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Der Kraehenturm

Der Kraehenturm

Titel: Der Kraehenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Pflieger
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ihm in die Seite.
    »Das ist Julie. Sieht aus, als würde sie dich mögen.«
    Icherios’ Wangen röteten sich. Hastig griff er nach seinem Bierkrug und verbarg sein Gesicht dahinter, während er einen tiefen Zug nahm.
    Die folgenden Stunden wurden von Wein, Bier und Gelächter bestimmt. Mit jedem Schluck Alkohol verlor der junge Gelehrte seine Hemmungen mehr und mehr, bis er begann, Gefallen an Julies zunehmender Zutraulichkeit zu finden. Mal berührte sie ihn wie zufällig am Arm, dann beugte sie sich so weit vor, dass er ihr üppiges Dekolleté bewundern konnte, oder fragte ihn mit einem frechen Lächeln nach seinen Wünschen, wenn sie die Bestellung aufnahm. Deshalb zögerte er so weit wie möglich hinaus, dem Drang seiner Blase nachzugeben und nach draußen zu gehen, um sich zu erleichtern. Schließlich blieb ihm aber nichts mehr anderes übrig, als dem Ruf der Natur zu folgen. Er stellte sich vor eine Hauswand, an der übermütige Studenten Markierungen mit Punktzahlen hinterlassen hatten. Icherios hatte bereits von dem Brauch gehört, das man am Ende eines trunkenen Abends gerne einen Wettstreit im Zielpinkeln austrug. Daher ergriff er gleich die Gelegenheit, etwas zu üben, um auf einen möglichen späteren Wettkampf vorbereitet zu sein.
    Plötzlich trat jedoch jemand von hinten an ihn heran und schlang seine Arme um ihn.
    »Du bist gut ausgestattet, mein Süßer.«
    Julie! Vor Schreck pinkelte Icherios auf seine Schuhe. Verlegen beobachtete er, wie der Strahl versiegte, schloss dann hastig die Knöpfe, während ihre Finger zutraulich über seine Brust glitten. Das Schankmädchen zog ihn in den Schatten eines Gebäudes. Icherios war sowohl zu betrunken als auch zu erregt durch ihre direkte Art, um Widerstand zu leisten.
    »Magst du mich nicht später noch besuchen?«
    Sie gab ihm einen verführerischen Kuss auf die trockenen Lippen. Ihr Mund war süß und warm, doch als Icherios sie an sich zog, löste sie sich und zeigte auf ein dem Neckar zugewandtes Fenster.
    »Wirf ein Steinchen, sobald das Licht brennt.«
    Dann streichelte sie sacht über seinen Schritt, drehte sich um und verschwand im Haus.
    Der junge Gelehrte blieb schwer atmend stehen, bis sich sein Körper beruhigt hatte, bevor er zu den anderen zurückkehrte. Hastig stürzte er sein Bier hinunter und verlangte gleich ein weiteres. Seine neuen Freunde, allen voran ein blonder Jüngling, prosteten ihm in betrunkener Freude zu.
    In den folgenden Stunden trank Icherios sich Mut an. Normalerweise bevorzugte er dunkle Rotweine, aber an diesem Abend war ihm jedes Getränk recht, das seine zittrige Aufregung betäubte und ihm das Gefühl der Zugehörigkeit vermittelte.
    Nachdem der Wirt sie spät in der Nacht trotz aller Proteste hinausgeworfen hatte, torkelte Icherios zu Julies Fenster. Bereits nach dem ersten Klimpern eines Steinchens öffnete sie und warf ein altes, faseriges Seil hinunter. Seine Höhenangst ignorierend fing der junge Gelehrte an, daran hinaufzuklettern. Auf halber Höhe blickte er nach unten. Schwindel erfasste ihn, und sein Griff lockerte sich, sodass er ein Stück hinabrutschte. Das Seil brannte in seiner Handfläche. Panisch klammerte er sich daran fest und traute sich nicht, sich zu bewegen.
    »Wo bleibst du denn?« Julies Gesicht tauchte über ihm auf.
    Er durfte jetzt nicht schwach werden! Icherios zwang sich, den Blick nach oben zu richten, und kletterte weiter. Endlich konnte er sich über die Fensterbank ins Innere schieben.
    Die Schankmaid bewohnte einen kleinen Raum mit einem gemütlichen Bett, einem Waschtisch mit Spiegel und verschiedenen Schminksachen. In der Ecke stand ein üppig bemalter Kleiderschrank.
    Sie verlor keine Zeit, schloss das Fenster und griff Icherios zwischen die Beine, während sie ihren Mund auf den seinen drückte. Der junge Gelehrte stöhnte.
    »Psst«, raunte sie ihm zu. »Wenn sie uns hören, fliege ich raus.« Eilig knöpfte sie ihr schlichtes Leinennachthemd auf und presste ihren festen Körper an ihn.
    Mit zitternden Fingern versuchte Icherios, die Knöpfe an seinem Hemd zu lösen, ohne dabei ihre Brüste zu berühren. Der Alkohol machte ihn ungeschickt, und seine Nervosität gab ihm den Rest. Ungeduldig schob Julie seine Hände zur Seite und zog ihn aus.
    Die nächsten Momente verschwammen vor Icherios’ Augen in einem Taumel der Lust. Nachdem er viel zu schnell gekommen war, brach er schwitzend über dem Mädchen zusammen. Sie schob ihn routiniert zur Seite und kuschelte sich an ihn. Nur

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