Der Krake

angeliefert worden war, aus der Erde holte, war eine schwere Handfeuerwaffe.
    Sie wussten nicht, für wie viele Einsätze die Ladung des Phasers reichte, also verzichtete Billy darauf, mit ihm zu üben. »Ich weiß, was wir machen können«, sagte Dane. Er brachte sie in eine Spielhalle und stemmte sich durch Horden von Jugendlichen. Billy verbrachte Stunden damit, von einem kreischenden Automaten zum nächsten zu gehen und mit Plastikpistolen auf herannahende Zombies und außerirdische Angreifer zu feuern. Dane erteilte ihm flüsternd Ratschläge hinsichtlich seiner Haltung und seines Timings - Scharfschützenvokabular und soldatische Einsichten inmitten spielerischer Vernichtung. Der Spott der jugendlichen Zuschauer erstarb, als Billy immer besser wurde.
    »Gut gemacht, Mann«, sagte ein Junge, als Billy einen Endgegner besiegte. Die ganze Geschichte war unverhältnismäßig belebend. »Ja!«, flüsterte Billy, wenn er eine Mission erfolgreich abgeschlossen hatte.
    »Na schön, Soldat«, sagte Dane. »Nicht schlecht, Killer.« Und er titulierte Billy als Angehörigen gleich mehrerer gewalttätiger Sekten. »Jetzt sind Sie ein Thanikreuzer. Sie sind ein Serrimor. Sie sind ein Waffenwirt.«
    »Ein was?«
    »Achten Sie auf den Bildschirm. Böse Männer, immer einer nach dem anderen, die Waffe im Anschlag wie Kampfhunde. Sorgen wir dafür, dass Sie so schießen wie die. Aufpassen.«
    So ging es von Time Cops zum neuesten House of the Dead und weiter zu Extreme Invaders, damit Billy nicht die endlosen Angriffsschleifen nur eines Spiels verinnerlichte. Marines und andere Soldaten lernten an solchen Geräten, erzählte ihm Dane. Juba, der Bagdadscharfschütze, hatte seine tödlichen Künste mit Hilfe dieser Spiele erlernt. Und diese Scheinwaffen hatten keinen Rückschlag und kein Gewicht und mussten nicht nachgeladen werden - genau wie der Phaser. Der mangelnde Realismus machte sie paradoxerweise zum perfekten Übungsgerät für die echte, abenteuerliche Waffe, zu der Billy gekommen war.
    Billy stellte unzählige Fragen über die Armleuchter, mit denen er es zu tun bekommen mochte. Wie essen die? Wie sehen die? Wie denken die?
    »Das ist nicht die Frage«, sagte Dane. »Die Welt findet immer Wege, um solche Details zu überlisten. Und wer entscheidet sich dafür? Immer nur Leute, die bereit sind, genau so etwas zu tun.«
    Nun wussten sie also, welcher Köder Simon zum Portieren verlockt hatte. Jetzt mussten sie mit Saira sprechen.
    Was hat es mit der theologischen Wende auf sich? Ist Göttlichkeit nur eine besonders hartnäckige Form der Verschmutzung? Vielleicht ähnelt diese Geschichte einer Ultraviolettlampe am Tatort eines Verbrechens, mit deren Hilfe herumgespritzte Rückstände auf scheinbar sauberen Oberflächen sichtbar gemacht werden können. Man weiß nicht, wem man trauen kann. Grisamentums Postfach gehörte nicht zur Royal Mail oder zu irgendeinem anderen bekannten Postdienstleister. Auch wirkte die Postleitzahl irgendwie nicht ganz normal. Gehörte sie zu irgendeinem streng geheimen Botensystem?
    »Irgendwie muss sie ihn erreichen«, sagte Billy.
    »Ja, aber nicht auf den üblichen Wegen.« Das Postfach zu überwachen fiel schon mal aus.
    »Wie geht es Simon?«, fragte Billy.
    »Ganz gut. Ich war dort«, berichtete Wati, der in einer viktorianischen Statue steckte. »Ich meine, eher nicht. Aber Mo kommt gut mit ihm klar.«
    »Was ist mit den Londonmantikern?«, fragte Dane.
    »Ich bin so dicht rangegangen wie möglich. Es sieht nicht so aus, als hätte Saira auch nur so etwas wie ein Zuhause. Sie schläft in diesem Gebäude. In der Nähe des Steins.«
    »Gut«, sagte Dane. »Dann werden wir sie dort schnappen müssen. Wati, hilf mir bitte, ich versuche, unserem Jungen ein paar Dinge beizubringen.« Billy hörte das knirschende Geräusch von Glas am Rande seines Bewusstseins. Seit dem letzten Mal war schon eine Weile vergangen. Er wartete und versuchte, es als Botschaft aufzufassen.
    »Also gut«, meinte er, als sie an einem Schlüsseldienst vorbeikamen und ihm im Schaufenster etwas auffiel. Er erinnerte sich an Danes Lektion bei den Abfallbehältern und starrte die Miniaturtür an, an der verschiedene Klinken zu Ausstellungszwecken angebracht worden waren. »Also gut«, wiederholte er. »Wenn man das in die Hände bekommt, was auch immer damit anstellt, und es in eine Wand einbaut. Dann könnte man doch, ich wette, dann könnte man ...«
    »Na, langsam verstehst du es doch.« Wati meldete sich von drinnen zu