch die Zeit, dass einem Rock ’n’ Roll-Klänge an die verblüfften Ohren drangen. Einfach unglaublich.
Sie hatten den Nachmittag und den ganzen Abend damit verbracht, durch die Kneipen und Bierlokale im Pennerviertel von Vancouver zu streifen, in der Hoffnung, dort John Lincoln Hardy oder den Indianer zu finden, der vielleicht Kontakt zu ihm hatte.
Beide waren ziemlich heruntergekommen gekleidet, Jeans und schmutzige T-Shirts, Scarlett mit den Schatten eines Zweitagebartes. In den letzten 13 Stunden hatten sie mehr Junk, Gras, Speed, Acid, Koks und Angel Dust gesehen, als in einem ganzen Jahr vor die Gerichte kam. Und sie hatten mehr Verhandlungen über Blow-Jobs und Around-the-Worlds und ganz gewöhnliches Bumsen gehört, als man vielleicht bei einem Steuerberaterkongress hören würde – und das sagte einiges. Sie hatten gespürt, wie all der heimtückische Dreck jeder einzelner dieser Kneipen ihre Erwartungen beschmutzt hatte, aber letzten Endes hatten sie von keinem der beiden Gesuchten auch nur eine Spur zu sehen bekommen.
Jetzt hatten sie beschlossen, Schluss zu machen.
Sie waren zur Zentrale zurückgefahren, hatten ihren zivilen Streifenwagen vor dem Gebäude abgestellt und ihre müden Hintern über den Zugang durch die Türen geschleppt und waren jetzt offenbar auf eine Rock ’n’ Roll-Party gestoßen, die im vollen Schwung war. Aus den Lautsprechern plärrte Punk Rock.
Don’t you bother me, not any more
I can’t take this tale, oh no more
It’s all around, Jimmy Jazz
J-a-Zee Zee J-A-Zed Zed Zee Zee ...
(Und jetzt lass mich in Ruhe, hör einfach auf
Ich ertrag diese Geschichte nicht mehr, ertrag sie nicht
Sie ist überall, Jimmy Jazz
Jot-A-Zett-Zett , Jot-A-Zett Zett Zett Zett ...)
Der Junge, der unmittelbar vor den Lautsprechern saß, war vielleicht 18 und wirkte wie ein lebendes Symbol der 50er-Jahre. Er trug schwarze Jeans, schwarze Pikes-Schuhe und ein schwarzes, mit mehreren silbernen Ketten dekoriertes Lederjackett. Sein Haar war mit Pomade frisiert und hinten zu einem Ducktail zusammengekämmt. Scarlett suchte nach dem Kamm, der eigentlich aus seiner Hüfttasche ragen müsste, und da war er auch tatsächlich.
Die anderen Zuhörer rings um ihn wirkten nicht ganz so cool. Einige von ihnen, mit Ausnahme von DeClercq und MacDougall, trugen RCMP-Uniform und alle hatten einen kurzen militärischen Haarschnitt. Alle sahen ganz normal aus, nur der Typ aus den Fünfzigern wirkte stoned. Und der Typ führte das große Wort.
»Der Cut heißt Jimmy Jazz . Die Gruppe ist The Clash . Dritter Titel, Seite eins. Von der Doppel-LP London Calling . Tolle Scheibe«, sagte er.
»Wann ist die erschienen?«, fragte Robert DeClercq.
»1979. Epic Records.«
»Und was bedeutet Jimmy Jazz?«, wollte MacDougall wissen.
»Keine Ahnung«, sagte der junge Mann und schüttelte den Kopf. »Stoff, schätze ich. Danach sucht ihr Typen doch die meiste Zeit?«
»Diesmal nicht«, erwiderte der Inspector. »Wo können wir uns das Album besorgen?«
»In jedem Plattenladen. The Clash sind eine große Nummer. Wenn Sie wollen, leihe ich Ihnen die, die wir im Sender haben.«
»Bitte«, sagte DeClercq. »Und ich hätte sie gern noch heute Nacht.«
Scarlett und Spann schoben sich an den Musikfans vorbei und gingen ins Obergeschoss. Sie waren in die Zentrale gekommen, um noch einmal einen Blick auf die Pinnwand zu werfen. Oben angelangt sagte Rick Scarlett:
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