Der Kopflose Rächer
fertigmachen?«
»Davon war nie die Rede.«
»Ja, Mann mit dem Hut. Ich kenne eure Sprüche. Das sagt ihr immer. Wer euch auf den Leim geht, der bleibt kleben.«
»Der Killer will auch Ihren Kopf, Maschke«, sagte ich nur.
Er schrak zusammen und schien im nächsten Augenblick in sich hineinzukriechen. Dabei wußte er, daß ich eine Antwort erwartete. Er gab sie mir als Frage. »Wieso denn?«
»Einer nach dem anderen, Mac«, flüsterte ich. »Ihr müßt ihm verdammt übel mitgespielt haben, denke ich.«
»Was soll das denn wieder heißen?«
»Soll ich Ihnen sagen, was ich denke?«
»Das werden Sie sowieso, Sinclair, ob ich zustimme oder nicht. Rücken Sie schon raus damit!«
»Ich bin davon überzeugt, Mr. Maschke, daß Sie und die Mitglieder Ihrer Bande den Richter Jerome T. Harker umgebracht haben.«
Chiefinspektor Tanner fügte meinen Worten nur ein Nicken hinzu. Also stand er auf meiner Seite. Unsere Blicke durchbohrten den Frisör, der auf seine Fingernägel schaute und fieberhaft nach einer Antwort suchte.
Wahrscheinlich hatte er Mühe, glaubwürdig zu wirken, und auch sein Lachen klang künstlich. »Ist das so spaßig?«
»Ja, Sinclair, ist es. Ich überlege gerade, nein, ich stelle mir vor, wie meine Mädchen den Richter gekillt haben. Das ist doch Quatsch. Geistiger Dünnschiß hoch drei. Die Girls sind meine Leute, die benutzen ihre Scheren, um den Kunden die Haare zu schneiden, aber nicht, um ihnen den Hals zu durchstechen und sie ihnen ins Herz zu rammen.«
»Sie lenken ab. Das Geschäft habe ich nicht gemeint. Sie sind Anführer einer Bande, die sich die schwarzen Henker nennen. Der Richter und der Staatsanwalt sammelten Beweise gegen sie, eingeschlossen meine Kollegen. Die Beweise lagen so gut wie vor, die Anklage war schon beinahe überfällig, da haben Sie und Ihre Leute zum letzten Mittel gegriffen und den Richter getötet. Sie haben ihn geköpft.«
»Blödsinn.«
»Man fand seinen Kopf und seinen Torso neben den Schienen einer Hafenbahn!« flüsterte Tanner. »Das war kein guter Anblick, Maschke. Das war eine bodenlose Schweinerei, aber Sie haben nicht damit gerechnet, daß der Richter zurückkehren und seinen Rachezug beginnen könnte. Das genau war ihr Fehler.«
Der Haareschneider schaute uns mit offenem Mund und aus großen Augen an. Er lachte tief im Hals. »Das ist doch nicht wahr, glauben Sie etwa daran?«
»Sonst hätte ich es Ihnen nicht gesagt.«
»Ein Toter, wie?«
»Ein Untoter!« korrigierte ich ihn. »Ein Zombie, ein Kopfloser, der genau wußte, was er tat.« Ich lächelte eisig und weidete mich an Maschkes Unsicherheit.
»Das gibt es doch nicht. Wer tot ist, der ist tot!« Er schrie uns die Antwort entgegen. Bei jedem Wort schlug er auf seinen rechten Oberschenkel.
»Manchmal nicht«, sagte ich.
Maschke stoppte die Schläge. »Was soll das heißen?«
»Ich will es Ihnen sagen. Oft genug habe ich Menschen erlebt, die es schafften, sich mit anderen Kräften zu verbünden. Mächte der Finsternis, aus anderen Welten, aus schrecklichen Tiefen, aus dem Pandämonium. Grauenhaft und furchtbar. Killer aus dem Jenseits, lebende Leichen, blutsaugende Monstren und so weiter. Das alles gibt es. Manchmal werden Filme auch zur Wirklichkeit, Maschke.«
»So einen habe ich noch nie gesehen!« keuchte er. »Ein Kopfloser, der killt.«
»Der Tote im Flur ist das beste Beispiel dafür.«
»Ja, Sinclair, stimmt. Er ist tot, er ist kopflos, aber sein Killer nicht.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Ihr seid doch immer für Beweise«, flüsterte er, »und die könnt ihr mir nicht liefern.«
»Ich habe ihn gesehen.«
»Den Killer ohne Kopf?«
»Genau den!«
Maschke wollte lachen, unterdrückte es aber, indem er eine Hand vor seine Lippen preßte. Er schüttelte den Kopf. »Nein, das ist Blödsinn. Wann haben Sie ihn denn gesehen?«
»Es ist noch nicht lange her. Ich verfolgte ihn, als sie zum Alkohol griffen.«
»Wo denn?«
»Ich sah ihn auf Ihrem Hinterhof.« Maschke lachte. »Auf dem Hinterhof, das ist doch…«
»Da stand sein Fluchtwagen.«
Mac Maschke sah aus, als wollte er schreien. »Jetzt erzählen Sie mir nur nicht, daß er ohne Kopf Auto gefahren ist.«
»So gut war er nicht.«
»Dann ist das Mist, was Sie mir hier erzählen.«
»Auch da liegen Sie falsch, Maschke, richtig daneben. Sie hätten nachdenken sollen. Ich weiß nicht, ob der Kopflose fahren kann, in diesem speziellen Fall hat er es nicht getan. Er hatte einen Helfer, der ihn chauffierte.«
Mac
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