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Der Kraehenturm

Der Kraehenturm

Titel: Der Kraehenturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Pflieger
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Narren zur Ausbildung schicken. Eine Maleficia ist eine geborene Hexe, die auf Schadenszauber und Flüche spezialisiert ist. Sie zu verärgern ist gefährlich.«
    »Und nun spukt diese Hexe in der Mühle herum?«, fragte Icherios verächtlich.
    Bevor die Situation eskalieren konnte, schaltete sich Franz ein. »Um das herauszufinden, sind wir hier. Es wäre allerdings verwunderlich, da in den Überlieferungen nur von den Bränden die Rede ist, aber niemals von einem Geist.«
    »Niemand der heute Lebenden kennt den genauen Wortlaut des Fluches«, erklärte Gismara etwas freundlicher und streichelte dabei versonnen den Hals ihrer Stute. »Vielleicht schützt sie nur die Mühle, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Der einzige Grabstein, der ihrer armen Seele gewährt wurde.«
    Arme Seele? Icherios blickte die Frau verwundert an. Sollte die Geschichte wahr sein, hatte diese Hexe unzählige Menschenleben auf dem Gewissen. Wie konnte sie Mitleid mit ihr empfinden?
    Franz führte sie einige Meter weiter, dann stieg er ab, drückte Gismara die Zügel in die Hand und hob die Nase in den Wind, als wenn er eine Witterung aufnehmen würde. Icherios lief es kalt den Rücken hinunter. Er hatte Derartiges bereits in Dornfelde gesehen – bei den Werwölfen, getarnt in ihrer menschlichen Gestalt.
    »Ich erkunde die Umgebung. Wartet hier.«
    Nachdem Franz in der Dunkelheit verschwunden war, gewann bei Icherios die Sorge Überhand. »Ist es nicht gefährlich? Selbst wenn kein Geist, sondern Menschen ihr Unheil treiben, könnte er in Schwierigkeiten geraten.«
    Gismara lachte übertrieben. »Mit Menschen wird er schon fertig, und er ist erfahren genug, um keinem Geist in die Falle zu tappen.« Sie wandte sich ab und blickte auf den Neckar hinaus. Das Thema schien für sie erledigt zu sein.
    In Icherios blieb ein ungutes Gefühl zurück, sodass er erleichtert war, als Franz’ Stimme gedämpft aus dem Dunkeln drang. »Alles verlassen, keine Spuren von Menschen.«
    »Bist du dir sicher?«, fragte Gismara.
    »Ja, wir scheinen es tatsächlich mit etwas Älterem zu tun zu haben.«
    »Du weißt, was das bedeutet?« Zum ersten Mal schwang Unsicherheit in der Stimme der Frau mit.
    »Der Grünschnabel und ich werden dich beschützen, sobald wir drin sind.«
    Icherios verstand kein Wort. Unruhig rutschte er im Sattel hin und her. »Wovon sprecht ihr?«
    »Es ist kein Mensch, der die Probleme verursacht«, erklärte Franz ausweichend.
    »Wie kannst du so sicher sein?«
    »Ich habe keine entsprechenden Spuren gefunden.«
    »Du willst mir doch nicht erzählen, dass wir es mit einem Geist zu tun haben?«
    »Ist das so abwegig?«
    Icherios dachte an seine Begegnung mit der Grabenden Helene in Dornfelde, trotzdem weigerte er sich weiterhin, die Existenz von Geistern vollständig zu akzeptieren, bevor nicht alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen worden waren.
    »Die Vorkommnisse könnten auch andere Ursachen haben.«
    »Ja, könnten sie, doch wir sind gerufen worden, um sicherzustellen, dass kein Geist, Fluch oder ein anderes nichtmenschliches Wesen hier Unheil verbreitet«, fuhr Gismara den jungen Gelehrten ungeduldig an.
    »Was wollt Ihr dagegen unternehmen?« Icherios hatte in seinen Büchern einiges über Geister gelesen, aber niemals einen Hinweis gefunden, wie man sich ihrer zuverlässig entledigte.
    »Hexenzauber bekämpft man am besten mit Hexenzauber.« Sie blickte Franz an. »Ich habe alles dabei, lasst uns gehen. Der Kreis muss um Mitternacht stehen.«
    Franz nickte. »Ich erkläre dir, was du zu tun hast, Grünschnabel. Befolge einfach meine Anweisungen.«
    Schweigend ritten sie auf das niedrige Gebäude zu. Die Tür stand offen, als wenn jemand sie erwarten würde. Sie stiegen ab, und während seine Begleiter die Satteltaschen abnahmen, blickte Icherios auf den dunklen Strom hinaus. Er fühlte sich beobachtet. Die Stromschnellen erzeugten ein ständiges Wechselspiel aus Licht und Schatten, aus dem blau leuchtende Augen ihn anzustarren schienen. Ein düsteres und zugleich verlockendes Lied erklang in seinem Kopf, das ihn darüber nachdenken ließ, sein Leben in die Hände des Neckars zu legen.
    »Ich bringe die Pferde in Sicherheit.« Franz ergriff die Zügel der Tiere und verschwand in Richtung Waldrand. Der junge Gelehrte starrte ihm hinterher. Das Lied war verstummt und hinterließ eine Sehnsucht und Leere in seinem Inneren, die er nur schwer abschütteln konnte.
    Widerstrebend folgte er Gismara in die Mühle und durch einen

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