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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Billy. »Warum hast du das Mädchen entführt?« Er schrieb wieder mit winzigen Buchstaben. TATTOO NICHT FANGT DICH. HALO
    »Das reicht«, sagte Billy. Noch ein paar bedeutungslose Schnörkel, dann folgten wieder Worte, dieses Mal hastig.
    WAS HABEN DIE MIT DIR VOR?
    »Was? Vor? Mit wem?« Billy schrieb, den Blick abgewandt. »Wovon redet der?«
    »Warte, warte«, brüllte Fitch, und Billy nahm die Spitze hoch und sah sich an, was er geschrieben hatte.
    DIE HABEN DICH & TATTOO. WERDEN DICH NICHT LEBEN LASSEN. ICH BESCHÜTZE DICH. SCHNELL
    »Was ...?«
    »Moment mal ...«
    »Ist das ...?« Jeder versuchte, die Lage zu sondieren.
    Sie haben dich. Paul stand da. Und das Tattoo. Dane war neben ihm. Sie werden dich nicht leben lassen.
    Billy starrte Saira und Fitch an. Ich beschütze dich, hatte Grisamentum zu Paul gesagt. Schnell.
    »Einen Moment mal«, sagte Fitch.
    »Was?«, fragte Billy.
    »Moment«, sagte Dane. »Er legt sich mit dir an.« Er schaute auf Fitch. Paul bewegte sich flinker, als Billy es ihm zugetraut hätte. Paul riss das Gefäß und die Papiere an sich, auf denen Grisamentum mit Billys Hand geschrieben hatte. Schnappte sich die Schere vom Tisch. Und wich rückwärts zur Ladeklappe zurück.
    Billy sah Fitch an und gab sich keine große Mühe, Paul aufzuhalten.
    »Seht doch«, sagte Fitch. »Seht ihr es? Er stiftet Unfrieden unter uns.«
    »Also gut.« Dane stand zwischen Paul und den Londonmantikern. »Beruhigen wir uns ...«
    Billy ließ die Nadel sinken und schrieb mit dem letzten Rest Tinte. »Nicht«, sagte Fitch, aber Billy ignorierte ihn und las laut vor:
    »Warum sollten sie dich leben lassen?«
    Billy sah Dane an. Und zwischen ihnen formierte sich die Erkenntnis, dass der winzige, benebelte Tropfen von Grisamentum irgendwie nicht ganz Unrecht hatte.
    Billy richtete den Phaser auf die Londonmantiker. Sie wussten nicht, dass er leer war oder so gut wie leer. Billy allerdings bezweifelte, dass er noch einmal funktionieren würde. »Jetzt hört mal.« Saira stand in der Pose eines Boxers da, sah aber Fitch an. »Das ist doch Unsinn.«
    »Seid nicht albern«, sagte Fitch, eigentlich stammelte er. »Niemand hat irgendein ... Niemand will ... Warum sollten wir?«
    »Ihr ...«, flüsterte Paul. »Er hat Recht.« Paul schob sich weiter zur Tür.
    »Wartet«, brüllte Fitch, aber kaum traten die letzten einsatzfähigen Londonmantiker vor, baute sich Dane schon vor ihnen auf.
    »Zurück«, sagte Billy, der nun neben Dane stand und Paul beschützte. »Was zum Teufel habt ihr vor?«, fragte er.
    Der Lastwagen hielt an einem Stoppschild oder einer roten Ampel oder einer Gefahrenstelle oder auch einfach nur so, und Paul zögerte keine Sekunde. Er riss die Ladeklappe auf, woraufhin Scheinwerferlicht von hinten eindrang und hektisch von einer Seite zur anderen huschte, als hätte sich dem erschrockenen Autofahrer ein Ausblick auf den Kraken geboten. Zu schnell, um ihn aufzuhalten, war Paul fort, raus aus dem Lastwagen. Tinte und Papiere in der Hand, warf er die Klappe wieder zu.
    »Scheiße!«, fluchte Dane und fummelte an der Klappe herum, aber der Laster, dessen Fahrer von nichts wusste, fuhr wieder an. Als Dane die Klappe endlich offen hatte, waren sie schon weit entfernt und Paul verschwunden.
    »Wir müssen ihn finden«, sagte Billy. »Wir müssen ...« Ihn zu den Londonmantikern zurückbringen. Zu Fitch, der die Anschuldigungen der Tinte nicht sehr überzeugend abgestritten hatte. Billy zögerte. Dane hatte sich passend Zeit gelassen, um die Klappe wieder zu öffnen.

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    »Ihr habt ihn entkommen lassen«, sagte Fitch. »Wir hatten das Tattoo, und ihr habt es gehen lassen.«
    »Komm mir nicht mit so einer Scheiße«, erwiderte Billy. »Am besten hältst du das Maul. Paul ist nicht das Tattoo.«
    »Wir wollten nicht zulassen, dass du ihn umbringst, Fitch«, fügte Dane hinzu.
    »Wir wollten ihn nicht umbringen.«
    »Wir haben dich gesehen«, sagte Billy. »Du konntest ihm nicht mal in die Augen blicken. Und tu nur nicht unschuldig. Wir wissen, was du Adler angetan hast.«
    »Jeder könnte Paul jetzt in seine Finger kriegen, und dann stecken wir alle in Schwierigkeiten«, sagte Fitch. »Ich habe nicht die Absicht, ihn zu verletzen, aber ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich versuche, alle Möglichkeiten offenzuhalten ...«
    »Alle Möglichkeiten offenhalten?« Billy schrie mehr oder weniger.
    »Was?«, sagte Saira zu Fitch.
    »Wir hatten einen der beiden Könige von London hier.« Fitch

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