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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Fliegern prangen? Die Tinte musste wissen, was all diese wiedervereinten Tropfen seiner selbst gewusst hatten. »Ich schätze, sie müssen sparsam mit ihm umgehen.« Er war endlich. Jeder Befehl, den er schrieb, jeder Zauber, zu dem er wurde, all seine Kommunikation war er selbst, und all das zehrte ihn auf. Und war er erst vollends verschrieben, so gäbe es nur noch zehntausend winzige Grisamenten auf Papierschnipseln, jeder gerade machtvoll genug, um vielleicht als erbärmliche magische Postkarte zu taugen.
    Als Billy fertig war, hatte er nicht ganz einen Fingerhut voll Flüssigkeit, mehr als ein Tropfen, aber nicht viel mehr. Er tauchte eine Nadel hinein. Dane erhob sich mit einer kurzen frommen Geste und gesellte sich zu ihnen. Er blickte nach oben. Wati hatte sich nach der Niederlage seiner Gewerkschaft in einer Puppe vergraben, die auf dem Dach des Fahrzeugs festgezurrt war. Billy ging die Papiere durch, die er benutzen wollte, Fetzen aus seiner Tasche, Reste aller Art.
    »Meinst du, das funktioniert?«, fragte Saira.
    »Bei Byrne tut es das«, sagte Billy. »Versuchen wir es.«
    »Finden wir nun also wirklich und ernsthaft heraus, wie seine Pläne aussehen?«
    Billy behielt Dane im Auge, führte die Nadel an das Papier und zog die Hand, ohne hinzusehen, über die Seite. Er zog eine Linie. Nur eine Linie.
    »He!«, sagte Billy. »Grisamentum. Aufpassen!«
    Er zog noch eine Linie und noch eine, und diese dritte Linie zuckte plötzlich wie ein Ausschlag bei einem Kardiogramm, und da war Schrift. LECK MICH AM ARSCH verkündete sie in winzigen, kratzigen Lettern. Billy tauchte die Nadel erneut ein.
    »Lass mich«, flüsterte Dane. Billy bedeutete ihm zu warten.
    »Du denkst nicht klar«, flüsterte Billy dem winzigen Rest am Boden des Behälters zu. »Wahrscheinlich bist du ein bisschen benebelt. Du musst verwässert sein und ein bisschen schmutzig. Dein Gehirn muss ... klein sein.« Er hielt eine Pipette über die Tinte.
    »Wir können dich noch ein bisschen weiter verdünnen. Brennt Alkohol? Wir haben auch Zitronensaft. Oder Säure.« Billy hätte geschworen, dass die kleine Pfütze bei seinen letzten Worten zusammengezuckt war. Das Pigment, das Grisamentum war, kreiste in dem Näpfchen.
    »Was hast du vor?«, fragte Billy die Tinte.
    »Meine Leute ...«, sagte Dane.
    Billy tauchte die Nadel ein, schrieb. FICK DICH.
    »Also gut.« Billy tauchte die Nadel in Bleiche und dann in die Tinte. Nur ganz wenig; dies musste ein zartfühlender Angriff bleiben. Die Farbe zuckte, verblasste etwas. Billy mischte sie durch und zog erneut die Nadel über das Papier.
    MISTKERLE, schrieb Grisamentum mit sich selbst.
    »Was hast du vor?«
    FICK DICH.
    »Wo ist der Rest von dir?«, fragte Billy.
    FICK DICH.
    Billy träufelte weiteres Bleichmittel in die Tinte. Die Tinte wälzte sich zur Seite. »Wir werden dich nicht einfach in den Ausguss schütten. Du wirst nicht damit davonkommen, dich schmerzlos bei den Ratten in der Scheiße aufzulösen.« Er hielt die Pipette über das Glas. »Ich pisse in dich, und dann bleiche ich dich, bis du weg bist. Wo ist der Rest von dir?«
    Er schrieb. Die Schreiberei war zerklüftet. ARSCHLÖCHER.
    »Also gut«, sagte Dane. »Bleich den mörderischen Dreckskerl aus.«
    WARTE, kritzelte Billy. TINTNFABRIK. GESCHLOSSEN.
    Billy sah sich zu Saira um. Dane flüsterte dem Spielzeug, das er bei sich hatte, etwas zu, obwohl Wati nicht drin steckte. »Warum hast du all die Bücher mitgenommen?« Billy griff erneut zur Bleiche.
    NACHFORSCHUNGEN.
    »Wie kannst du sie alle lesen?«, fragte Dane. »Nachforschungen? Warum interessiert es dich überhaupt? Was hat das in Gottes Namen alles zu bedeuten?«
    Grisamentums Plan hatte den Countdown für das bevorstehende Feuer eingeläutet. Er hatte alles in Gang gesetzt. Nur wegen des Aberglaubens von Adler, einem der wenigen, die gewusst hatten, dass sein Boss immer noch in dieser aschigen Zwischenform existierte, hatten die Londonmantiker von dem Plan erfahren. Grisamentums geplanter Diebstahl hatte sie veranlasst, sich einzumischen und gegen ihr Gelübde zu verstoßen, da sie diesen Brand nicht zulassen konnten.
    »Warum«, fragte Billy, »willst du ihn verbrennen?«
    NICHT VERRÜCKT WARUM?
    »Also warum?«, hakte Billy nach.
    »Was hat er vor?«, fragte Fitch. »Warum will er diesen Kraken.«
    KÖNNT IHR EUCH DAS NICHT DENKEN?
    Die Tinte schrieb, zwang die Nadel unerwartet zurück auf das Papier und kritzelte mit Billys Hand. Billy tauchte sie noch einmal

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