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Der Kraehenturm

Der Kraehenturm

Titel: Der Kraehenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Pflieger
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ihnen gelang, Avrax zu packen, zersplitterte er, flog als Glasstaub durch die Luft, um sich einige Schritte weiter wieder zu materialisieren.
    »Hört auf zu gaffen! Lauft!«, blaffte Silas sie an und stürmte voraus, Gismara dicht auf seinen Fersen.
    Raban rannte an Icherios’ Seite. Die Aussicht auf einen Kampf im Namen Gottes ließ sein Gesicht erstrahlen.
    Bald erreichten sie den Hexenturm, in den unentwegt Blitze einschlugen. Das Geschrei der Craban hing ohrenbetäubend in der Luft. Sie traten durch den steinernen Bogen in das Innere des Turmes. Hilflos blickten sie sich an.
    »Was nun?«, fragte Silas.
    Gismara holte Hazechas Ring hervor und forderte Icherios unwirsch auf, ihr den anderen zu geben. »Sinthgut, zeige mir den Weg«, schrie sie gegen das Tosen der Vögel an. Ein feiner Lichtfaden tropfte von dem Ring hinunter, floss in die Ritzen zwischen den Steinplatten, bis ein leises Klacken erklang und sich eine der Platten zur Seite schob.
    Icherios schauderte. Er konnte sich einfach nicht an Magie­ gewöhnen. Raban entzündete eine Laterne und hielt sie in das Loch. Eine Treppe schälte sich aus der Dunkelheit.
    »Ich gehe voraus«, flüsterte Silas und drückte sich an ihnen vorbei. Der alte Vampir bildete die Nachhut.
    Die Stufen führten sie tief unter die Erde. Die Wände waren mit verschlungenen Symbolen bedeckt, die im Fackelschein rötlich schimmerten. Der Geruch von Alter und Einsamkeit hing in der Luft. Allmählich verstummten die Laute aus der Oberwelt und machten einer gespenstischen Stille Platz. Nach einer kleinen Ewigkeit endete die Treppe an einem schmalen Gang, der sich in einer Spirale in die Tiefe wand. Während Raban und Franz von der körperlichen Anstrengung unbeeindruckt waren, fingen Icherios und Gismara an zu keuchen. Die Luft wurde stickiger, und das Wissen um die Tonnen von Erde, die über ihnen lagen, ließ ihre Herzen rasen.
    »Wartet.« Silas hob die Hand. »Könnt ihr das hören?«
    Der junge Gelehrte hielt den Atem an. Ein Surren erklang aus der Tiefe.
    »Das ist unser Ziel.«
    Leise gingen sie weiter, bis sie an eine eiserne Tür gekommen waren, an der ein verschlungenes Christusmonogramm prangte.
    »Was machen wir nun?«, fragte Icherios.
    »Hineingehen und sehen, was uns erwartet«, lautete Silas’ trockene Antwort.
    Gismara nickte, ihr Gesicht war schweißüberströmt.
    Der Hexenjäger zählte bis drei, dann riss er die Tür auf. Vor ihnen lag eine Plattform aus Bronzegittern, die etwa vier Schritte über dem Boden lag. Eine Treppe, ebenfalls aus bronzenen Gittern, führte hinab. Doch das war es nicht, was der Gruppe den Atem stocken ließ. Es waren auch nicht die gewaltigen Ausmaße des unterirdischen Gewölbes, sondern vielmehr die unfassbare Maschine, deren unzählige Zahnräder und Stangen aus Bronze, Silber und Gold sich perfekt ineinandergreifend drehten.
    Icherios’ Mund klappte auf. Er hatte Derartiges noch nie gesehen und vermochte nicht einmal ansatzweise die Funktion des Gebildes zu verstehen. In der Mitte des Raumes befand sich eine Plattform aus Bronze, die auf einem massiven Sockel stand, um die sich eine Wendeltreppe wand. In ihrer Mitte ragte der Stab, den er in Hazechas Vision gesehen hatte, in die Höhe. Dann fiel Icherios’ Blick auf die zwei Personen, die auf der Plattform knieten: Marthes und der Doctore. Der junge Gelehrte konnte es nicht fassen. Er war der Wurzel allen Übels bereits auf seiner Reise in der Geisterkutsche begegnet. »Sobald er den Stab herausnimmt, ist das Spiel verloren«, sagte Raban. »Ich habe Ähnliches in Zeichnungen aus dem alten Ägypten gesehen.«
    »Dann sollten wir uns beeilen«, stellte Silas fest und eilte die Treppe hinunter auf die Mitte der Halle zu. Gismara zuckte mit den Schultern und folgte ihm, woraufhin sich auch Raban und Icherios anschlossen. Durch den Lärm der Maschine getarnt, gelangten sie unbemerkt bis auf die Plattform, doch dann wandte sich der Doctore um.
    »Keinen Schritt weiter.« Schwärze tropfte von seiner Robe, die Kapuze trug er tief ins Gesicht gezogen.
    »Icherios.« Marthes starrte ihn überrascht an.
    »Dachtest du, ich wäre tot?«
    »Natürlich nicht. Ich sollte dich nur aufhalten.«
    Der junge Gelehrte musterte seinen einstigen Freund. Der Verrat zerriss ihm das Herz. »Und warum?«
    Der Doctore blickte ihn an. »Erinnert Ihr Euch an unser Gespräch? Ich sagte Euch, dass wir eines Tages nicht mehr die Ausgestoßenen sein werden. Was gibt den Menschen das Recht, über uns zu

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