Der Kopflose Rächer
zusammen, damit mußte sie rechnen, doch bisher hatte sie Glück gehabt. Der Mercedes war noch keinem Fahnder aufgefallen.
Es bestand ein Risiko. Sie hatte Sinclair nach dem Mord am Frisiersalon gesehen, und sie konnte nur hoffen, daß er sich nicht die Autonummer gemerkt hatte.
Zwar wußten zahlreiche Menschen – eigentlich schon zu viele – , daß sie den Wagen fuhr, aber es waren wohl keine darunter, die mit der unmittelbaren Fahndung zu tun hatten.
Das wiederum ließ hoffen.
Das nächste Problem bestand darin, den Kopflosen von der Garage ins Haus und damit in ihre Wohnung zu transportieren. Damit waren die Probleme nicht aus der Welt geschafft. Sie mußte sich mit dem Kopflosen herumschlagen, und sie dachte an die beiden Toten, die sie oben in der Wohnung versteckt hielt.
Jerome T. Harker wollte seine Rache, und er hatte Brenda zu seinem Werkzeug gemacht. Obwohl er im wahrsten Sinne kopflos war, war er in der Lage, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Er schrieb alles auf. Wenn er das tat, bewegten sich seine Hände wie im Krampf, so hart und zuckend wie die Klauen eines Roboters.
Die Garage war breit genug, um bequem aussteigen zu können. Danach galt es, ihn ungesehen in das Haus zu schaffen, aber auch da hatte sich die Frau etwas einfallen lassen. Zuerst stieg sie aus und öffnete anschließend die Fondtür. Die hinteren Scheiben des Wagens hatte sie in aller Hast schwarz angepinselt. Hineinschauen konnte niemand. Im Licht der Wagenbeleuchtung sah sie den Kopflosen auf dem Rücksitz hocken. Für einen Fremden hätte er ein makabres Bild geboten, nicht für Brenda, die ihrem heißgeliebten Richter endlich so nahe war. Sie rechnete auch damit, daß der Kopf wieder erscheinen würde, einmal schon hatte sie ihn gesehen. Er hatte sich bestimmt nicht in Luft aufgelöst.
Neben dem Richter lag eine alte Decke. Sie zerrte sie mit aus dem Wagen und gab Harker ein Zeichen, jetzt auszusteigen. Er gehorchte ihr aufs Wort. Das gefiel ihr auch.
Als er neben dem Wagen stand, nahm sie die Decke und hängte sie über seine Gestalt. Brenda sorgte auch dafür, daß die Gestalt hinter ihr blieb, als sie die Garage verließ. Ein schneller Blick über den Hof. Zum Glück standen noch Bäume hier. Ein Mieter verließ das Haus mit schnellen Schritten. Er ging nicht zu den Garagen, sondern direkt auf die schmale Straße.
Brenda faßte die kalte Totenhand des Richters an. Sie zerrte ihn aus der Garage, nahm sich noch die Zeit, das Tor zu schließen und hetzte dann mit dem Richter auf den Hauseingang zu. Es kam jetzt die schwierigste Zeit für beide. Wenn ihnen ein Hausbewohner entgegenkam und Verdacht schöpfte, war alles vorbei.
Sie hatten Glück, es kam niemand. So erreichten sie ungesehen die erste Etage. Erst dann hörten sie weiter oben Schritte, da aber hatte Brenda schon die Wohnungstür aufgeschlossen und den Kopflosen in Sicherheit geschoben.
Ein Mann tauchte auf. Es war ein rüstiger Rentner, der eine Zigarre rauchte, seinen Hut zog, als er Brenda sah und danach schweigend weiterging.
Ihr fiel ein Stein vom Herzen. Mit vor der Brust gedrückten rechten Hand taumelte sie zurück in die Düsternis des Wohnungsflurs, wo sie sich mit dem Rücken an die Wand lehnte und in den folgenden Sekunden erst einmal nach Luft schnappte.
Das war geschafft!
Lange würde sie diesen Streß jedoch nicht mehr durchhalten, das stand fest. Doch hier kam es nicht mehr allein auf sie an, sondern auf den Richter. Der hatte ihr seine Aufgabe genau dargelegt, und er würde sie bis zum bitteren Ende mit ihrer Hilfe durchführen.
Brenda fragte sich mittlerweile, ob sie sich nicht zuviel zugemutet hatte.
Sie hatte sich blenden lassen, sie war einfach zu verrückt gewesen, und jetzt mußte sie die Folgen tragen. Von Stunde zu Stunde verschlimmerten sich diese, und Brenda ging davon aus, daß die Polizei ihre Spur fand. Die Leute waren ja nicht dumm.
Was tun?
Sie wußte es nicht, sie überlegte, aber die Macht des Richters über sie war einfach zu stark. Jetzt kam sie sich vor wie der Zauberlehrling, der die Geister einfach nicht mehr los wurde. Über ihren Rücken kroch mehr als einmal ein Schauer, und sie fühlte sich auch nicht mehr gut. Einen wollte er auf jeden Fall noch.
Mac Maschke, den Chef!
Er war am Mord des Richters zwar nicht unmittelbar beteiligt gewesen, aber er hatte ihn befohlen, und dafür sollte Maschke ebenfalls mit dem Verlust seines Kopfes büßen.
Jerome T. Harker war nicht zu bremsen. Er wollte alles so schnell wie
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