Der Kopflose Rächer
Mitglieder. Es ist durchaus möglich, daß auch sie geköpft worden sind.«
»Meine Güte, das ist ja unaussprechlich. Das ist… eine Katastrophe, John. Wenn die Presse davon Wind bekommt, daß durch London ein Köpfer irrt…«
»Wir müssen es geheimhalten.«
»Gut. Ich höre von Ihnen.«
»Und was ist mit Suko, Sir?«
»Er ist im Gebiet der Bande unterwegs, ohne sich allerdings gemeldet zu haben.«
»Ja, das dachte ich mir.«
»Was machen Sie?«
»Schicken Sie bitte die Mordkommission her, und ich werde mich um Mac Maschke kümmern.«
»Denken Sie, daß er redet?«
Ich warf dem Haarartisten einen schrägen Blick zu. Er trank nicht mehr und starrte aus glasigen Augen ins Leere. Die halbleere Flasche stand auf dem Schreibtisch. »Viel ist mit ihm nicht anzufangen, Sir. Mal sehen, was ich erreichen kann.«
»Gut, ich warte.«
Der Hörer lag wieder auf, und ich drehte mich zu Maschke herum.
Gerade rechtzeitig, um zu verhindern, daß er sich erneut die Flasche schnappte und wieder trank. Ich war schneller, stellte die Flasche in sicherer Entfernung ab, und Maschke schaute mich wütend an. »Laß mich doch trinken, du Arsch!«
»Nein!«
Er lachte glucksend und lag dabei mehr im Sessel, als daß er saß. »Was willst du denn, Bulle? Ich habe gerade einen Kumpel gesehen, der keinen Kopf mehr hat. Abgeschlagen, einfach so! Ist doch stark, nicht wahr? Richtig irre…«
»Nein, es ist nicht stark.« Ich ging auf ihn zu und zerrte ihn hoch. Er kam mir vor wie eine Puppe. Ich konnte mit Maschke machen, was ich wollte, ihn auch durchschütteln, was ihn nicht weiter störte, denn er schaute mich mit seinem glasigen Blick an und hatte die Lippen zu einem schiefen Grinsen verzogen. »Können Sie sich vorstellen, daß Sie als nächster an der Reihe sind? Daß jemand hier erscheint und auch Ihnen den Schädel abschlägt?« Er lachte.
Ich versuchte es noch einmal, ohne Erfolg. Maschke hatte einfach zu viel getrunken. Ich ärgerte mich darüber, denn normalerweise wäre ich bestimmt in der Lage gewesen, einiges aus ihm herauszubekommen. So aber konnte ich mich anstrengen, wie ich wollte, Maschke würde nicht reden. Er war total betrunken.
Die Lücke im Zaun war wieder dicht. Ich konnte nichts tun und nur darauf hoffen, daß Suko vielleicht mehr Glück bei seinen Nachforschungen hatte.
***
Daß Sally über den Boden und damit von dem Narbigen wegkroch, war ihm egal. Die Verkäuferin interessierte ihn überhaupt nicht, er schaute nur der kopflosen Gestalt zu, die langsam und mit großen Schritten näher kam und dabei die Waffe von einer Seite zur anderen schwang.
Der Mann dachte nichts mehr. Erstand da und lachte. Kichernd, nicht laut, mehr wie eine alte Frau, und seine Augen weiteten sich immer stärker. Beinahe sahen sie aus, als wollten sie aus den Höhlen springen.
Der Mund zuckte, immer wieder schüttelte er den Kopf und dachte nicht einmal daran, eine Waffe zu ziehen.
So kam der Kopflose näher!
Er holte aus.
Der Narbige kicherte noch immer.
Zwei Sekunden später nicht mehr. Da war sein Kopf vom Körper geschlagen worden. Der Kopf lag auf dem Boden, aber der dümmliche Ausdruck auf seinem Mund hatte sich wie eingeätzt. Die Augen starrten entsetzt.
Der Kopflose drehte sich um. Seine Waffe beschrieb den Bogen mit. Blut spritzte in dicken Tropfen zu Boden.
Sally lag neben dem Tisch. Sie erlebte alles mit. Ihr war heiß und kalt.
Sie wußte nicht, ob es Wirklichkeit war oder sie nur einem Traum nachhing, jedenfalls stierte sie gegen die Beine des Kopflosen. Nach oben wollte sie ihren Blick nicht wenden. Das… das konnte sie einfach nicht übers Herz bringen. Zuviel Grauenvolles und Unerklärliches war geschehen.
Mit einer schwerfälligen und stampfenden Bewegung drehte sich der kopflose Rächer um. Seine Frontseite wies wieder auf das zerstörte Fenster, auf das er zuging. Er wollte auf dem Weg zurück, den er auch gekommen war.
Er kletterte hinaus, als wäre nichts geschehen.
Sally sah seinen Rücken. Die Schmerzen an ihrem Körper spürte sie nicht mehr, denn das war alles zweitrangig geworden.
Sie schaute dem Kopflosen nach.
Er plumpste nach draußen…
Jetzt erst kam Sally dazu, auch Luft zu holen. Noch immer auf Händen und Füßen bewegte sie sich voran. Mit der Schulter stieß sie gegen ein Tischbein, sie drehte deshalb das Möbelstück ein wenig nach rechts, und durch diese Bewegung wurde der Blick frei.
Sie sah das Blut, den Körper – und auch den Kopf.
In diesem Augenblick brach der
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