Der Kopflose Rächer
der Verkaufstheke entlang und stützte sich dort mit beiden Händen ab. Hinter der Theke hatte er ein Telefon entdeckt. Er mußte beim Yard anrufen und die Mordkommission alarmieren.
Suko hatte Mühe. Der Hörer kam ihm schwer vor, die Tastatur verschwamm vor seinen Augen. Dennoch dachte er über den Fall nach, und immer wieder kam ihm in den Sinn, daß der Rächer ohne Kopf einen Komplizen gehabt haben mußte. Einer, der den Fluchtwagen fuhr. Doch, wer, zum Henker, hatte die Nerven, sich mit einer derartigen Gestalt einzulassen? Suko wußte es nicht.
***
Töpfeweise hatte Mac Maschke den Kaffee in sich hineingeschüttet. Der Salon vorn war geschlossen worden, die Kundinnen hatten mit ihren unfertigen Frisuren nach Hause gehen müssen, was natürlich zu Aufständen geführt hatte. Doch darauf konnte keiner von uns Rücksicht nehmen. Hier ging es um ein makabres brutales Verbrechen, das wir aufklären mußten. Dabei sollte uns Mac Maschke helfen.
Die Mordkommission war erschienen. Sie wurde von einem alten Bekannten und Freund geleitet. Chiefinspektor Tanner, der Mann mit dem Hut, dirigierte seine Mannschaft, und er, der sonst um Worte nicht verlegen gewesen war, hatte ziemlich hart schlucken müssen, als er den Tatort betrat.
Er und ich saßen Mac Maschke gegenüber. Tanner hatte von ihm die Zustimmung erhalten, ein kleines Band mitlaufen zu lassen, und ich hatte mich mit Cleo in Verbindung gesetzt. Sie war jetzt die Kaffeeköchin. Das tat sie zwar nicht gern, doch ich hatte ihr keine andere Wahl gelassen und sie gescheucht.
Sie kam mit frischem Kaffee, und ich schenkte Maschke die Tasse wieder voll, weil er es mit seinen zittrigen Händen nicht konnte. Auch die Tasse mußte er mit zwei Händen halten.
Bevor wir Fragen stellen konnten, betrat einer von Tanners Männern den Raum. Er zerrte die Tür des kleinen Raumes auf, in den wir uns zurückgezogen hatten und der normalerweise als Lager diente, denn wir waren von mit Gläschen und Tiegeln gefüllten Regalen umgeben und nahmen auch den entsprechenden Geruch auf.
»Für Sie, Mr. Sinclair – Telefon!«
Erreichte mir einen tragbaren Apparat. Ich kam nicht dazu, mich zu melden, es war Sir James, der mich sprechen wollte. Schon beim ersten, neutral klingenden Wort wußte ich, daß etwas passiert war.
»Suko hat sich gemeldet, und er hat den kopflosen Killer gesehen, den Richter.«
»Wo, Sir?«
Ich bekam die Erklärung. Tanner hatte sich zur Seite gebeugt und konnte mithören, da Sir James ziemlich laut redete.
Wir erfuhren, daß Suko persönlich viel Glück gehabt hatte, was allerdings den Fall anging, da hatten wir Pech gehabt, denn dieser kopflose Rächer war wieder entkommen. Ich erfuhr auch, daß er mit demselben Wagen unterwegs gewesen war. Allmählich bekam ich einen heiligen Zorn darüber, daß uns dieses Fahrzeug noch nicht ins Netz gegangen war.
»Wir haben die Fahndung auf jeden Fall intensiviert«, sagte Sir James, »und können uns selbst nur die Daumen drücken, daß uns der Wagen ins Netz fährt.«
»Wird schwierig sein, denn der Fahrer wird sich sicherlich auskennen und ahnen, was seine Gegner unternehmen.«
»Damit müssen wir rechnen. Wie geht es bei Ihnen weiter, John?«
Ich erklärte, wo und mit wem ich zusammensaß, und daß wir versuchen wollten, Mac Maschke endgültig zum Reden zu bringen. Alles andere hatte keinen Sinn. Möglicherweise kamen wir durch seine Aussagen der Lösung des Falles ein Stück näher.
»Einverstanden, John, und Sie geben mir dann bitte Bescheid, falls sich etwas verändert hat.«
»Das mache ich.«
Als ich aufgelegt hatte, stellte Tanner den kleinen Apparat wieder an.
Seinen Hut hatte er in den Nacken geschoben, auf der beiten Stirn schimmerten Schweißperlen, und als er mir einen fragenden Blick zuwarf, nickte ich.
Ich konzentrierte mich auf Mac Maschke. Er hockte wie ein Häufchen Elend auf dem unbequemen Plastikstuhl. Sein Gesicht war noch immer bleich, nur zeigten die Augen jetzt dunkle Ränder, und auf den Wangen hatten sich die Schatten wie ein graues Muster verteilt. Er qualmte eine filterlose Zigarette, stampfte sie jedoch schnell auf dem Boden aus und hustete seine Kehle frei. »Ich habe Durst.«
»Da ist Kaffee.«
»Scheiß Zeug.«
»Etwas anderes gibt es nicht.«
Maschke schlürfte die braune Brühe, stellte die Tasse dann scheppernd zur Seite und schaute uns an. Sein Blick wechselte zwischen Tanner und mir hin und her. »Was wollt ihr wissen, ihr Bullen? Wollt ihr mich jetzt
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