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Der Kopflohn

Der Kopflohn

Titel: Der Kopflohn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Seghers
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reden, der hört die andern gern von sich reden. Aber jetzt hör ich, der Braunewell, der zweite Direktor von der Schuhwichsfabrik – « – »Was?« fragte der Sohn dazwischen. »Ja, das ist doch ’n Mann, der seinen Kopf beisammen hat, und der weiß, wo er sein Geld hinzutun hat. Also ich meine, was meinst du?«
    Der Junge legte die blaugefärbte Brotrinde auf den Teller und lächelte sauber und blank.
    »Du mußt freilich bei den Kunkels nichts davon sagen, daß wir darüber verhandelt haben, mußt auch nicht gleich drauffliegen, mußt dich noch ’n bißchen rar machen, mußt noch ’n bißchen an dir rumbitten lassen.«
    »Schon gut, Vater. Hab’s lang gesagt.«
    »Na, gut.« Der alte Merz stand auf, er nahm die Werkschürze vom Nagel und band sie sich unter den Bart um Brust und Bauch. Er war noch keineswegs zu müd, abends herumzubasteln, ein Gartenmöbel aus Ästen, wie er’s bei Konrad Bastian gesehen hatte.
III
    Hinter dem Zaun, von der Erde herauf, rief es: »Johann!« Der Kößlin lag auf dem Bauch und kittete Glasscheiben ein. Wie immer, wenn sie zufällig aufeinander trafen, hatten sie Lust, ein Wort miteinander zu reden, sich in die Augen zu sehen. »Was machst du denn da?« – »Einen neuen Vorbau ans Treibhaus. Da drin kriegen wir die Temperatur fünf Grad wärmer. Ich leite da die Röhrenherum.« Johann sprang über den Zaun und setzte sich auf die Erde. Er sah Kößlins Händen mit zu, die flink die Dichtung auflegten, Nägelchen einklopften. Dieser Anblick beruhigte Johann, als bewegten sich Kößlins Finger nach einer geheimen wohltuenden Ordnung. Er bekam gleichzeitig Lust mitzutun. Kößlin sah ihn von Zeit zu Zeit an mit seinen hellen Augen, das hellste in seinem ohnedies hellen Gesicht, auch ihm tat es offenbar gut, daß Johann hinter ihm saß und mit zusah. Er fühlte mit einem Daumen die Dichtung ab, rieb mit einem Lappen die angeschmierte Scheibe blank. Dann richtete er sich auf. »Wenn du ein bißchen Zeit hast, ich hol mein Vesper, ist ja niemand von denen da, machen wir einen Ausquatsch – «
    Er ging ins Haus, brachte Brot, Messer, einen Marmeladetopf. »Rücken wir an die Astern ran, daß wir was davon haben. Das ist mein Lieblingsplatz. Stell dir vor, die Astern sind alle vorbestellt – für die Merzsche Hochzeit. Als ob die nicht selbst Astern hätten. Kunkel lacht sich schief.« Kößlin legte ein reines Taschentuch auf seine Knie, er schnitt Brot, wieder sah Johann beruhigt auf Kößlins brotschneidende Finger. Es war ein warmer Nachmittag, die Scheiben glänzten. Die blauen, weißen und violetten Astern standen in ihrem eigentümlichen, gar nicht grellen, aber starken Eigenlicht. Beide kauten schweigend, wobei sie sich manchmal ansahen. Kößlin dachte: Mit dem könnt man zusammen auf Arbeit gehen, mit dem könnt man zusammen auf die Walze gehen. Johann dachte: Mit dem müßte man doch reden können. Auf einmal veränderte sich Kößlins Gesicht. Er sagte: »Jetzt geh ich bald weg.« Johann fragte: »Du? Wieso denn?« – »Nun, Kunkel braucht niemand im Winter. Du weißt doch, wie sie hier am Ort sind. Er weniger – die Alte. Die tät’s vielleicht auch, aber da hat sie was Närrisches mit der Tochter.«
    »Sollste vielleicht einheiraten?«
    »Sie ist ’ne ganz ordentliche Person – aber sie gefällt miraußen und innen nicht. Ich will mich auch nicht binden. Wie?« – »Freilich nicht.« – »Die Kunkel-Brüder sind da nicht so, bloß die Alte. Also wie so alles in allem ist, besser rechtzeitig und in Freundschaft.« – »Was machst du dann?« – »Ich werd mich in die Stadt zurück verschreiben. Die werden sich sogar freuen. Breideis kennt mich doch gut, ich war doch zwei Jahr unter ihm. Ich hab mal wieder ein Treibhaus gerochen. Den Anbau mach ich noch fertig.«
    Kößlin legte das Taschentuch zusammen, band den Marmeladetopf zu und trug alles ins Haus. Als er zurückkam, war Johann aufgestanden. Sie standen sich gegenüber. Johann sagte: »Ich würd für den keinen Nagel mehr einschlagen.«
    Kößlin sagte erstaunt: »Warum denn nicht? Was kann er denn dazu? Er war immer ordentlich zu mir. Das ist mein Kamerad. Er ist auch ordentlich. Mit dieser ganzen Geschichte hat dieser Anbau am Treibhaus nichts zu tun. Ich freu mich, wenn ich noch schnell was machen kann, was Hand und Fuß hat.«
    »Das ist doch für die Katz.«
    »Das ist doch nie für die Katz, wenn etwas wirklich richtig, gut und ordentlich gemacht wird.«
    »Das ist die Sparkasse von dem Christian

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